Zoostadion: Seit 1924 schlägt hier das Wuppertaler Herz
Die Arena wurde 1924 eingeweiht. Seitdem zählt sie zu den Wahrzeichen Wuppertals — und zu den größten Sündenfällen der Stadt.
Wuppertal. Das Stadion am Zoo hat wie kein anderer Ort in Wuppertal die Massen angelockt. Seit der feierlichen Eröffnung am 5. Oktober 1924 haben sich die Vohwinkeler, Sonnborner, Ronsdorfer, Cronenberger, Langerfelder, Elberfelder oder Barmer wohl nirgends so sehr als Wuppertaler gefühlt. Allen voran die legendäre Aufstiegself des Wuppertaler SV mit Günter Pröpper & Co., in den 1970er Jahren ließ die Herzen der Menschen in Wuppertal im gleichen Takt schlagen.
Die sportlichen Erfolge, die landschaftlich schöne Lage und die gute Verkehrsanbindung der Arena sind aber nur eine Seite der Medaille. Das Stadion am Zoo steht in der Stadtgeschichte auch für jahrzehntelange Versäumnisse, diese Sportstätte modernen Erfordernissen anzupassen.
Dabei hatte das Prunkstück der Elberfelder Stadtväter dem 1909 eröffneten Barmer Stadion schnell den Rang abgelaufen. Doch es war „auf Sand“ gebaut: Das Stadion am Zoo, das 1,5 Millionen Reichsmark kostete, steht auf einer ehemaligen Kippe der örtlichen Farbenindustrie. Und dieses Erbe, das bis heute unter dem Rasen schlummert, hat die Modernisierung der Arena immer wieder massiv behindert. So würde zum Beispiel auch heute noch der Einbau einer Rasenheizung zu einem kostspieligen und aufgrund der Altlasten unkalkulierbaren Unternehmen.
Mitte April 1924 begannen die Bauarbeiten, Anfang Oktober waren sie abgeschlossen. Das ging den Zeitgenossen nicht schnell genug, Fritz Roth, „Vater des Stadions“, handelte sich dafür Kritik ein. Die außergewöhnlich lange Regenperiode des Sommers, Streiks und Aussperrungen verzögerten in empfindlicher Weise die Fertigstellung der Arbeiten, hieß es zur Entschuldigung.
Geschaffen wurde ein Stadion, dessen Optik durch die 500 Meter lange Radrennbahn und die Stadion-Gaststätte, heute Sitz des Sport- und Bäderamtes, bestimmt wurden. Die Bahn mit ihren Steilkurven war Austragungsort der bis in die 50er Jahre sehr beliebten Steherrennen und begründete den internationalen Ruf der „Kampfbahn“. Im Windschatten schwerer Motorräder fuhr Walter Lohmann 1955 mit 96 Kilometern einen fabelhaften Stundenrekord. Der größte Versammlungsort im Bergischen Land bot später auch für die Abendsportfeste des Barmer TV, die Bundesliga-Auftritte des WSV und auch so manchen Politiker eine große Bühne.
Die vielfältige Nutzbarkeit des Stadions geriet im Laufe der Jahrzehnte zum Nachteil. Fußballfans vermissten die Nähe zum Spielfeld. Radrennbahn und Aschenbahn verloren ihre Funktion. Zwar wurde das Stadion 1983 in die Denkmalliste eingetragen, aber der Verfall war durch diesen formellen Akt nicht aufzuhalten. Der Tiefpunkt war erreicht, als am 13. April 1988 die Haupttribüne wegen Einsturzgefahr gesperrt werden musste.
Der Weg schien nun frei für einen Neuanfang. Doch da der WSV in der drittklassigen Oberliga Nordrhein nur knapp vierstellige Besucherzahlen vorweisen konnte, fehlte der Wille zum ganz großen Wurf. Zudem meldeten sich die Denkmalschützer zu Wort und mahnten die Stadt als Eigentümer an, ihren Pflichten nachzukommen. Heraus kam ein Kompromiss, der den Erhalt der historischen Schildwand vorsah. Das Geld reichte nur für die Haupttribüne, obwohl sich allein dafür die Kosten auf rund 35 Millionen Mark verdoppelten. Mit dem Bau der Stehtribünen 2007 gab es nur noch eine größere Veränderung. Der WSV ist heute fast der alleinige Nutzer — ein schlafender Riese in einem Stadion, das schon turbulentere Tage gesehen hat.
“ Erinnern Sie sich an Ihren ersten Besuch im Stadion? Was war für Sie der Höhepunkt? Erinnerungen schicken Sie bitte an die Westdeutsche Zeitung, Otto-Hausmann-Ring 185, 42115 Wuppertal oder per E-Mail an: stadtteile@wz-wuppertal.de