Wandern 100 Kilometer am Stück zu Fuß

Wuppertal · 1712 Starter beim dritten Mammutmarsch NRW, 553 kommen ins Ziel.

Massenstart in Wichlinghausen: In fünf Kolonnen starteten die 1700 Teilnehmer, 553 kamen nach 100 Kilometern wieder dort an.

Foto: Bartsch,G. (b13)

„Hat beim Mammutmarsch alle Grenzen überwunden“, lautete die Inschrift auf der Urkunde, die am Sonntag am alten Bahnhof Wichlinghausen alle Glücklichen in die Hand gedrückt bekamen, die zuvor die 100-Kilometer-Strecke erfolgreich zu Fuß gemeistert hatten. 553 waren es beim inzwischen dritten Mammutmarsch NRW, was bei 1712 Startern eine Finisherquote von 32 Prozent bedeutet. Deutlich besser als im Vorjahr, wozu sicher das gute Wetter beigetragen hatte.

Und an seine Grenzen gekommen war unterwegs sicher jeder - abgesehen vom Wuppertaler Jannik Giesen, der in 13:29 Stunden die schnellste Zeit gegangen - mancher würde sagen gerannt - war. „Jannik ist in der Mamutmarsch-Szene als Lone Wolf ein Star, wurde unterwegs von vielen erkannt“, berichtete Mammutmarsch- Erfinder Bastian Kröhnert-Ferron und leitete das aus vielen Facebooknachrichten ab. Für Giesen, der schon die Strecke Wuppertal - Petersburg - Wuppertal zu Fuß absolviert hat, war der Mammutmarsch fast eine Kurzstrecke. Andere gingen die Sache mit weniger Vorbereitung an, wie der Kölner Christoph Weitzel, der über eine Fernsehreportage auf den Mammutmarsch aufmerksam geworden war und sich der Herausforderung erfolgreich stellte. „Ich habe zwei Kinder, da war keine Zeit, mich gezielt vorzubereiten“, sagte er und meinte, er müsse jetzt gehen, denn Frau und Kinder warteten am Bahnhof in Oberbarmen. Während viele mit dem Auto abgeholt wurden, nahm er humpelnd noch einmal die zwei Zusatzkilometer in Angriff. Der linke Fuß habe seit dem dritten Verpflegungspunkt nach 60 Kilometern Probleme gemacht, spätestens bei Kilometer 80 habe er aber gewusst: „Ich zieh’ das durch.“

Das ausdauererfahrene Ehepaar Bernd Huckele und Katrin Heipert war die Strecke zusammen angegangen. „Wir hatten unsere Durchhänger zeitversetzt, da war es gut, dass wir uns gegenseitig aufbauen konnten“, sagte Katrin Heipert im Ziel, wo jeder von den vielen Helfern und „Abholern“ mit Beifall, Rasseln und von Bastian Krönert-Ferron mit einer Umarmung begrüßt wurde. So manchem kamen die Tränen der Erschöpfung und Freude. „Uns ist wichtig, dass jeder das Gefühl mitnimmt, dass er etwas geschafft hat, was er vielleicht vorher nicht für möglich gehalten hat“, begründete Krönert das große Begrüßungskomittee. Inzwischen veranstalten er und sein Team Mammutmärsche auch in Berlin, Hamburg, München und Wien. Der 100er in NRW gilt aber mit seiner landschaftlich schönen Strecke und 2239 Bergaufmetern als einer der anspruchsvollsten.

Unterwegs sammelten Radfahrer sowie Trupps von Sanitätern diejenigen ein, die nicht mehr konnten. Die meisten dürften allerdings von Freunden oder Angehörigen abgeholt worden sein. Das Handy gehörte neben dem Rucksack zur Standardausstattung, schließlich muss die Route auf GPS verfolgt werden. Als im Ziel alles schon abgebaut war, kam als Letzte nach 28 Stunden noch eine Frau an. Auch sie hatte alle Grenzen überwunden. Schon jetzt steht fest, dass es 2020 eine Neuauflage geben wird.

(gh)