Die Wuppertaler Jugger wollen nur spielen
Der Verein hat bei der Aktion „Top in Wuppertal“ den Jurypreis in der Kategorie „kleine Vereine“ gewonnen.
Wuppertal. Training, das ist für die Wuppertaler Jugger auch gelebte Öffentlichkeitsarbeit. Wenn sie immer sonntagnachmittags auf einer Wiese an der Hardt mit wundersamen Schlägern scheinbar wild auf einander einprügeln, bleiben ständig neugierige Spaziergänger stehen und lassen sich gerne in die Geheimnisse dieser Sportart einführen.
Die hat ihren Ursprung in der Tat in einem martialischen Film namens „Kampf der Besten“, folgt aber strengen Regeln, die dem Rugby verwandt sind. „Unsere Schlagwerkzeuge, die Pompfen, sind leicht und weich abgepolstert. Damit muss der Läufer verteidigt werden, der das Spielgerät, den Jugg, ins Mal in der Endzone tragen muss. Wer von einer Pompfe getroffen wird, ist kurzeitig gebannt“, gibt Sandra Stiefeling die Kurzform wider und versichert: „Schnelligkeit ist dabei viel wichtiger als Kraft.“ Gewaltfreiheit ist in der Satzung des Vereins festgelegt, der sich 2012 gegründet hat sein Team nach den Schlägern „Pompfritz“ nennt.
Dass Gemeinschaft in der weltweiten Juggergemeinde — Deutschland ist mit rund 80 Teams das Zentrum — eine wichtige Rolle spielt, zeigte auch der Sieg der Wuppertaler Jugger bei der Online-Voting-Aktion der Westdeutschen Zeitung „Top in Wuppertal“ mit mehreren Tausend Stimmen, die von überall her kamen.
Sechs- bis siebenmal im Jahr sind die „Pompfritz“ und ihr Zweit-Team „Ketchup“ deutschlandweit zu Turnieren unterwegs.Gerade kehrten sie mit Patz 17 Platz unter 63 Teams von der Deutschen Meisterschaft — gleichzeitig WM - aus Villingen zurück.
„Ich habe früher Fußball gespielt. Das hier ist mal was anderes, und auf den Turnieren immer neue Leute kennezulernen, ist super“, sagt Jan Böhmer (26). Die meisten der Jugger sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, viele sind Studenten.
Und dann ist da noch Angelika Nitsche, Mutter zweier Jugger und auch so etwas wie die Mutter der Kompanie. Berühmt ist die Verpflegung, für die sie bei den Bergischen Meisterschaften, die die Jugger im August zum zweiten Mal ausgetragen haben, sorgt.
In die dritte Auflage 2015 soll das Preisgeld von Top in Wuppertal fließen — und in den Bau neuer Kinderpompfen, denn auch eine Jugendabteilung ist im Werden“. Training ist mittwochs in der Halle Collenbusch und eben sonntags an der Hardt. Dass die Wiese dabei strapaziert wird, ist geduldet. Sandra Stiefeling: „Es war mal jemand von der Stadt da. Er fand es cool und hat uns nur gebeten, nicht immer dieselbe Stelle zu nutzen.“