Otto Platz — ein Rollhockeytalent aus Spanien

Ein junger Spanier mit deutschen Wurzeln geht seit diesem Winter für den RSC auf Torejagd.

Foto: Stefan Fries

Otto Platz - der Name klingt ungewöhnlich und dennoch irgendwie urdeutsch. Wer ihn auf dem Trikot der Nummer elf des RSC Cronenberg liest, würde wohl auf den ersten Blick nicht vermuten, dass hier ein junger Spanier für den Rollhockey-Bundesligisten aufläuft. Dieses Gefühl dürfte sich bei den meisten Gegenspielern aber in kurzer Zeit ändern, denn die Spielkunst, die Otto Platz Iglesias - so lautet sein vollständiger Name — an den Tag legt, hat durchaus südeuropäische Klasse.

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Wie sauber er den Ball am Montag beim Sieg gegen Ortsnachbar Moskitos mit der linken Rückhand in den Winkel haute, war schon sehenswert. Und in den fünf Spielen für den RSC hat Otto Platz insgesamt schon sechsmal getroffen.

Keine Frage, trotz der erst 20 Jahre ist es eine Verstärkung, die RSC-Spielertrainer Jordi Molet aus seiner spanischen Heimat auf die Südhöhen gelotst hat. Einen ersten Kontakt hatte er mit Otto Platz schon vor zwei Jahren aufgenommen und erinnerte sich daran, dass der sowohl einen spanischen als auch einen deutschen Pass besitzt und damit im Januar sofort spielberechtigt war. Sein Vater Carlos Platz ist nämlich Deutscher. Dessen Eltern waren nach dem Zweiten Weltkrieg nach Spanien ausgewandert. Von der Mama, einer Spanierin, stammt, wie in Spanien üblich, der zweite Name Iglesias.

Im Cronenberger Team war ein Platz frei geworden, nachdem Daniel Leandro kurz nach Saisonbeginn nach Portugal zurückgekehrt war. Im Dezember gab es ein erstes Probetraining mit dem Jungen aus Tarragona, wobei der gleich zu überzeugen wusste. Schließlich spielt er bereits seit seinem sechsten Lebensjahr Rollhockey, angesteckt vom Papa, der spanischer Eishockey-Nationalspieler war. Nur, dass Rollhockey in Spanien viel populärer ist. „Er passt auch vom Alter her sehr gut in unser junges Team“, sagt RSC-Präsident Peter Stroucken. „Auch dass Otto Linkshänder ist, hat Trainer Jordi Molet sehr gut gefallen. Damit haben die gegnerischen Torhüter nämlich immer Probleme, weil sie sich auf Rechtshänder einstellen“, ergänzt Stroucken und rühmt die weiteren Eigenschaften von Otto Platz Iglesias: „Er ist schnell, ballsicher und hat die spanische Rollhockey-Mentalität - niemals aufgeben.“

Auf Deutschland ist Otto Platz sehr neugierig. „Ich wollte unbedingt mal dorthin, auch weil meine Familie daher kommt“, sagt der freundliche junge Mann lächelnd. Gerne hat er deshalb die Gelegenheit ergriffen, die ihm der RSC bot. Deutsch muss er allerdings noch lernen, ist kräftig dabei und gibt sich auf dem Feld wie auch außerhalb sehr wissbegierig. Er studiert an einer Fern-Uni Marketing.

Beim Einleben in Deutschland hilft ihm neben Jordi Molet auch der dritte Spanier im Team, Torwart Eric Soriano, der wie Molet schon seit mehreren Jahren in Deutschland lebt. Beide wohnen zusammen. Der RSC stellt die Unterkunft und freut sich auf weitere spanische Momente in dieser Saison, in der man noch viel vorhat. Es wäre keine Überraschung, wenn es auch heute im Pokal gegen Zweitligist Schweinfurt wieder typisch deutsch, aber irgendwie ungewöhnlich heißt: „Torschütze Otto Platz“.