Verkehrswende Brunnenstraße: Parkkonzept als Anfang
Das einseitige Parken an der Brunnenstraße sorgt für freie Gehwege und mehr Platz auf der Straße. Aber die Absage der Fördermittel für MoMo-Stadt machen die konzeptionelle Verbesserung des Verkehrsraums Ölberg schwierig. Die Beteiligten bleiben dran.
Ölberg. Es ist ein ungewohntes Bild an der Brunnenstraße – denn es ist Platz. Seit kurzem gilt auf einer Straßenseite ein Parkverbot. Die Zeiten, in denen zum Beispiel Fahrzeuge von Feuerwehr- und Müllabfuhr buchstäblich zwischen zwei Reihen parkender Autos steckenblieben, scheinen vorbei. Auch an anderen Straßen wurden die Parkregelungen bereits geändert. Doch das von vielen geforderte Gesamtkonzept fehlt weiterhin. Vor kurzem musste Wuppertal die Absage für das Forschungsprojekt „Momo-Stadt – Mobiler Modellstadtteil Nordstadt“ hinnehmen (die WZ berichtete). Die Beteiligten - Stadt, WSW, Universität, Wuppertal Institut und zivile Vertreter – bekommen kein Fördergeld vom Bund. Obwohl gerade diese Konstellation, also die Verbindung von Zivilgesellschaft, kommunalen Einrichtungen und Wissenschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausdrücklich gelobt worden war. Doch die Notwendigkeit, an der Verkehrssituation in der Nordstadt etwas zu ändern, bleibt, die Vertreter wie die Initiative Mobiler Ölberg suchen nach Lösungen.
„Wir sind weiter im Austausch“, sagt Thomas Weyland. Frank Meyer, Verkehrsdezernent, bestätigt das. Die Kooperation soll trotz des „Aus“ für Momo fortgesetzt werden. Schließlich sei es auch immer das Ziel gewesen, ein Konzept zu entwickeln, das sich auch auf andere Quartiere übertragen lasse, sagt Weyland.
Die Stadt stünde auch ein wenig unter Druck. Zum Beispiel gegenüber der Politik hatte sich die Verwaltung gerne darauf zurückgezogen, dass man für größere Maßnahmen am Ölberg eben auf das Förderprojekt warten wolle – das nun nicht kommt.
Die Neuregelung an der Brunnenstraße sollte eigentlich auch nur ein erster Schritt sein. Aber schon der sorgt „für eine neue Qualität“, erklärt Weyland. Kritiker werden sagen, dass mehr als 20 Parkplätze dem Quartier fehlen. Doch Parkplätze im rechtlichen Sinne waren es eigentlich nie. Dass Autos auf beiden Seiten stehen konnten, war der Tatsache geschuldet, dass sie zum Teil auf dem Gehweg parkten – was die Situation für die Fußgänger verschärfte, für die dann kein Platz mehr blieb. Und auch für größere Einsatzfahrzeuge – siehe oben – wurde es zwischen den Autos zu eng.
Es gehe den Initiatoren aber nicht darum, betonen sie immer wieder, dass gar kein Auto mehr gefahren werden darf. „Es gibt Leute, die brauchen nun mal ihr Auto“, sagt Michelle Schüler-Holdstein, selbst Anwohnerin am Ölberg. Ziel ist es, aber die Verkehrsräume neu zu ordnen und aufzuteilen. Dass die Parksituation dabei wohl ein gewichtiger Punkt sein dürfte, scheint angesichts solcher Zahlen offensichtlich: Vor einiger Zeit habe eine Stichprobe ergeben, erzählt Weyland, dass von den gut 1700 über Nacht auf dem Ölberg geparkten Fahrzeugen gut 500 auf einem illegalen Parkplatz standen.
Das „Um-den-Block-Fahren“ kennt auch eine andere Anwohnerin, die die WZ auf dem Schusterplatz trifft. Ab 17 Uhr werde es schwierig, später müsse sie bereits zum Teil ins Briller Viertel ausweichen, um einen Parkplatz zu ergattern. Als Mutter, die mit Kinderwagen durchs Quartier muss, kennt sie aber auch die andere Seite. Desöfteren, erzählt sie, muss sie wegen der auf dem Gehweg geparkten Autos als Fußgängerin auf die Fahrbahn ausweichen. Eine Situation, die an der Brunnenstraße nun hoffentlich der Vergangenheit angehört. Die Autos parken nun an einer Seite ganz regelkonform auf der Fahrbahn.
Ideen: Mehr Mobilstationen
und ein Mikrodepot
Dass das so ist, ist weniger ein Teil einer großen Strategie, sondern dem Durchkommen der Feuerwehr geschuldet. Die Bezirksvertretung hatte deswegen den Beschluss zu dem Konzept gefasst. Bezirksbürgermeister Thomas Kring (SPD) sagt, er hätte dennoch abwechselndes Parken auf beiden Seiten bevorzugt, um so das Rasen zu verhindern. Eine solche schnelle Lösung könne es aber nicht für den ganzen Ölberg geben - das würde viele Anwohner auf die Barrikaden bringen. Er spricht sich für Workshops mit Anwohnern aus, niedrigschwellige Angebote, um Veränderungen anzustoßen, und für Parkraumbewirtschaftung, also Anwohnerparkausweise. Aber auch er hatte Hoffnungen in Momo-Stadt gesetzt. „Wir sind wahnsinnig enttäuscht, dass das nicht klappt“, sagt er.
Der Mobile Ölberg hat aber weiterhin Ideen, die umgesetzt werden können und etwas an der Gesamtsituation verändern sollen - wobei die bisher völlig unabgesprochen sind, wie Thomas Weyland hinzufügt. Einserseits gibt es die Idee für neue Fahrradgaragen oder Mobilstationen - etwa an der Ecke Charlottenstraße / Dorotheenstraße oder auf dem Parkplatz an der Küferstraße / Hufschmiedstraße. Dort könnten sich Weyland und seine Mitstreiter ein Mikrodepot vorstellen, von wo aus Paketdienstleister Pakete auf den Ölberg liefern - per E-Bike. Denn auch die vielen Lieferwagen sorgen für Probleme auf den engen Straßen des Ölbergs. Eine weitere Station in dem Stil könnte demnach auch an der Ecke Hochstraße / Karlstraße vorstellebar sein - inklusive Depot und Paketshop im ehemaligen Küchenstudio. Das sind noch unabgesprochene Ideen, aber der Mobile Ölberg bleibt am Ball. Dass man Dinge umsetzen kann, haben sie mit der Mobilstation gezeigt. Auch ohne Momo-Stadt geht es weiter.