Max Raabe und das Palastorchester begeistern in der Stadthalle
Mit ihrem aktuellen Programm präsentieren Raabe und sein Palastorchester wieder Schlager aus den 1920er und -30er Jahren.
Wuppertal. Feiner Kunstnebel weht über die noch leere Bühne der Stadthalle, dann endlich treten die zwölf Musiker des Palastorchesters auf. Und während die Instrumentalisten Platz nehmen, ist auch der Star des Abends unauffällig mitgekommen.
Der Spot geht an, und da lehnt Max Raabe in lässiger Eleganz am Flügel. Drei Schritte sind es ans Mikrofon. „Ich bin nur gut, wenn keiner guckt“ — mit diesem eigenen Song eröffnet der Bariton das Konzert. Doch was er da singt vor ausverkauftem Haus, ist gar nicht wahr. Denn Raabe macht seine Sache wieder gut. In seiner Moderation weiß er das mit dezent angedeutetem Lächeln zurechtzurücken. „Uns macht es erst richtig Spaß, wenn jemand guckt. Gut, dass Sie da sind“, begrüßt er charmant das Publikum, das ihn und seine Musikerkollegen mit begeistertem Applaus begrüßt.
Mit ihrem aktuellen Programm präsentieren Raabe und sein Palastorchester wieder Schlager aus den 1920er und 30er Jahren, durchsetzt von einer guten Portion eigener Songs. Komponiert und getextet im Team mit Annette Humpe und Christoph Israel erklingen die neuen Lieder treffend im Stil der alten Schlager und erzählen dabei erfrischend gewitzt vom heutigen Alltag. Schmissig und schmachtend geht es zu, denn gestern wie heute — die Liebe bleibt doch das wichtigste Thema. „Liebeslieder sind sehr beliebt, man kann sie beliebig oft hören. Auch bei der Arbeit. Während man selten Arbeitslieder bei der Liebe hört“, bemerkt Raabe lakonisch, bevor er zum nächsten Song ansetzt, wie beispielsweise „Du bist nicht die Erste“ von Walter Jungmann.
Gewohnt präzise und mit geschmeidiger Stimme singt Raabe den Reigen der Songs und kaut dabei genüsslich die Vokale. Im ersten Teil des Konzerts wirkt er jedoch etwas müde und bietet daher nicht die volle Bühnenpräsenz, mit der er sonst beeindruckt. Zum Glück ändert sich das, als der Sänger nach der Pause auf die Bühne tritt und mit der bekannten „Moritat von Mackie Messer“ ansetzt. Auch das Orchester dreht jetzt nochmal richtig auf. Es musiziert differenziert und hinreißend beschwingt, feine Soli sind zu hören, etwa wenn die Klarinette und die Posaune Zwiesprache halten.
Violinistin Cecilia Crisafulli bringt als einzige Frau mit ihrem Abendkleid Farbe in die schwarz-weiß gekleidete Mannschaft. Ihr genaues Geigenspiel dürfte allerdings noch etwas markanter werden. Als nach begeistertem Applaus als Zugabe endlich der Titel „Küssen kann man nicht alleine“ erklingt, gehen wohlige Seufzer durch den Saal. Das Publikum ist hingerissen.