Mit 30 Jahren wertvoller denn je
BHC-Rechtsaußen Arnor Gunnarsson feierte ganz nüchtern runden Geburtstag. Der Muster-Profi ist derzeit in Island beim Nationalteam.
Auf dem Spielfeld explodiert Arnor Gunnarsson regelrecht. Seine mitreißenden Jubelposen sind berühmt. Privat ist der Rechtsaußen des Bergischen HC eher ein nüchterner Typ — und entsprechend feierte der Vorzeige-Profi-Handballer am Montag auch seinen 30. Geburtstag.
„Am Abend esse ich mit Freunden zusammen etwas, vielleicht stoßen wir mit ein, zwei Bierchen an“, hatte er vor seinem Abflug nach Island angekündigt. Denn gleich am Tag nach dem 25:24-Erfolg mit dem BHC in Würzburg ging es für ihn zur Nationalmannschaft, die in dieser Woche in Reykjavik einen Trainingslehrgang inklusive zweier Testspiele gegen Schweden absolviert. Frau und Töchterchen blieben im Bergischen, das für Gunnarsson seit 2012 zu seiner zweiten Heimat geworden ist.
Damals kam er vom TV Bittenfeld zum BHC und war gleich ein wichtiger Faktor beim direkten Wiederaufstieg in die erste Bundesliga. Die Fans wählten den Isländer zum Spieler der Saison, und seitdem hat sich Gunnarsson zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Mannschaft entwickelt.
„Er hat sportlich eine unglaublich positive Entwicklung genommen. Hinzu kommt, dass er sich absolut mit dem BHC identifiziert. Für einen professionellen Spieler, der von außen kommt, ist das schon ungewöhnlich“, sagt Sebastian Hinze, der 2012 mit der Neuformierung der Mannschaft in der 2. Liga zum Cheftrainer befördert worden war. Auch wenn sich Gunnarsson in den folgenden Jahren zu einem überdurchschnittlichen Erstliga-Spieler entwickelte, setzte er in der vergangenen Saison trotz des drohenden Abstiegs ein Zeichen und verlängerte seinen Vertrag bis 2021. „Die Verhandlungen waren völlig unproblematisch und haben gezeigt, dass ihm Stabilität ganz wichtig ist“, sagt Viktor Szilágyi, inzwischen sportlicher Leiter und zuvor seit 2012 Mitspieler von Gunnarsson beim BHC.
Mit 30 Jahren ist der Isländer für die Löwen wertvoller denn je und ein Garant dafür, dass sich auch in dieser Saison das Unternehmen sofortiger Wiederaufstieg bisher so positiv gestaltet. Mit 80 Toren führt Gunnarsson nach zehn Spielen die Torschützenliste der 2. Liga an. Er ist fraglos der beste Rechtsaußen der Liga, ein sicherer Siebenmeterschütze und zeigte auch im Pokal gegen Wetzlar absolutes Erstliga-Niveau.
Dass der BHC auf Rechtsaußen allein auf ihn setzt, ist auch Folge der Stabilität, die der Isländer über die Jahre gezeigt hat. „Ich mag es, 60 Minuten auf der Platte zu stehen, da hat sich auch mit 30 nichts geändert“, sagt Gunnarsson. Er ist in der Abwehr ebenso gefragt wie im Angriff und bereitet sich in jeder Trainingseinheit absolut professionell vor. „Er holt sich vor jedem Spiel von mir noch Zusatzinformationen, etwa über seine besonderen Abwehraufgaben oder das Spiel der gegnerischen Torhüter“, sagt sein Trainer.
Auf dem Spielfeld reißt der Isländer seine Mitspieler mit, daneben ist er kein Lautsprecher. Wenn der Co-Kapitän etwas sagt, hat sein Wort aber Gewicht. Zu seinem 30. Geburtstag werden ihn in Island jedenfalls viele Glückwünsche aus dem Bergischen erreichen, und ein Stück BHC bleibt ihm ja auch dort. Mit Torwart Björgvin Gustavsson, bei den Löwen fünf Jahre lang sein Mitspieler und enger Freund, trifft Gunnarsson bei der Nationalmannschaft wieder zusammen. Mit ihm hatte er in der vergangenen Saison nach Siegen den berühmten Hu-Jubel der isländischen Fußball-Nationalmannschaft angestimmt. In dieser Saison hätte er dazu wesentlich häufiger Anlass, doch dieses Kapitel ist abgeschlossen. „Das war einmalig“, sagt Gunnarsson dazu und konzentriert sich lieber wieder rein aufs Sportliche.