„Mein Leben hing am seidenen Faden“

Martin Jodka (47) kippte im Advent plötzlich um — seine Aorta war gerissen. Dank schneller Hilfe steht er wieder auf eigenen Beinen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Topfit fühlte sich Martin Jodka bis vor kurzem. Der 47-Jährige joggte regelmäßig, brachte seinen Oberkörper mit Kurzhanteln in Schwung, lebte gesund. Doch dann kippte der Solinger Künstler vor drei Wochen mitten auf der Straße um. „Mir haben sich einfach die Beine weggezogen“, erzählt Jodka. „Es gab keinerlei Anzeichen.“

Er war auf dem Weg zu einem Freund, hatte einen Rucksack dabei. Anfangs realisierte er den Ernst der Lage gar nicht. Per Handy rief er seine Schwester an, die in der Nähe wohnte. Der Schwager holte ihn dann mit dem Auto ab. Doch im Treppenhaus der Schwester fiel der 47-Jährige erneut in Ohnmacht. Gleichzeitig fühlte er einen Druck auf der Brust, der immer schlimmer wurde. „Da haben sie mich ins Krankenhaus gebracht. Dort wurde ein CT gemacht“, erinnert sich Jodka. Danach wurde er sofort ins Wuppertaler Helios Herzzentrum am Arrenberg überführt. Gleichzeitig hatte die Klinik dem Herzzentrum per Mail schon die CT-Ergebnisse übermittelt, so dass alles für eine Operation vorbereitet werden konnte. Der Patient wurde sofort in den OP geschoben. Seine Aorta war gerissen, der Brustkorb schon teilweise eingeblutet. Noch vor wenigen Jahren hätte das seinen sicheren Tod bedeutet. Schnell sinkt der Blutdruck ab, wichtige Organe werden nicht mehr ausreichend versorgt. Doch jetzt rettete das zehnköpfige OP-Team den Kranken in einer sechsstündigen Operation. „Ihm wurde eine künstliche Gefäßprothese an der Hauptschlagader und eine künstliche Herzklappe eingesetzt“, erklärt Assistenzarzt Dr. George Dragomir.

Operationen dieser Art werden etwa 50 Mal pro Jahr durchgeführt. Meist seien das jüngere Patienten, Frauen ebenso wie Männer, sagt Dragomir. Fünf Operateure stehen deshalb rund um die Uhr in Rufbereitschaft parat. Wenn der Riss allerdings zu lang ist, können auch sie nichts mehr ausrichten. Doch bei Jodka handelte es sich nur um einen kleinen Riss neben der Aorta-Klappe. Vermutlich ist die Verletzung genetisch bedingt. „Meine Aortawand ist nicht so stabil, wie sie es sein sollte“, hat Jodka erfahren. Dass er bezüglich seines Herzens erblich belastet ist, war ihm vorher nie bewusst. Zwar sei sein Opa herzkrank gewesen, doch darüber habe er sich nie Gedanken gemacht. Nur durch die schnelle und bedachte Reaktion seiner Schwester und die gute Arbeit der Klinikteams hat er überlebt. „Wenn nicht alle optimal reagieren, funktioniert das nicht“, bestätigt auch Prof. Herbert Vetter, Chefarzt der Herzchirurgie am Herzzentrum Wuppertal. Zwei Wochen nach der Operation kann Jodka schon wieder über die Station laufen. Nur ein bisschen heiser ist er noch durch die künstliche Beatmung. Bald muss er für drei Wochen in die Reha. Vorerst muss sich der Künstler noch schonen, darf vor allem nicht schwer heben. Doch bald kann er sich wieder relativ normal bewegen. Nur zu heftige Anstrengung, die sollte er meiden. Jodka ist dem Herzzentrum wirklich dankbar. „Mein Leben hing an einem seidenen Faden.“ Deshalb möchte er dem Klinikum etwas zurückgeben. „Wenn ich wieder fit bin, möchte ich gerne eine Installation für das Haus machen — alle guten Kliniken brauchen auch gute Kunst“, sagt Jodka. Er hofft, dass er bald wieder in seinem Atelier am Niederrhein tätig werden kann. Für den Rest seines Lebens muss er Blutverdünner schlucken. Aber sonst kann er seinen normalen Alltag bald wieder aufnehmen.