Vereinstreue Ehrenamtlich von der Kreis- bis zur Bundesliga

Wuppertal · Siegfried Knapik ist Betreuer von Handball-Bundesligist Bergischer HC. Der Solinger gehört dem Club seit 52 Jahren an.

Foto: Kurt Kosler

Es sind unvergessliche Handball-Momente: der Aufstieg in die 2. Liga des Sportring Höhscheid unter Trainer Bob Hanning; der dramatische Bundesliga-Abstieg der SG Solingen in der Relegation 2002; der unglaubliche Sprung zurück aufs höchste Level als Bergischer HC beim EHV Aue 2011; oder auch der ganz bittere Abstieg 2017, als die Fans in der Wuppertaler Unihalle das Team noch eine Viertelstunde nach Abpfiff angefeuert hatten – einer war immer dabei: Siegfried Knapik.

Als Siggi, wie er von allen nur genannt wird, 1967 vom BSV Solingen 98 zum Sportring wechselte, wurde Handball noch auf dem Feld und in der Halle gespielt. „Draußen war ich einer der schnellen Läufer, drinnen war ich Torhüter“, blickt der Solinger zurück. Die Position zwischen den Pfosten besetzte Knapik bis 1989 bei den Höhscheidern – und er blieb dem Club bis heute treu. Aus dem Sportring wurde die SG Solingen, daraus der Bergische HC, der sich inzwischen in der Bundesliga etabliert hat.

Angebote mit Bezahlung schlug Knapik zeit seines Lebens aus

Kaum zu glauben, dass Knapik mit den Höhscheidern in der Kreisklasse angefangen hat. „Ich habe jeden Aufstieg mitgemacht“, sagt der 75-Jährige. „Bis in die Verbandsliga als Spieler, danach als Co-Trainer oder Betreuer.“ Hin- und wieder half Knapik zwar noch als Torhüter aus, doch mehr und mehr entwickelte er sich zur helfenden Hand. „Es war immer mein Ding, andere Leute zu unterstützen“, sagt der Betreuer. Seine Arbeit wurde im Verein stets geschätzt, so dass er niemals daran dachte, zu wechseln. „Klar habe ich auch schon mal Angebote mit Bezahlung bekommen“, erzählt er. „Aber ich bin geblieben – ehrenamtlich seit mehr als 50 Jahren. Darauf lege ich großen Wert.“

Ein Grund zum Bleiben war BHC-Geschäftsführer Jörg Föste

Siggi Knapik war bei allen Höhe- und Tiefpunkten des Vereins dabei. „Ganz bitter war 2002 die Niederlage in der Relegation gegen Wilhelmshaven. Wir hatten einen Sieben-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel aufgeholt, dann ging der Ball an den Pfosten, und der Gegner traf per Gegenstoß. Das war der Abstieg“, erinnert er sich. Ans Aufhören hat er trotzdem nicht gedacht. „Ich habe immer das große Ganze gesehen“, sagt Knapik. Gerade nachdem der heutige BHC-Geschäftsführer Jörg Föste 1989 dazugekommen war. „Er hat das Projekt immer mit allerhöchster Akribie vorangetrieben. Das war für mich ein Grund, zu bleiben – auch in den bitteren Stunden.“

Auf der Bank des Bergischen HC ist der 75-Jährige nach wie vor nicht wegzudenken. Am vorigen Wochenende, beim 25:25 gegen Frisch Auf Göppingen, fehlte er ausnahmsweise, weil er sich bei einer Familienzusammenkunft auf Ibiza befand. „Sowas ist die absolute Ausnahme. Eigentlich bin ich immer dabei“, sagt der Solinger.

Seine Aufgabenbereiche haben sich über die Jahre verändert. Bis vor ein paar Jahren war das komplette Team vor den Spielen noch bei ihm und seiner Frau Marianne Kaffeetrinken. „Die Tradition hat damals Bob Hanning eingeführt“, erläutert Knapik. „Zu seiner Zeit als Trainer hier wollte er in der Bundesliga spielen – aber in familiärer Atmosphäre.“

Da der Aufwand enorm ist, wurde die Tradition inzwischen abgeschafft, doch um Kulinarisches kümmert sich der Betreuer immer noch: Das Obst für Spiele und Training besorgt er. Außerdem wäscht er, beziehungsweise seine Frau, die Trikots der Mannschaft, legt sie an den Spieltagen aus, verwaltet die Ausrüstung und macht eben das, was gerade ansteht.

Und wie lange noch? „Solange ich mich körperlich fit fühle“, meint der KFZ-Meister, der – obwohl er längst Rentner ist – nebenbei auch noch in einem Karosseriebetrieb tätig ist. „Ich möchte mich nicht irgendwann quälen. Dann ist es an der Zeit, loszulassen.“ Bis es so weit ist, freut sich Knapik weiter auf den nächsten großen Moment seines Bergischen HC.