Sportler der Woche Nippes beendet Karriere im Sommer
Wuppertal/Solingen · Der Kapitän des Bergischen HC gibt seinen Abschied als Spieler bekannt - und blickt zurück.
14. Mai 2020, Klingenhalle, irgendwann nach 21 Uhr: Wenn der Bergische HC seine finale Saisonpartie gegen die Eulen Ludwigshafen – möglicherweise noch von Bedeutung im Erstliga-Abstiegskampf – hinter sich gebracht hat, werden die Löwen unter anderem zur Verabschiedung bisheriger Profis bitten. Und es werden sicherlich Tränen fließen. Denn es steht nun fest, dass der BHC-Spieler überhaupt seinen Abschied nehmen wird: Kristian Nippes beendet an jenem Mai-Tag seine beeindruckende Karriere. „Ich hatte für diesen Moment auf ein Heimspiel gehofft. Und bei anderen Spielern, die aufgehört haben, ist es im Laufe des Jahres ein besonderer Tag gewesen“, weiß der bald 32-Jährige um den hohen Grad an Emotionalität, die den Weyersberg in rund vier Monaten vereinnahmen wird.
Junge aus Solingen ist schon
bei der Geburt des BHC dabei
Wie viele Handballspiele der Publikumsliebling mittlerweile dort absolviert hat, lässt sich nicht mehr eruieren. 1992 war es, als der gebürtige Solinger seine ersten Wurfversuche machte. Als Linkshänder war er natürlich etwas Besonderes, aber die Mitspieler bei der DJK Vogelsang waren zwei Jahre älter. „Ich war wesentlich kleiner und wurde Zwerglein genannt“, erinnert sich Nippes, der schon als Vierjähriger und bis zum heutigen Tage von einer handballbegeisterten Familie getragen wurde.
„Zwerglein“ wurde zum gestandenen Jugendspieler und war mit dabei, als 2002 in Solingen die Weichen für die „goldene Generation“ gestellt wurden. „Es war eine glückliche Fügung, dass mit Christian Hoße und André Eich die besten Nachwuchshandballer aus Haan und Langenfeld zu uns kamen“, denkt der Rückraum-Akteur gerne an die Geburtsstunde jenes sehr guten Teams zurück, das 2005 die nationale Nummer eins bei der B-Jugend wurde und 2007 für den ersten Höhepunkt des gerade erst gegründeten BHC sorgte: Deutscher Meister der A-Jugend in einer rappelvollen Klingenhalle. „Vielleicht ist der WM-Titel mit den deutschen Junioren höher zu bewerten, aber das Event in der Klingenhalle war damals hochklassig“, nimmt der noch frische Familienvater eine Feinabstimmung zwischen Erfolg und Erlebnis vor – für Letzteres steht natürlich auch die Teilnahme am Pokal-Final-Four mit dem BHC 2016 in Hamburg.
Einen Schnitt gab es in der Karriere mit den wenigen Stationen aber auch. Zur Saison 2009/2010 hatte der damalige Chefcoach Raimo Wilde den 1,91-Meter-Mann vom Rückraum auf die Außenposition beordern wollen. Kristian Nippes reagierte mit seinem Wechsel zum DHC Rheinland darauf, kehrte 2011 aber schon wieder zurück. Und hielt dem BHC fortan die Treue.
Körperliche Belastungen haben Spuren hinterlassen
309 Pflichtspiele, 696 Tore, seit 2016 Kapitän des Bundesligisten und 2009 auch des deutschen Weltmeister-Junioren-Teams – der Profi mit der Trikotnummer 13 stellte nachhaltig sein Können in der Abwehr wie auch im Angriff unter Beweis. Jetzt wird Kristian Nippes im Sommer mit dem Handball aufhören. „Wer meinen Werdegang verfolgt hat, dem war wegen der Verletzungen relativ klar, dass ich nicht bis Ende 30 aktiv sein würde“, berichtet er darüber, dass der Körper den Denkprozess angestoßen habe. Seit dem vergangenen Sommer gab es Gespräche mit Trainer Sebastian Hinze und Geschäftsführer Jörg Föste – mit Optionen auf eine Verlängerung der Profi-Karriere. Aber der Entschluss sei frühzeitig gereift, und die Möglichkeit einer Vertragsverlängerung nicht in konkrete Überlegungen gemündet.
Im Gegensatz zu denen bezüglich einer anderen Rolle im Verein. Für ihn gibt es verschiedene Szenarien, der BHC böte eine Möglichkeit. Mit einer kaufmännischen Lehre und dem „praktisch fertigen“ Studium der Betriebswirtschaftslehre wäre der Führungsspieler jedenfalls auch abseits seiner geliebten Sportart gut aufgestellt.
Und wann ist der richtige Moment für einen langjährigen Sport-Profi, den Schlussstrich zu ziehen? Der 47-fache deutsche Nachwuchs-Nationalspieler hatte sich immer vorgenommen, jenen Moment nicht zu verpassen. „Man kann es nicht ein bisschen machen“, sagt Nippes, der die sicherlich lukrativen finanziellen Aspekte eines Bundesliga-Handballers nicht ausreizen wollte.