Mein erstes Mal (8): Fechten wie ein echter Pirat - mit blankem Säbel

Selbstversuch in der Kampfkunst-Schule: Was im Hollywood-Film leicht aussieht, ist beinharte Arbeit.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Auf jeden Angriff folgt eine Abwehr, jedem Vorstoß die Verteidigung - das lerne ich schnell, als Stefan Dieke mit seinem Säbel in etwa zwei Metern Entfernung vor mir steht. „Wir üben jetzt mal Kombination 1“, sagt der Inhaber und Trainer der Schule „Alte Kampfkunst“.

Die Techniken, die er mir zeigt, gleichen einer Choreographie: Ich mache einen Ausfallschritt und schlage mit dem Säbel von rechts in Richtung seines Kopfes. Er pariert und attackiert mich unten links — nur gut, dass Dieke mir das vorher gesagt hat, ansonsten wäre mein Bein jetzt getroffen.

So kann ich seine Attacke stoppen, mache einen Ausfallschritt und greife erneut den Kopf Diekes an — diesmal geht der Hieb auf seine rechte Seite. Er wehrt den Schlag ab — und greift mein rechtes Bein an, was ich wiederum mit dem Säbel stoppe.

Aus diesen vier Bewegungen besteht die Kombination 1, die Dieke mit Anfängern einpaukt. „Du musst mit dem Gewicht der Waffe arbeiten“, sagt der 45-Jährige. Zum Glück ist der Säbel nur etwa 700 Gramm schwer. Aber um die Kombination einzuüben, muss sie endlos wiederholt werden. Und spätestens nach dem zehnten oder fünfzehnten Mal wird mir der Arm lahm. Ich denke nur: Wenn es sich hier um ein echtes Duell handeln würde, könnte ich langsam mein Testament machen.“

Was in Hollywood-Schinken immer elegant und federleicht aussieht, ist schweißtreibende Arbeit. Das Fechten mit Säbel oder Schwert ist eine echte Kunst, die erlernt werden muss. Bevor die Teilnehmer die Übungen mit den stumpfen Trainingswaffen beginnen, absolvieren wir deshalb Aufwärmübungen: Wir lassen die Arme kreisen, wir dehnen das Bein, wir kreisen mit der Köpfen. Dann geht es an die Waffen: Jeder muss den Säbel locker aus dem Handgelenk kreisen lassen — über den Kopf oder vor dem Körper, mit der rechten Hand oder mit der linken.

Die Übungen scheinen langweilig, sind aber sehr anstrengend, gerade weil jede Bewegung mit Präzision ausgeführt werden sollte. „Hier geht es darum, dass ich mich frage: Wie kann ich selber besser werden? Es geht nicht darum, jemanden zu besiegen oder eine Meisterschaft zu gewinnen“, sagt Dieke, der sich seit Jahrzehnten mit historischen Kampfkünsten auseinandersetzt. In Anlehnung an eine beliebte TV-Serie bietet er ab Anfang September unter dem Motto „Fight like Black Sails“ einen achtwöchigen Schnupperkurs im Säbelfechten an.

Ich bin in jedem Fall froh, dass ich das Probetraining ohne blaue Flecken und ohne größeren Muskelkater überstanden habe. Denn auch wenn mit stumpfen Trainingswaffen gearbeitet wird und die Übungen sehr langsam einstudiert werden — wenn so eine Blankwaffe zum Einsatz kommt, dann sorgt das zumindest bei mir für eine mentale Habachtstellung.