Vorfreude auf Olympia
Peking 2008: Kai Müller vom SV Bayer verbrachte eine Woche in der Sport-Metropole.
Wuppertal. Wenn am 8. August in Peking die Olympischen Spiele eröffnet werden, vertreten die beiden Schwimmerinnen Daniela Samulski und Sarah Poewe die Farben des SV Bayer Wuppertal. Ein anderer Wuppertaler war bereits jetzt in der chinesischen Hauptstadt. Kai Müller, sportlicher Leiter Jugend der Volleyball-Abteilung des SV Bayer, verbrachte eine Testwoche in Asien. Während der Spiele wird er mit der Sportjugend des Landessportbundes NRW eine Gruppe von 80jungen Erwachsenen, die ihr freiwilliges soziales Jahr (FsJ) absolvieren, begleiten.
Die Eindrücke, die der Diplomsportwissenschaftler aus der Millionenmetropole mit nach Wuppertal nahm, decken sich so gar nicht mit seinen einstigen Vorstellungen. "Mein Bild ist pulverisiert. Ich hatte eine nach westlichen Standards zurückgebliebene Gesellschaft erwartet. Was ich gesehen habe, war eine Weltstadt, die allen Vergleichen mit dem Westen standhält", berichtet der 34-Jährige, dem vor allem die Ausmaße der Stadt imponiert haben.
Hatte er sich vorher noch Hoffnungen gemacht, dass die Sportstätten nicht allzu weit auseinander liegen, da sie sich ja alle in Peking befinden, sah er sich vor Ort eines Besseren belehrt. "Die Entfernungen sind gigantisch." Kein Wunder, denn Peking ist flächenmäßig so groß wie Belgien. Zu Fuß kommt man also nicht weit, aber Müller hat positive Erfahrungen mit Öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht. "Bus und U-Bahn-Fahren ist überhaupt kein Problem, selbst ohne Sprachkenntnisse."
Aber auch Taxis sind zu empfehlen. "Das ist preiswert. Allerdings muss man immer einen Stadtplan dabei haben, um dem Fahrer die Straße zu zeigen, wo man hinwill." Das Problem ist nur, dass eine Fingerspitze bereits zwei Quadratkilometer groß ist. Da kommt es schon mal vor, dass man, obwohl gleichzeitig gestartet und dasselbe Ziel gezeigt hat, an unterschiedlichen Stellen ankommt. Autos oder gar Fahrräder in der Olympiastadt zu mieten, davon rät der Wuppertaler ab. "Das käme einem Himmelfahrtskommando gleich", bringt es Müller auf den Punkt.
Diese Erfahrungen, die der Diplomsportwissenschaftler in der Testwoche Peking gesammelt hat, wird er während der Olympischen Spiele gut gebrauchen können, denn dann ist er für das sportliche Rahmenprogramm der 80 jungen Männer und Frauen verantwortlich. Neben Besuchen von Sportveranstaltungen, was sich allerdings auf Grund der rar gesäten Tickets problematisch gestalten wird, plant Müller ein Basketball-Turnier mit chinesischen Studenten und hofft auf direkten Kontakt zu den Olympioniken. "Vielleicht können wir ein Treffen mit Daniela Samulski und Sarah Poewe vereinbaren."
Doch die Reise nach China ist für die FSJler kein Urlaub. "Während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres müssen die jungen Männer und Frauen sogenannte Bildungstage absolvieren. Die Sportjugend, die generell für die Betreuung der FSJler verantwortlich ist, hat sich überlegt, diese Bildungstage in den Aufenthalt bei den Olympischen Spielen zu integrieren", erklärt Müller den Hintergrund der Reise.
Das heißt, in Peking steht für die jungen Erwachsenen Bildungsarbeit auf dem Programm. Die Workshops behandeln ganz allgemeine Dinge rund um das FSJ, aber natürlich auch speziell auf China und die Olympischen Spiele gemünzte Themen.
"Von einem Regime habe ich in Peking nicht viel mitbekommen. Ich habe nur Menschen getroffen, die offen sind und die die Kommunikation mit ihren Gästen suchen. Tradition wird wichtig genommen, aber doch nicht in dem Maße, wie ich es mir vorgestellt habe", berichtet Müller über seine Erfahrungen und ist davon überzeugt, dass sich die Chinesen auf die Spiele und den Kontakt zu Menschen aus der ganzen Welt freuen.
"Ich freue mich ebenfalls auf ein lebhaftes, buntes und friedvolles Treiben, bei dem Gäste und Gastgeber großen Wert darauf legen, sich gegenseitig besser kennen zu lernen", blickt der Wuppertaler voraus.
Gut zwei Monate müssen sich Kai Müller, die 80 FSJler und natürlich Daniela Samulski und Sarah Poewe noch gedulden. Dann wird das Olympische Feuer in der chinesischen Sportmetropole entzündet.