Zukunftspreis Ministerin Scharrenbach: „Machen Sie aus dem Bergischen Städtedreieck ein magisches Dreieck“

Wuppertal · Bei der Verleihung des Bergischen Zukunftspreises schworen sich Unternehmer und Politik ein, gemeinsame Ideen zu entwickeln, um Herausforderungen der Zukunft als Region zu bewältigen.

Ministerin Ina Scharrenbach (l.) war zu Gast bei der Verleihung des Bergischen Zukunftspreises. Mehr Fotos und ein Video vom Abend gibt es online unter wz.de/wuppertal

Foto: Christian Beier

Das Who ist Who der Bergischen Wirtschaft und Politik hat sich am Mittwoch im Solinger Kunstmuseum versammelt. IHK und Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal haben gemeinsam mit Westdeutscher Zeitung, Solinger Tageblatt und Remscheider Generalanzeiger in Kooperation mit der Volksbank im Bergischen Land zur Preisverleihung des ersten Bergischen Zukunftspreises geladen. Rund 150 Gäste sind der Einladung gefolgt. Statt steifem Wirtschaftsempfang war der Abend geprägt durch eine kurzweilige Preisvergabe und vielen intensiven Gesprächen in locker entspannter Atmosphäre.

Dabei ging der Blick auch immer in die Zukunft. Die sieht – nicht nur – für die Wirtschaft im Bergischen alles andere als rosig aus. Gaskrise, Ukrainekrieg, Lieferengpässe – Unternehmer und Politiker waren sich einig, dass harte Zeiten bevorstehen. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, war an dem Abend ebenfalls dabei, schwor die Anwesenden für die anstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen ein und forderte die Akteure aus Solingen, Remscheid und Wuppertal dazu auf, eine gemeinsame Vision 2030 für die Region zu entwickeln. „Machen Sie aus dem Bergischen Städtedreieck ein magisches Dreieck“, sagte sie.

Drei Preisträger wurden in verschiedenen Kategorien geehrt

Der Abend der Preisverleihung hat sich für ein erstes Netzwerken und für ein erstes Sondieren angeboten, wie es am Anfang von Beziehungen so ist, wie Andreas Otto, Vorstand der Volksbank, vergleicht: „Wenn sich Menschen kennenlernen, heiraten sie ja auch nicht sofort und nehmen einen gemeinsamen Namen an. Sondern sie schauen erst einmal, ob sie zusammenpassen.“

Scharrenbachs Aufforderung ging auch in Richtung Politik, die unter anderem durch die drei Oberbürgermeister vertreten war, die allesamt sehr angetan waren: „Eine schöne Idee mit sympathischen Preisträgern“, sagte Burkhard Mast-Weisz, Oberbürgermeister von Remscheid (SPD). Oberbürgermeister Tim Kurzbach (Solingen, SPD) meinte: „Innovationen sind für eine alte Industrieregion wie das Bergische überlebenswichtig. Es ist gut, sie herauszustellen und zu würdigen. Gerne mehr davon.“ Und Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (Grüne) hält den Preis „für einen tollen Impuls, der Sichtbarkeit schafft“.

Ausgezeichnet wurde an diesem Abend das alteingesessene Unternehmen Lutz. Die Solinger stellen bereits in dritter Generation Klingen her. 2000 verschiedene hat das Unternehmen mit einer mehr als 100 Jahre alten Geschichte heute im Angebot. Überreicht wurde der Preis von IHK-Präsident Henner Pasch, der es aufgrund eines Autounfalls, bei dem er als Ersthelfer fungierte, beinahe nicht zur Preisverleihung geschafft hätte. IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge hatte sich schon bereit gemacht, einzuspringen.

Austausch beim Bergischen Zukunftspreis
21 Bilder

Austausch beim Bergischen Zukunftspreis

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Foto: Christian Beier

Doch letztlich stand Pasch an der Bühne und konnte den Preis an Alexander Lutz übergeben, der sichtlich erfreute Enkel des Firmengründers, der mit Ehefrau Claudia und Martin Wurth, der als weiterer Geschäftsführer für den Bereich Produktion verantwortlich ist, gekommen war. „Der Preis ist eine schöne Überraschung und Wertschätzung für das Unternehmen und die Menschen, die darin arbeiten. Wir nehmen ihn aber auch gleichzeitig als Auftrag, so weiterzumachen“, sagte Lutz.

