Jens Uwe Baum „Boxer sind ruhiger als Kicker“

Jens Uwe Baum hat als Unparteiischer sowohl im Fußball als auch im Kampfsport viel Erfahrungen gesammelt.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Er strahlte souveräne Ruhe aus, egal ob er den sportlichen Regeln im 90 mal 120 Meter großen Rechteck eines Fußballfeldes oder im fünfmal fünf Meter großen quadratischen Boxring Geltung verschafft. Jens Uwe Baum (52), Unparteiischer aus Leidenschaft, liegt mit seinen Entscheidungen im Fußball, beim Boxen und Kickboxen zwar meistens richtig, hat aber auch keine Probleme damit, sich zu Fehlern zu bekennen: „Ein Schiedsrichter, der vom Feld geht und sagt, dass er alles richtig gemacht habe, der lügt. Auch der Beste pfeift nicht ohne Fehler.“

Jens Uwe Baum, mit 1,84 Meter Größe und einem dieser Körperlänge angemessenen Gewicht, strahlt natürliche Autorität aus und wurde in der Kreisliga A auch nie Opfer körperlicher Attacken. „Einmal kam ein Spieler auf mich zu gerannt, aber der ist dann kurz vor mir stehen geblieben“, erinnert sich Baum schmunzelnd.

Nur Kreisliga A oder höchstens Bezirksliga bei sicherem Blick für die jeweilige Spielsituation gepfiffen? „Das lag daran, dass ich erst mit Anfang 30 angefangen habe. Da sollte man dann Jüngeren den Weg in die höheren Klassen nicht verbauen“, sagt er, bricht aber eine Lanze für die Kreisliga-Schiedsrichter: „Die stehen ohne Linienrichter allein auf dem Platz und müssen allein über Abseits, Aus und Foul oder Schauspielerei urteilen. Überhaupt ist der Schiedsrichter der einsamste Mann auf dem Platz und muss mit jedem Pfiff gegen elf Spieler entscheiden.“ Zur Schiedsrichterei ist Jens Uwe Baum als Begleiter von Jugendmannschaften gekommen, die bei Auswärtsspielen meist das Spiel ihrer Mannschaft pfeifen müssen. „Das hat mich auf den Geschmack gebracht“, erinnert sich der ehemalige Spieler des FC 1919, der mehrfach unter Auswechselungen zu leiden hatte. „Als Schiedsrichter hatte ich immer 90 Minuten Einsatzzeit“, erklärt der selbstständige Trockenbauer grinsend.

„Und gleich im ersten Spiel als ausgebildeter Schiri musste ich meinen Verein pfeifen, weil der angesetzte Unparteiische ausgefallen war.“ Sein Debüt war von zwei roten Karten gegen das eigene Team „gekrönt“.„Auf dem Spielfeld muss ich ohne Ansehen der Person entscheiden“, stellt Baum emotionslos fest. „Bei jedem Spiel fangen wir bei Null an. Das bedeutet auch, dass ich ausblende, wenn ich einen Spieler vier Wochen vorher mal vom Platz gestellt habe.“

Aber Ärger gab es natürlich auch: „Einmal hat mich ein Spieler im Betriebssport angespuckt“, ist Baum auch heute noch empört. „Da musste ich mich schon beherrschen und hätte ihm am liebsten eine gescheuert. Der bekam aber von der Spruchkammer ein Jahr Sperre aufgebrummt, und dann habe ich ihn noch zivilrechtlich verklagt, was ihm eine Strafe von 400 Euro zugunsten einer gemeinnützigen Organisation eingebracht hat.“

Über Profiboxer Werner Kreiskott, in dessen Fightclub er sich auch mit Krafttraining fit gehalten hatte, kam Jens Uwe Baum auch zu seiner Tätigkeit als Ring- und Punktrichter beim Boxen und Kickboxen und hat es dort sogar schon zu internationalen Einsätzen gebracht. Der Unterschied zwischen Fußballern und Kampfsportlern? „Die Kampfsportler sind ruhiger und disziplinierter und nehmen eine Entscheidung gegen sich einfach hin“, stellt der Unparteiische fest. Und auch zwischen Frauen und Männern gibt es unterschiedliche Reaktionen. „Während sich Männer durch einen Pfiff persönlich angegriffen fühlen und schnell protestieren, nehmen Frauen das klaglos hin und meckern eher untereinander“, sagt Baum, der Staffelleiter in der Kreisliga A bei Frauen und Männern und Konfliktbeauftragter des Fußball-Kreises ist. „Da treten wir bei Ausschreitungen oder rassistischen Äußerungen in Aktion, gehen in die beteiligten Vereine und sprechen mit den Betroffenen.“

Konflikte schlimmerer Art sind allerdings in den vergangenen Jahren eher die Seltenheit. „Das hat sich sehr gebessert“, so der sichtlich in sich ruhende Jens Uwe Baum.