Sylvia Cornelius: Sportkegeln ist Fleißarbeit

Sylvia Cornelius (45) hat sich kontinuierlich gesteigert: Die Wuppertalerin ist deutsche Meisterin bei den Damen A.

Wuppertal. "Ich konnte drei Tage lang nicht mehr richtig gehen", erinnert sich Sylvia Cornelius (45) an den kapitalen Muskelkater, nachdem ihre neue Arbeitskollegin Viola Augustin sie zum Sportkegeln beim KSF 62 in den Dönberger Rainbow Park eingeladen hatte. Das war 1990, als der Funke trotz der unliebsamen Nebenwirkungen übergesprungen war.

Cornelius, die vorher beim Jux-Kegeln nie ein sonderliches Talent bei sich entdeckt hatte, widmete sich der neuen Sportart mit dem ihr eigenen Elan, steigerte sich von Jahr zu Jahr und wurde am vergangenen Wochenende bei den Titelkämpfen ihrer Jahrgangsklasse (45 bis 50 Jahre) in Trier nach drei Durchgängen erstmals deutsche Meisterin.

855 Holz erzielte die Sportlerin, die im Zivilberuf die Geschäfts- und Kreditorenbuchhaltung beim Wuppertaler Traditionsunternehmen Vorwerk leitet, bei je 60 Wurf in die Vollen und beim Abräumen in der Finalrunde. "Erst ab einem Schnitt von über acht Holz pro Wurf darf man sich auf diesem Niveau etwas ausrechnet", beschreibt Sylvia Cornelius die Anforderungen.

In Trier konnte sie sich der Unterstützung von Trainer Frank Augustin und etlicher Schlachtenbummler sicher sein. Es war nicht der erste, aber der größte Erfolg der Nichte der Tischtennislegende Eberhard Schöler. 1995 qualifizierte sich Sylvia Cornelius über Stadt-, Bezirks-, Niederrhein- und westdeutsche Meisterschaft erstmals für die deutsche Meisterschaft.

"1995 bin ich aber schon in der Vorrunde rausgeflogen." Was sie aber noch mehr anspornte, und nach dem 5. Platz 1999, und Rangdrei im Mixed zusammen mit Partner Uli Röhle 2004 gelang nun der Triumph, der ihr auch die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2009 bei den Damen A in Langenfeld einbrachte. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und der ist mit zahllosen Trainingsstunden und noch mehr Würfen gepflastert.

"Pro Trainingseinheit werfe ich so zwischen 240 und 300 Kugeln", beschreibt sie ihr Vorbereitungsprogramm für Einzelmeisterschaften und die Bundesliga-Spiele, die sie zusammen mit ihren Mannschaftskameradinnen für die KSF 62 bestreitet.

"Gut ist, dass man neben unserem Mannschaftstraining auch jederzeit auf die Kegelbahn im Rainbow Park kann." Die Wuppertalerin macht davon eifrig Gebrauch und holt sich die für die obligatorischen 120 Wurf nötige Kondition beim Fahrradfahren. Neben Schwimmen und Leichtathletik hatte sie früher auch Volleyball und "erblich bedingt" mit Erfolg Tischtennis beim ASV gespielt. "Meist sind gute Tischtennisspieler auch gute Kegler. Das Gefühl für Effet, vor allem, wenn es auf die Bauern geht, verbindet beide Sportarten."

Dass Kegeln ein Sport mit strengen Regeln ist, verrät nicht nur die zwingend vorgeschriebene Sportkleidung. "Wer in Sportkleidung auf der Bahn ein alkoholisches Getränk zu sich nimmt, sieht die rote Karte", erklärt die deutsche Meisterin, räumt aber ein, dass Erfolge natürlich stilgerecht gefeiert werden.

Das soll möglichst auch im nächsten Jahr bei der WM geschehen, wo Deutschland in Langenfeld zu den Titelfavoriten zählt. "Es macht unheimlich viel aus, wenn man die Bahn kennt. Es gibt ergiebige, wo die Kegel fallen, aber auch andere."

Die in Langenfeld kennt Cornelius sehr gut. "Da habe ich bei den westdeutschen Meisterschaften gespielt", verrät sie. "Um einen guten Startplatz im deutschen Team zu bekommen, muss ich aber meine Leistung immer wieder bestätigen."