Amateurfußball Germania steht ohne Sportplatz da

Wuppertal · Das Granulat auf dem Kunstrasen verklumpt bei der Hitze. Austausch erst im Herbst?

SSV-Geschäftsführer Friedhelm Bursian mit verklumpten Granulatbrocken vom Kunstrasen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Kunstrasen gilt im Amateurfußball als Nonplusultra, weil er strapazierfähig, pflegeleicht und fast immer bespielbar sein soll. In heißen Sommern tut sich aber zunehmend ein Problem auf, von dem jetzt der SSV Germania am Freudenberg massiv betroffen ist. Das Granulat, das für die Gleitfähigkeit entscheidend ist und die Verletzungsgefahr minimieren soll, verklumpt. Schon seit dem 2. Juni ist der Kunstrasenplatz deshalb komplett gesperrt. Die Diagnose der Stadt: Das Granulat muss komplett ausgetauscht werden. „Dafür benötigen wir aber Temperaturen von dauerhaft unter 20 Grad, um die Gefahr auszuschließen, dass durch die schweren Maschinen der Belag beschädigt wird. Im schlimmsten Fall könnte das Herbst werden“, beschreibt der stellvertretende Sportamtsleiter Thomas Hornung die Situation, die für den SSV Germania die reine Katastrophe ist. Aktuell wird händeringend nach Ausweichplätzen gesucht, zumal die erste Mannschaft, die in die Bezirksliga aufgestiegen ist, mit der Vorbereitung begonnen hat.

„Nach jetzigem Stand steht uns eine Wiese am Hockeyplatz der ETG am Dorner Weg zur Verfügung“, sagt SSV-Geschäftsführer Friedhelm Bursian und wünscht sich mehr Solidarität anderer Vereine. „Die haben wir ja auch gezeigt, wenn die ähnliche Probleme hatten.“ Zuletzt hatte man, wie berichtet , Landesligist Cronenberger SC sein letztes Ligaspiel, das über den Aufstieg entschied, am Freudenberg austragen lassen, weil auf dem CSC-Platz zeitgleich ein Jugendturnier stattfand.

Bursian: „Auch da gab es massive Probleme mit der Verklumpung. Der Schiedsrichter kam in der Pause zu mir und sagte, er hätte das Spiel abgebrochen, wenn es nicht das letzte der Saison gewesen wäre. Auch er hatte dicke Granulatklumpen unter den Füßen.“

Das Problem sei im vergangenen Jahr bereits aufgetreten, der Platz sei mal zwei, mal eine Woche gesperrt gewesen. Einen Granulataustausch durch die Stadt wie in Cronenberg und in Beyenburg (komplett) habe es aber nicht gegeben. So war absehbar, dass es weiter zu Verklumpungen kommen würde.

Gewährleistungsfrist ist abgelaufen - Stadt muss zahlen

„Leider sind wir aus der Gewährleistung raus“, sagt Thomas Hornung. So kommen die Kosten für den Austausch komplett auf die Stadt zu, und da wolle man kein Risiko eingehen, bei hohen Temperaturen mit schweren Maschinen vielleicht noch den Rasen zu zerstören. Hornung: „Ein reiner Austausch des Granulats kostet nach unseren Erfahrungen 50 000 bis 60 000 Euro, müsste der Rasenbelag erneuert werden, lägen wir bei 250 000 bis 300 000 Euro.

Neue Granulatmischungen würden mehr natürliche Stoffe enthalten, außerdem würde mehr Sand für die Grundfüllung und Beschwerung des Kunstrasens verwendet, beschreibt er, wie man verhindern will, dass derartige Probleme bei Hitze wieder auftreten. Ganz auszuschließen sei das freilich nie, auch wenn der Germania-Platz derzeit in Wuppertal der einzige sei, der so betroffen sei. Manchmal liege das auch an der Granulatcharge, die geliefert wurde.

Friedhelm Bursian hat andere Sorgen: „Wir haben fünf Senioren- und elf Jugendmannschaften. Zwei Jugendteams musste ich aufgrund der Problematik schon abmelden. Und ganz abgesehen von den Trainingsmöglichkeiten müssen wir langsam auch die ersten Spieltage planen.“ Eventuell müsse man zunächst ausschließlich auswärts antreten.

„Wir sind mit allen umliegenden Vereinen, die Kunstrasenplätze haben, im Kontakt, notfalls müsste man Alternativen auf Asche anbieten“, sagte Tim Wahl-Petersen, im Sportamt für die Sportplätze zuständig. Erschwerend kommt hinzu, dass der Naturrasen am Freudenberg, der in erster Linie dem WSV als Trainingsplatz zur Verfügung stehe, ab 17. Juli Rasenruhezeit habe. Man werde auch die Möglichkeit prüfen, diese zu verschieben.