Wuppertaler Turnverband: „Hier ist Turnen weiblich“

Dorothee Hartmann ist Vorsitzende des Turnverbands — so etwas ist im Sport immer noch eine Seltenheit.

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Wuppertal. Auch im Sport wird darüber diskutiert, dass Frauen in Spitzenämtern von Vereinen und Verbänden unterrepräsentiert sind, während sie als Übungsleiterinnen oft eine große Rolle spielen. Die WZ sprach darüber mit Dorothee Hartmannn. Sie steht seit zwei Jahrzehnten an der Spitze des Wuppertaler Turnverbands, ist Vorstandsmitglied im Deutschen Turnerbund und nahm am Donnerstag in Düsseldorf an einer Podiumsdiskussion des Landesportbundes zum Thema Frauen in Führungspositionen teil.

Frau Hartmann, warum sind aus Ihrer Sicht Frauen in Führungspositionen der Vereine und Verbände eher die Ausnahme?

Dorothee Hartmann: Es ist leichter, jemanden für eine bestimmte Aufgabe zu gewinnen, zum Beispiel jüngere Frauen im Bereich Kindertunen. Führungsaufgaben beinhalten aber auch andere Uhrzeiten, nämlich meist abends und am Wochenende. Das ist je nach Familiensituation nicht so einfach.

Kann man daran etwas ändern?

Hartmann: Der erste Ansatz ist immer erst einmal in der eigenen Familie. Die muss mitziehen. Zweitens könnte man aber auch Vereinstreffen, die abends sind, mal verlegen, zum Beispiel auf den Samstagvormittag.

Empfinden Sie es als Mangel, das es in der Vereinen weniger Frauen in Führungspositionen gibt?

Hartmann: Grundsätzlich nicht. Die Qualifikation und die Sachorientiertheit ist mir wichtiger als das Geschlecht. Es ist allerdings hilfreich, ein bisschen Mentoring zu betreiben, denn es gibt eine Menge guter Frauen, die einen Anstoß oder eine Unterstützung brauchen, um sich auch zu melden.

Was halten Sie von einer Quote, die ja auch in Wirtschaft und Politik diskutiert wird?

Hartmann: Ich bin privat kein Freund von Quoten, sondern ich sage immer, die Leistung und der Einsatz entscheiden. Ich sehe aber auch, dass eine Quote hilfreich sein kann, um Frauen zu motivieren und sie erst einmal überhaupt einsetzen zu können. Dann können Sie sich ja beweisen. Im Alltag entscheidet sich, ob sie geeignet sind oder nicht. Das sollte im übrigen auch für Männer gelten.

Wäre das auch ein Modell für den Sport?

Hartmann: Ja, auf jeden Fall.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs im Wuppertaler Turnen aus?

Hartmann: Bei den Männern gibt es auf unsere Ebene ganz wenig. In Wuppertal ist Turnen weiblich, sowohl in der Praxis als auch in der Verwaltungsebene. Das ist so gewachsen.

Wie sind Sie in Führungspositionen gekommen?

Hartmann: Weil ich Sport studiert habe, bin ich vom BTB angesprochen worden, ob ich nicht Übungsleiterin werden wolle. Weil ich da neue Ideen eingebracht habe, bin ich irgendwann angesprochen worden, ob ich nicht Vorstandsarbeit machen will. So war das auch beim Wuppertaler Turnverband und später beim Rheinischen und beim Deutschen Turnerbund.

Sie waren in den Gremien oft die einzige Frau. Haben Sie nie Ressentiments gespürt?

Hartmann: Nein, es kommt immer darauf an, wie man auftritt. Die Geschäftsführerin des TSV Bayer Leverkusen, sagte am Donnerstag in der Tat, dass es für sie anfangs nicht leicht gewesen sei, aber sie habe sich durchgekämpft.