„Der Preis für das Lebenswerk geht an jemanden, der dafür eigentlich noch viel zu jung ist: Lambert T. Koch“, sagte Andreas Otto in seiner Laudatio auf den ehemaligen Rektor der Bergischen Universität. Und weiter: „Ich hoffe, dass Ihr Lebenswerk noch lange nicht zu Ende ist. Das, was Sie für das Bergische Land bewirkt haben, verdient diese Ehrung bereits heute in jeder Hinsicht.“ Koch wiederum betonte, dass er dem Bergischen Land auch weiter die Treue halten möchte.

Und schließlich bekam noch das Jungunternehmen Coachingspace in der Kategorie „Start-up“ einen Preis. „Ich bin in Solingen geboren, in Remscheid aufgewachsen und habe in Wuppertal studiert“, erzählte Geschäftsführer Benjamin Lambeck und machte dadurch noch einmal deutlich, wie nah sich die drei Städte schon sind.

Die Solinger Unternehmerin Felicia Ullrich (U-Form Verlag) würde sich mehr Jungunternehmerinnen wünschen: „Es ist super, dass man diese Projekte der Zukunft auszeichnet. Wenn die Zukunft jetzt noch ein bisschen weiblicher wird, fände ich es noch schöner.“

Das Format der Preisverleihung lud ausdrücklich dazu ein, erste Gespräche über mögliche Lösungen für die Zukunft zu führen. Diese Idee kam an: „Hier zusammenzustehen hilft, sich miteinander zu vernetzen. Das ist wichtig in diesen Zeiten, in denen wir gemeinsame Ideen entwickeln müssen“, ist sich Wuppertals Stadtdirektor Johannes Slawig sicher, und Bärbel Beck, Geschäftsführerin Modehaus Johann GmbH und IHK-Vizepräsidentin betonte: „Zusammenarbeit funktioniert dann am besten, wenn Menschen sich begegnen und kennenlernen können. Deshalb sind solche Treffen so wichtig. Vielleicht ja demnächst bei uns in Lennep.“

Ein Beispiel, dass bereits erste Kontakte geknüpft wurden, sind Dagmar Becker, Solinger Stadtdirektorin, und Antje Lieser von der Wuppertaler Wirtschaftsförderung. Die beiden kannten sich vorher nicht, waren aber schnell in intensive Gespräche über den Preis vertieft: „Hier werden Leuchttürme ausgezeichnet, die Impulse für andere geben können“, so Lieser.

Am Ende war das Feedback zur Auftaktveranstaltung durchweg positiv. „Wir müssen in diesen schwierigen Zeiten den schlechten Nachrichten etwas Positives entgegensetzen. Ich finde die Idee des Bergischen Zukunftspreises deshalb super“, sagte Svenja Ehlers, Geschäftsführerin Sana Klinikum Remscheid. Und die meisten waren sich einig, dass das Bergische Städtedreieck in Zukunft mehr gemeinsam gedacht werden muss. „Zusammenhalt und Kooperation sind wichtig. Der Bergische Zukunftspreis verbindet, das ist sehr gut. Die Stärke im Bergischen Land potenziert sich, wenn wir zusammenarbeiten“, sagte Gisela Elbracht-Iglhaut vom Kunstmuseum Solingen. Und Stefan Grundwald, Stadt-Sparkasse Solingen, betonte: „Alles, was wir im Bergischen gemeinsam machen, begrüße ich ausdrücklich. Es ist toll zu sehen, wie sich die Dinge in dieser Hinsicht entwickeln.“

Preisverleihung künftig
an wechselnden Orten

In den kommenden Jahren soll der Preis an wechselnden Veranstaltungsorten stattfinden. Zunächst in Remscheid, im Jahr darauf in Wuppertal. „Ein hervorragender Auftakt, Leistungen im Bergischen mit einer gemeinsamen Initiative auszuzeichnen. Ich denke, der Bergische Zukunftspreis hat eine große Zukunft“, sagte Stephan A. Vogelskamp von der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft. WZ-Chefredakteur Lothar Leuschen, der den Abend moderierte, entließ die Gäste mit Blick auf die kommenden Preise. „Wir laden Sie alle dazu ein, in den nächsten Jahren weiter mitzumachen und wir werden sehen, was alles Auszeichnungswürdiges dabei herauskommt“, so Leuschen. „Wir haben heute Abend festgestellt, was im Bergischen Land alles geht!“