Deutscher Meister aus Wuppertal: Der „kleine Koko“ trifft mit links
Philipp Kolodziej boxt erst seit 2009. Seitdem hat er 20 Kilogramm abgenommen. Jetzt wurde er Internationaler Deutscher Meister im Mittelgewicht.
Wuppertal. Rund 800 boxbegeisterte Zuschauer im Volkshaus in Zürich sahen, wie am vergangenen Samstag der rechte Haken von Philipp Kolodziej am Körper des Deutsch-Russen Anatoli Muratow einschlug, den Gegner auf die Bretter zwang und den Ringrichter das Aus verkünden ließ. Der 23 Jahre alte Wuppertaler aus dem Fight-Club in der Friedrich-Ebert-Straße ist neuer Internationaler Deutscher Meister im Supermittelgewicht (ab 76,2 Kilogramm) nach Version der GBA (German Boxing Association) und wurde bei der anschließenden Siegerehrung mit dem riesigen Meistergürtel dekoriert.
Philip Kolodziej, den alle nur „Koko“ nennen, ist für seine Gewichtsklasse mit 1,76 Metern relativ klein, doch Angst vor den meist erheblich größeren Kontrahenten kennt er nicht. „Da gibt es Tricks und Techniken, die Führhände der Gegner zu überwinden und in die Halbdistanz zu kommen“, grinst er und schaut auf seine linke Schlaghand, die in der Regel für seine vorzeitigen Erfolge verantwortlich ist.
Kaum zu glauben ist es, dass der muskulöse Boxer mal 20 Kilogramm mehr auf den Rippen gehabt haben soll. „Wenn Du mal bei mir boxen willst, musst Du radikal abnehmen“, hatte ihm Trainer Werner Kreiskott 2009 gesagt.
„Ich habe dann meine Ernährung total umgestellt und beim Training noch mehr geschwitzt“, erzählt der höfliche junge Mann, der im dritten Lehrjahr eine Ausbildung als Informatiker und Kaufmann absolviert. „Keine Nudeln, Milchprodukte oder Kartoffeln, vorwiegend Fleisch und Obst“, hieß neben eisenhartem Training die Devise.
„In der Kampf-Vorbereitungsphase wird täglich morgens vor der Arbeit und abends nach der Arbeit trainiert“, sagt Werner Kreiskott, der „Koko“ auch am Ring in Zürich als Sekundant betreute.
Zwar gab es für den Titel eine Gage, schließlich ist Kolodziej „Profi“, doch von den Börsen der Supermittelgewichtler Artur Abraham oder Robert Stieglitz kann er nur träumen. „Das ist eine völlig andere Welt“, meint der junge Wuppertaler und hat auch keine konkreten sportlichen Ziele. „Mal sehen, was das Boxen so bringt.“
Etwas Wesentliches hat es ihm auf jeden Fall gebracht: Im Wuppertaler Fight-Club hat er seine Freundin Anna Rohn, die dort schon länger trainiert, kennengelernt. Man sieht es ihr nicht an, aber auch sie steht als Boxerin im Ring. Doch von einer „schlagenden Verbindung“ kann bei dem sympathischen Paar nicht die Rede sein.