Advent Märchenmarkt in Wuppertal: Ein Ausflug in eine andere Welt

Wuppertal · Dudelsack, Feuer und Met: Ein Rundgang über den mittelalterlichen Markt auf dem Laurentiusplatz.

Wenn Christoph Geron seinen Flammlachs befeuert, verbreitet sich ein betörender Duft auf dem mittelalterlichen Märchenmarkt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Schon das Pallisadenrund auf dem Laurentiusplatz signalisiert: Da beginnt eine eigene Welt. Der Zugang, zwischen den beiden Wachtürmen durch, ist dabei offen für jedermann. Und dann steht man mitten auf dem mittelalterlichen Märchenmarkt. Holzfeuer lodern in der angebrochenen Dunkelheit, es riecht leicht nach Rauch. Zwei Spielleute lassen Dudelsack und Pauke erklingen. Die Händler in den Buden tragen mittelalterliche Gewänder. Da brutzeln Würste auf einem riesigen Schwenkgrill. Und dort geht es zur Schänke. Deren Wirte kommen vom Veranstalter, Ars Draconis. Einer von ihnen ist ein Pirat. Sein Kostüm sieht so echt aus, dass man meint, der Sturm habe ihn direkt aus der Karibik her verschlagen. Er stellt seinen Becher auf dem Tisch ab, setzt sich auf die Bank und sagt: „Solange der Markt läuft, bin ich André Svenson.“

„Wir haben hier Schausteller, die für die gesamte Zeit da sind, und solche, die wechseln. Da, wo die beiden jetzt Schmuck aus Münzen anbieten, kommt demnächst der Schmied hin.“ Zu den Buden kommt noch Programm. Svenson: „Da gibt es den Märchenerzähler dort in dem Zelt. Normalerweise ist er um 17 Uhr dran. Und dann haben wir noch den Geschichtenweber. Der geht auf die Leute zu und sucht sich sein Publikum.“

Zu vorgerückter Stunde, wenn keine Kinder dabei sind, gibt er die Märchen zum Besten, die nicht zu den Kinder- und Hausmärchen zählen. Schließlich wurden Märchen ursprünglich für Erwachsene erzählt.

Feuergaukler zeigen
ihre Kunst auf dem Markt

Dazu kommen Musikgruppen und Gaukler. Zum Beispiel zeigen Feuergaukler ihre Kunst - wenn es Wind und Regen zulassen. Jetzt sei der Markt von der Stadt zum ersten Mal für fünf Jahre ausgeschrieben worden. Das erleichtere Ars Draconis die Planung, und auch den Schaustellern gebe das mehr Sicherheit. In diesem Jahr läuft die zehnte Veranstaltung auf dem Laurentiusplatz.

An den Buden sieht man, dass dort auf Handgemachtes Wert gelegt wird. Da steht Oppa mit feinsten Seifen und „mit allem, was man für Körper-, Haar- und Bartpflege braucht“. Dort bietet Britta, die Köchin, ihre Gewürzmischungen feil. „Alles, was die Hexenküche hergibt“, sagt sie. „Wir wollen bei den Leuten die Liebe zum Kochen wecken. Sie ermutigen, kreativ zu werden.“ Kreativ war Britta schon bei den Namen auf den Etiketten: Rabenherz, Feenstaub, Hexenpfeffer. Man kann Met bekommen und Kirschbier.

Da steht eine Bude mit Fellen. Am offenen Feuer wird Flammlachs bereitet. Das handangetriebene Karussell hat vier Plätze. Am Stand mit den Plüschtieren kauert Bambi neben Ratten, Fledermäusen, Eulen - und Drachen. Oder soll es zum Kuscheln doch lieber ein Elch oder ein Husky sein?

Mädchen mit Armbrust
gewinnt zwei Edelsteine

Die Plüschratten tauchen dann noch einmal im Schießzelt auf. Schwarze und Graue kauern auf einem Balken. Ein kleines Mädchen ist dran, bekommt die Armbrust mit dem Holzbolzen. Gespannt schauen die Eltern und die jüngere Schwester zu. Die ersten Bolzen liegen alle zu tief. Dann endlich zwei Treffer. Zur Belohnung darf sie in das kleine Schatzkästlein greifen. Was war drin? „Zwei Edelsteine“, sagt das Mädchen. „Einen habe ich meiner Schwester gegeben.“ Etwas weiter steht ein Paar mit Hund beim Met. „Wir kommen jedes Jahr wieder“, sagt sie. „Es ist so gemütlich hier und so authentisch. Und alle sind so gut drauf.“

Der Regen macht weiter Pause, und über dem Märchenmarkt ist der fast volle Mond aufgezogen. Es war einmal ein richtig schöner kleiner Ausflug in eine andere Welt. Und wer mag, kann morgen wiederkommen.