Vom Lehn: "Finale in London ist das Ziel"

Wuppertal. Wenige Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele hat Christian vom Lehn, Wuppertals Schwimm-Hoffnung für London, WZ-Sportredakteur Günter Hiege Rede und Antwort gestanden.

Christian vom Lehn, Sie sind vor einem Jahr bei den Weltmeisterschaften in Schanghai mit ihrer Bronzemedaille über 200 Meter Brust wie ein Komet in der Weltspitze aufgetaucht. Was hat sich seitdem für Sie verändert?

Vom Lehn: Gut, die Medien sind aufmerksamer geworden, ansonsten ist mein Leben im Prinzip so geblieben.

Sie sind in den vergangenen zwei Jahren durch Verletzungen zurückgeworfen worden. Wie schwer ist es, sich immer wieder neu zu motivieren?

Vom Lehn: Natürlich ist es schwer, besonders wenn die Verletzung langwierig ist und man immer wieder im Training zurückgeworfen wird. Aber gerade in diesem Jahr hatte man mit den Olympischen Spielen ein Ziel, das für jeden Sportler ein Traum ist. Mal sehen, wie es die nächsten Jahre werden wird, wenn ich wieder öfter verletzt sein sollte.“

Wie ist es überhaupt möglich, so schnell zu schwimmen, wenn sie vor WM und DM gerade mal zwei Wochen Brust-Beinschlag trainieren konnten?

Vom Lehn: Das kann ich schwer erklären, aber ich glaube mal, das ist auch eins meiner Talente, schnell wieder abzurufen, was ich vorher trainiert habe.

Was kann man in neun Wochen Olympiavorbereitung rausholen?

Vom Lehn: Wenn ich mich wirklich reinhängen kann und das Spezifische in harten Serien trainiere, dann wird man sehen, was in London noch drin ist. Ich würde natürlich gerne das Finale dort erreichen.“

Wie froh waren Sie, nach der EM wieder bei der Familie in Wuppertal zu sein?

Vom Lehn: Es war natürlich sehr schön, alle wiederzusehen. Die Nationalmannschaft ist auch so etwas wie eine Familie, aber es ist auch schön, mal wieder hier zu sein und zu entspannen.

Schwimmen ist ja eine Individualsportart. Wie wichtig ist es für Sie, wenn man Teil einer Mannschaft ist — hier beim SV Bayer und in der Nationalmannschaft?

Vom Lehn: Hier in Wuppertal ist es natürlich wichtig, weil man nicht allein trainieren muss. Es macht immer mehr Spaß, wenn man Leute um sich hat. Bastian Schober schwimmt die gleiche Lage, da kann man sich gegenseitig ein bisschen hoch puschen. Wie wichtig die Nationalmannschaft ist, hat man bei der Europameisterschaft gesehen, wo wir uns gegenseitig angefeuert haben. Es gibt immer einen Motivationsschub, wenn man weiß, das Team steht hinter Dir.

Sie gelten seit Jahren als das größte Talent beim SV Bayer, sind schon als der kommenden Top-Schwimmer bezeichnet worden, bevor Farshid Shami vor vier Jahren das Traineramt übernommen hat. Das ist jetzt eingetreten. Wie hat sich ihr Verhältnis zum Trainer mit dem Erfolg verändert?

Vom Lehn: Ich glaube nicht, dass sich viel verändert hat zwischen uns, und ich glaube auch nicht, dass sich großartig etwas verändern wird.

Sie haben mal gesagt, ihr Bleiben in Wuppertal würde auch davon abhängen, ob Farshid Shami bleibt. Gilt das noch?

Vom Lehn: Auf jeden Fall, wenn Farshid weggeht und es für mich die Möglichkeit gibt, dort auch einen Studienplatz zu finden, dann werde ich wahrscheinlich mitgehen. Ich habe ihm schließlich ein Stück weit meine Erfolge zu verdanken. Ein Studium ist jedenfalls für die Zeit nach Olympia fest eingeplant.

Es gibt im Schwimmsport nicht viele Profis, die davon gut leben können. Spüren sie nach Ihren Erfolgen in puncto Sponsoren eine größere Resonanz, gerade auch in Ihrer Heimatstadt?

Vom Lehn: Ich spüre in erster Linie eine große Resonanz von den Medien. Ich würde mich freuen, wenn hier aus Wuppertal jemand auf mich zukommen würde.

Sie haben mit Jörg Neblung, seit einem Jahr einen Manager. Was hat sich da schon entwickelt?

Vom Lehn: Speedo (Schwimmbekleidung, Anm. d. Red.) hat mir einen neuen Vertrag angeboten. Da hat mir der Jörg sehr geholfen und sicher das Bestmögliche herausgeholt, was Prämien angeht. Ich hoffe, dass seine Agentur auch in den nächsten Jahren eventuell ein paar Sponsoren für mich findet.

Schwimmen Sie weiter, wenn die Gesundheit mitspielt?

Vom Lehn: Ich hatte nicht vor, nach Olympia aufzuhören. Ich werde schon eine kleine Pause machen. Rio 2016 (die nächsten Olympischen Spiele, Am. d. Red.) ist natürlich auch noch ein Riesenziel.