Schattenkampf mit Familientauglichkeit
310 Teakwondo-Kämpfer aus ganz NRW traten zum Formenturnier beim SV Bayer an.
Tritt oder Schlag abwehren, und daraus zum Gegenschlag übergehen — das ist beim Formenkampf nicht anders als beim Vollkontakt-Taekwondo, nur das sozusagen gegen einen Schatten gekämpft wird. Selbstverteidigung, die beim Training für den Ernstfall nicht wehtut, Körper und Geist schult. „Wir haben damit ganz andere Möglichkeiten an Sportler heranzukommen“, sagt Thomas Lettner, seit 30 Jahren Abteilungsleiter Taekwondo beim SV Bayer, in denen er die Abteilung auf 300 Aktive und elf Trainer — alle aus den eigenen Reihen — aufgebaut hat. Ob die Jüngsten mit gerade sechs Jahren oder auch Ältere bis 60 Jahre, die sich dem Vollkontakt nicht mehr aussetzen wollen — beim Schattenkampf kann jeder mitmachen. Das spiegelte sich auch beim Nachwuchsturnier Formen am Samstag, das die Nordrhein Westfälischen Taekwondo Union traditionell zum Jahresbeginn nach Wuppertal vergeben hat.
Nirgendwo sind die Voraussetzungen besser, und so schulterte die Abteilung des SV Bayer auch diesmal wieder den großen organisatorischen Aufwand, der angesichts von 310 Teilnehmer aus 30 Vereinen aus ganz NRW und annähernd 80 Wettbewerben mit kleinen und größeren Starterfeldern nötig ist.
Ob im Einzel der unterschiedlichen Alters- und Könnensklassen - von den Einsteigern mit den gelben und grünen Gürteln bis zu den Könnern mit roten und schwarzen — im Paar, in der Dreimannschaft oder gar der Familienwertung war für die Kampfrichter jede Menge zu tun. Auf drei Matten wurde gekämpft, jeweils unter den strengen Blicken von fünf Kampfrichtern. Die klickten auf ihren Computern laufend Abzüge von dem Ausgangswert vier oder fünf herunter, je nachdem, ob eine Form richtig und mit dem nötigen Ausdruck ausgeführt war.
„Ich erzähle den Jüngeren immer, am Anfang habt ihr zehn Berliner Ballen, und ihr müsst euch bemühen, damit am Ende nicht nur Krümel übrigbleiben“, sagt Thomas Lettner und lächelt.
Dass der SV Bayer am Ende des Wettkampfs stets viel vom Gebäck behält und traditionell die Mannschaftswertung gewinnt, liegt schon allein daran, dass er mit 65 Einzelstartern, 14 Paaren und zwei Familienteams die meisten Teilnehmer stellte. Für die Qualität sprachen 18 Einzelsiege, 14 Mal Silber und 17 Bronze. „Der eine oder andere wird heute stolz seinen Pokal mit ins Bett nehmen“, war sich Lettner sicher, schließlich sei es für einige Einsteiger ihr erster Wettkampf überhaupt gewesen.
Über vier erste Plätze bei nur einer guten handvoll Athleten durfte sich der Hatzfelder TV als zweiter Wuppertaler Verein freuen. Der hatte mit der 60 Jahre alten Martina Senfleben auch die älteste Teilnehmerin gestellt. gh