Stadtentwicklung Luisenviertel: Zukünftig mehr Zusammenarbeit der IGs?

Luisenviertel. · Achim Brand, Wirt des Cafe du Congo, ist jetzt Mitglied in beiden Interessengemeinschaften - und facht damit eine alte Diskussion wieder an.

Bei der IG Friedrich-Ebert-Straße bestimmen eher Gewerbe und Handel die Richtung.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Es war nur eine kleine Notiz bei Facebook. „Wir freuen uns über ein neues Mitglied in unserer Interessengemeinschaft“, hieß es auf der Seite der IG Friedrich-Ebert-Straße (FES), die Gemeinschaft vor allem der Einzelhändler. Das Pikante: Das Café du Congo, das mit dieser Nachricht begrüßt wurde, liegt bekanntermaßen gar nicht an der Friedrich-Ebert-, sondern an der Luisenstraße - für die es eine eigene IG Luisenstraße gibt. In der werde er auf jeden Fall auch Mitglied bleiben, betont Achim Brand, Wirt des Congo. Doch indirekt hat er eine alte Diskussion wieder angefacht. Braucht das Luisenviertel wirklich zwei unabhängige Interessengemeinschaften oder lassen sich die Kräfte nicht besser bündeln?

Schon Mitte der 2000er Jahre sei darüber eifrig nachgedacht worden, erinnert sich Wolf Birke, Fotograf und Kenner des Luisenviertels. Damals war er Vorsitzender der IG Luisenstraße und es sei gemeinsam mit dem damaligen Vorstand der IG FES über eine Fusion nachgedacht worden. Pläne, die damals aber im Sande verliefen. Es blieb bei bei zwei eigenständigen IGs.

Achim Brand ist
jetzt Mitglied in beiden IGs

Und jetzt? Die Corona-Krise, die nicht nur Gastronomen, sondern alle Gewerbetreibenden treffe, würde eher dafür sprechen, enger zu kooperieren, sagt Birke. „Doppelmitglied“ Brand, der selbst für fünf Jahre der IG Luisenstraße vorstand und „der ich auch nicht den Rücken kehren werde“, sieht es ähnlich. Für ihn mache aus „betriebswirtschaftlichen Gründen eine Mitgliedschaft in der IG FES aktuell aber mehr Sinn. Sie sei aktiver für Gewerbetreibende. „Es ist die Flucht nach vorn“, betont Brand.

Es sei kein Vorwurf in Richtung Jörg Eckhardt Kuznik, dem derzeitigen Vorsitzenden der IG Luisenstraße, sondern auch der Historie geschuldet. Die IG hatten nämlich vor Jahrzehnten die Anwohner der Luisenstraße gegründet - noch vor der Entwicklung zur Kneipenmeile Wuppertals. Auch in der Satzung sei die Rolle der Anwohner deshalb als wichtiger Punkt festgelegt und die Wahrung deren Interessen, erklärt Brand. Gerade für die Gastronomie sei das mitunter schwierig, das Verhältnis zu den Anwohnern nicht immer einfach. In den letzten Jahren ging es vor allem um die Lärmproblematik in Wuppertals Ausgehecke.

Schon in der Vergangenheit hätten sich Anwohner aus für sie nachvollziehbaren Gründen dagegen gesperrt, so Birke, wenn Geld der IG Luisenstraße ausschließlich für Aktionen der Kneipiers oder Händler vorgesehen war. Es sei ein „manchmal unlösbarer Konflikt“, sagt Birke, der aber noch einmal darauf hinweist, dass das Argument von Kritikern, warum man denn dann in ein Kneipenviertel ziehe und sich dann zum Beispiel über Lärm beschwere, in vielen Fällen nicht gelte. Viele Anwohner und Hauseigentümer seien seit Jahrzehnten in der Luisenstraße ansässig. „Das Kneipenviertel ist zu den Menschen gekommen, nicht umgekehrt“, so Birke.

Unterschiedliche Satzungen
der Interessengemeinschaften

Die IG FES hingegen habe ihren Schwerpunkt immer schon auf Handel und Gewerbe gelegt. Deshalb sehe man die Beschränkung auf die Friedrich-Ebert-Straße auch großzügig. „Beide Straßen bilden ja das Luisenviertel“, sagt Buchhändler Michael Kozinowski, Vorsitzender IG FES, der von einem guten Verhältnis zur IG Luisenstraße spricht. Verschiedene Veranstaltungen wie „Das Viertel leuchtet“ oder „Das Viertel klingt“ hätten in der Vergangenheit ja beide Bereiche auch einbezogen.

Wobei die Kollegen von der Friedrich-Ebert-Straße schon die Federführung hatten, räumt Kuznik ein. Er stehe einer engeren Kooperation zwar nicht entgegen, sehe aktuell aber nicht so viele Vorteile. Momentan richte er sein Hauptaugenmerk auf die Corona-Krise und deren Folgen. So sei die Vereinbarung mit der Stadt, wonach die Läden im Luisenviertel, „also auch in der Friedrich-Ebert-Straße“, ihre Außengastro erweitern dürfen, gerade auch durch Kuzniks Engagement zustandegekommen, betont er.

Barbara Opitz, die vor einigen Monaten mit ihrem Mann das  Schimmerlos Deli in der Friedrich-Ebert-Straße eröffnet hat, und Nina Camoeiras Yañez, die mit Frank Stausberg das Beatz und Kekse auf der Luisenstraße betreibt, sind gut befreundet - und stehen der Idee einer gemeinsamen IG Luisenviertel offen gegenüber. „Schon als Abgrenzung zur Systemgastronomie an der Herzogstraße“, sagt Opitz. Luisen- und Friedrich-Ebert-Straße müssten mehr zusammenwachsen, weil es eben auch um den Zusammenhalt geht, findet Camoeiras Yañez. „Es wäre positiv, wenn wir uns gegenseitig noch mehr supporten.“

Um mehr zu kooperieren bis hin zu einer Fusion, müssten aber beide IGs ihre Satzungen ändern, ist Birke überzeugt. Auch die IG FES mit dem aktuellen Fokus auf die Geschäftswelt müsste mehr die Belange der Anwohner aufnehmen, auch wenn es dort nicht so viele wie an der Luisenstraße gebe und auch nicht die Konflikte zum Beispiel wegen Lärmbelästigung. Allerdings sei an der Friedrich-Ebert-Straße die Zahl der Außengastronomien gewachsen, weshalb diese Frage dort in Zukunft ein Thema werden könnte, ist bereits zu hören.