Wuppertal Renn-Simulator: Mit 300 PS im Stand über den Ring

WZ-Mitarbeiterin Chaleen Goehrke nimmt im Simulator des Sorg Rennsport Teams Platz.

Foto: Sarah Simon

Wuppertal. Quietschende Reifen, brüllende Motoren, fast 300 PS auf dem Tacho und ich am Steuer. Bei dem ersten VLN-Langstrecken Rennen des Jahres, der 63. ADAC Westfalenfahrt am Nürburgring, bekam ich die Gelegenheit, die Strecke einmal aus der Sicht eines Rennfahrers kennenzulernen — an einem Rennsimulator.

Foto: Peter Fryba

Durch die neue Partnerschaft mit dem internationalen JIM Racing Team steht ab sofort ein solcher Simulator für die Fahrer des Wuppertaler Sorg Rennsport-Teams, rund um die Brüder Daniel und Benjamin Sorg, zur Verfügung. „Bevor ich mein erstes Rennen absolvierte, habe ich mich ausschließlich mit Hilfe eines Simulators vorbereitet. Durch meinen 3. Platz bei der DMV-Meisterschaft konnte ich die Teamchefs von der Effektivität der Simulatoren überzeugen. So brauchte ich nur noch ein Treffen mit dem JIM Racing Team vereinbaren und der Rest ergab sich von selbst“, erklärte mir Philipp Hagnauer, Fahrer und Initiator der Partnerschaft.

Unter dem Namen „JIM Racing Team powered by Sorg Rennsport“ wollen die Tourenwagen-Rennfahrer des Wuppertaler Rennsportteams von nun an auch die Welt des Simracings aufmischen. Im World Wide Web gehen Fahrer wie Björn Simon und Philipp Hagnauer in diesem Jahr bei der iRacing GT3 Weltmeisterschaft an den Start und nutzen die Erfahrungen, um sich auf die kommenden Rennen vorzubereiten.

Die Vorbereitung sei daher so gut, weil die Rennstrecken und das Fahrgefühl sehr realitätsnah seien. Auch das Auto könne man genauestens seinem eigenen Rennwagen anpassen.

Das machte mich neugierig und ich wagte einen Selbsttest. Im Sitz des Simulators angekommen, waren nur noch ein paar Knöpfe zu betätigen, die spezielle Brille aufzusetzen, und schon stand ich mit meinem Wagen mitten auf der Nordschleife. Voll motiviert trat ich auf das Gaspedal. Doch schon nach wenigen Minuten merkte ich die Anstrengung und Schwierigkeit, so dass mich ein Schwindelgefühl überkam. Hagnauer erklärte mir dann, dass das kein Einzelfall sei, da viele unerfahrene Fahrer am Anfang Probleme hätten und die Belastung unterschätzen würden. Trotz des aufkommenden Gefühls der Anstrengung, sei das nichts im Vergleich zur Belastung im richtigen Rennen. Das Einzige, was man daher nicht durch Simulationsrennen lernen könne, sei die körperliche und mentale Stärke auf der Strecke. Auch die Risikobereitschaft sei beim Simracing größer. „Wenn du in die Leitplanke fährst oder ins Schleudern gerätst, drückst du einfach auf Escape und das Rennen beginnt von vorne. Das kannst du beim echten Rennen nicht“, sagt Hagnauer.

Auch Teamkollege Björn Simon, der mit dem Team an diesem Tag den 3. Platz in ihrer Klasse machte, ergriff am Tag vor dem Rennen noch einmal die Gelegenheit, sich ein Bild von der Strecke am Simulator zu machen. „Viele Fahrer nutzten bereits vorher Simulatoren zu Hause. Der große Vorteil ist einfach, dass du ihn jederzeit einsetzen kannst und nicht von Wetterbedingungen oder anderen Umständen abhängig bist. Daher ist es gut, nun auch direkt vor Ort diese Möglichkeit zu haben“, berichtete Simon in einem Vorgespräch.

Aus Sicht von Teamchef Benjamin Sorg sind natürlich noch andere Gründe entscheidend: „Das Simracing gibt talentierten Fahrern bei Online-Meisterschaften die Chance, entdeckt zu werden. Außerdem spart man viel Geld, da der Verschleiß am Auto wegfällt. Ich denke der Übergang wird immer realistischer und daher sind Simulations-Rennen für die Zukunft unverzichtbar.“