Medizinische Hilfe für den Irak - aus Wuppertal
Prof. Hartmut Gülker organisiert Programme für Ärzte und will Kindern mit Herzfehler helfen.
Arrenberg. „Es gibt im Irak keine überflüssige Medizin. Mit dem, was wir tun, haben wir konkrete Erfolge. Das macht die Arbeit als Arzt sehr befriedigend“, sagt Prof. Hartmut Gülker. Seit 2003 setzt sich der Herzspezialist, der das Herzzentrum am Arrenberg aufgebaut und bis 2010 geleitet hat, für die Versorgung von Herzpatienten und den Aufbau von kardiologischer Infrastruktur im Irak ein.
Was 2003 mit einem Hilfeaufruf des Vizedekans der Uni Bagdad, den der Kardiologe vom Studium her kannte, begann, steht mittlerweile auf großen Füßen: Vor einigen Wochen haben in Berlin der deutsche und der irakische Gesundheitsminister eine Vereinbarung für besondere Zusammenarbeit im Gesundheitswesen unterzeichnet. Einen solchen Vertrag hat Deutschland laut Gülker bisher insgesamt nur mit zehn Staaten abgeschlossen.
50 irakische Kardiologen und Kardiochirurgen waren mit dem speziellen „Austauschprogramm“ mittlerweile schon in Deutschland — teilweise auch in Wuppertal. Sie absolvieren in deutschen Herzzentren ein vier- bis achtwöchiges Training, das sie fit macht für die Eingriffe in ihrer Heimat. „Im Irak herrschte zehn Jahre lang Krieg. Die Leute mit guter Ausbildung sind geflohen oder tot“, bringt der 66-Jährige die Notwendigkeit von gut ausgebildeten Nachwuchsärzten auf den Punkt.
Der Austausch werden über die Kardio-vaskuläre Gesellschaft des Irak organisiert. Nach Anfangsschwierigkeiten — „wir bekamen für unsere Ärzte keine Visa“ — laufe das Programm jetzt sehr gut. „Inzwischen kommen ganze Teams aus OP-Schwestern, Anästhesisten und Ärzten zu uns.“
Er selbst reist etwa einmal im Monat in den Irak — teilweise unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. „In Bagdad muss man auf der Hut sein und sich auskennen. Andere Teile des Iraks sind sehr sicher“, sagt der Mediziner, der 1988 nach Wuppertal kam.
Im nächsten Schritt würden jetzt einige deutsche Herzchirurgen und OP-Schwestern für einige Wochen nach Bagdad gehen, um dort Mitralklappen zu rekonstruieren. Und die Pläne gehen weiter: Anschließend will Gülker irakischen Ärzten in Deutschland eine Facharztausbildung ermöglichen. „Wir brauchen dort eine neue Generation von Ärzten zum Wiederaufbau in fünf Jahren.“
In Zukunft sollen dann auch Kinder mit angeborenem Herzfehler nach Deutschland gebracht werden. Das Problem dabei: Die Behandlungen in den deutschen Krankenhäusern sind zu teuer. Deshalb will sich der Mediziner jetzt auf die Suche nach Paten und Spendern machen. Außerdem will er dabei helfen, dass in Bagdad ein neues Herzzentrum gebaut werden kann.
Warum ihm die Hilfe für den Irak so am Herzen liegt? „Ich erlebe das Land und die Kultur nicht als Tourist, sondern tauche tief ein. Das ist ein großer Reiz für mich.“ Kein Wunder, dass Hartmut Gülker mittlerweile viele persönliche Kontakte vor Ort hat und auch die ersten Wort arabisch spricht.