Dart Dart fasziniert auch ohne das WM-Spektakel

Wuppertal · Auch im Bergischen Land gibt es eine rege Dartszene und zahlreiche Ligen auf unterschiedlichem Niveau.

Michael Scheidt (l.) und Sascha Vierk spielen mit dem 1. DC Wuppertal 2. Liga. Ihr Vereinsheim ist das Öllämpchen am Hombüchel, wo Scheidts Vater Klaus schon vor vielen Jahrzehnten dem vermutlich aus England kommenden Geschicklichkeits- und Kneipenspiel eine Heimat gab.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Von Günter Hiege

Natürlich hat auch die Dartgemeinde in Wuppertal die Dart-WM im Fernsehen verfolgt, über das Spektakel gestaunt und die Treffsicherheit und Nervenstärke des neuen Weltmeisters Michael van Gerwen bewundert. „Was da abgeht und gezeigt wird, ist von hiesigen Verhältnissen meilenweit entfernt“, sagt Michael Scheidt. Dabei spielt er selbst schon seit 35 Jahren Dart, damals angestachelt von Vater Klaus, der am Hombüchel mit dem Öllämpchen einer der Ersten war, der Wurfscheiben in seiner Gaststätte aufhing. Sogar erste Liga hat er Anfang der 2000er Jahre mit dem 1. DC Wuppertal, der damals zwei Deutsche Meister hervorgebrachte, gespielt. Nach einem Neuaufbau hat sich der 1. DC inzwischen wieder in die 2. Liga des Nordrhein-Westfälischen Dartverbands NWDV hochgearbeitet.

Profizirkus ist eine
ganz andere Welt

Auch bei Spielen dort ist die Höchstpunktzahl von 180 für einen Wurf mit drei Pfeilen kein Einzelfall. Die Unterschiede zu den Profis liegen eher darin, mit welcher Konstanz man die Punktzahl von 501 herunterspielt, um dann mit einem „Doppel“ - dem Treffer in den äußeren Ring - auszumachen. „Wenn ich gegen van Gerwen spielen würde, wäre das in etwa so, wie wenn ein völliger Neuling gegen mich antritt“, gibt Scheidt einen Vergleich.

Dabei ist die Dartszene im Bergischen durchaus keine kleine. Rund 40 Klubs sind unter der Adresse dartimtal.de im Internet zu finden. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ligen von der ersten Liga des Landesverbandes NWDV, in der derzeit der Verein Bulls Eye vertreten ist, über die Bergische Liga, bis hin zu einigen E-Dart-Ligen. Die einst von Puristen verspottete Version, bei der statt mit Steeldarts auf Filzscheiben mit Soft-darts mit Plastikspitzen auf noppenbesetzte Scheiben geworfen wird, hat sich nicht nur in Wohnstuben und in Kneipen, sondern auch in vielen Vereinen als eigenständig durchgesetzt.

Von Softdarts
und Rechenangst

„Viele Leute wollen einfach nicht rechnen, haben Angst, wenn sie an die Tafel müssen, um aufzuschreiben, wie viel ihnen noch fehlt“, nennt Dirk Lieverkus einen aus seiner Sicht wichtigen Grund dafür. Beim Softdart wird elektronisch gezählt. Der Vorsitzende des 1. DSC Heckinghausen von 1987 ist gerade dabei, die nächste Betriebssport-Stadtmeisterschaft im E-Dart zu organisieren, zu der sich stattliche 47 Teams angemeldet haben.

Seine Tochter Jenny war in der Jugend mal dreifache Europameisterin, hat sich inzwischen aber dem Fußball verschrieben. Wie es überhaupt nicht einfach sei, die Leute auch auf Wettkampfniveau bei der Stange zu halten. Auch ein WM-Effekt sei da trotz der üppigen Fernsehübertragungen oft schnell verpufft, auch wenn es den durchaus gebe. „Per Telefon oder E-Mail hatte ich während der WM bestimmt ein Dutzend Anfragen, ob man bei uns Dart spielen kann. Wenn davon dann 20 Prozent auch wirklich zu unseren Übungsabenden im Vereinsheim an der Heckinghauser Straße kommen, ist das schon viel“, so Lieverkus. Mit 54 Mitgliedern ist der 1. DSC Heckinghausen nach seinen Angaben der derzeit größte Dartverein in Wuppertal, setzt auf Steel- und E-Dart.

Wie oft muss man denn üben, um richtig gut zu werden? „Mindestens dreimal pro Woche sollten das schon sein“, findet Guido Klee vom Erstliga-Team der Bulls Eyes. Das Team, das gerade erst aufgestiegen und derzeit sieglos Letzter ist, leide aber darunter, dass einige der besten Spieler aktuell nicht zur Verfügung stünden. Partystimmung wie bei der WM gebe es übrigens auch bei Erstliga-Spieltagen nicht, an denen zwei Achterteams jeweils in Einzeln, Doppeln und dann wieder Einzeln gegeneinander antreten. Klee: „Die paar Zuschauer sind meist Angehörige.“

Dabei wird auch dort durchaus guter Sport geboten. Bulls-Eye-Mitglied Guiseppe Rizzo ist einer von zwei Spielern der Liga, denen in dieser Saison ein High-Finish von 170 mit drei Darts gelungen ist. Heißt zweimal die dreifache 20 und zum Abschuss das Bulls-Eye - der kleine rote Punkt in der Mitte der Scheibe.

„Der Unterschied ist, dass die Profis regelmäßig nur 12 bis 18 Darts brauchen, um die 501 herunterzuspielen. Das schaffen wir zwar auch mal, aber unser Niveau liegt durchschnittlich eher bei 21 bis 24 Darts, manchmal sind es auch 35“, sagt Michael Scheidt. Er bezeichnet Dart immer noch als Hobby und weniger als Sport. Training bedeute übrigens nicht, immer wieder von 501 herunterzuspielen, sondern in gemischten Formen mal auf Zahlen, mal auf Doppel zu werfen und immer wieder bestimmte „Endspiele“ zu simulieren.

Interessierten Hobbyspielern, die von van Gerwen & Co begeistert sind, rät er, mal in den Vereinen vorbeizuschauen, um bei aller Individualität im Wurfstil, grobe Fehler ausschließen zu können. Und den Weltmeister Michael van Gerwen selbst kann man demnächst bei einer Veranstaltung des Gevelsberger Dartclubs Kreuz Ass zusehen. Er wird dort bei einem Event am 9. März auch gegen Hobbyspieler antreten - Partystimmung wie im Fernsehen inklusive. Die 1350 Karten, die dafür in den Vorverkauf gegangen sind, dürften allerdings schnell weg sein.