Jobcenter 7080 Wuppertalern gelingt die Rückkehr in bezahlte Arbeit

Wuppertal · Jahresbilanz des Jobcenters weist Licht und Schatten auf. Sorge um die Verlierer der Pandemie.

Thomas Lenz ist  Chef des Wuppertaler Jobcenters. 

Foto: Fries, Stefan (fr)

7080 Wuppertalerinnen und Wuppertal fanden mit Unterstützung des Jobcenters trotz der coronabedingten Berg- und Talfahrt im vergangenen Jahr den Weg in sozialversicherungspflichtige Arbeit oder in Ausbildung. In der Jahresbilanz wechseln sich Licht und Schatten ab.

Rund 400 Millionen Euro wurden für die rund 50 000 Leistungsberechtigten insgesamt zum Lebensunterhalt, für die Kosten der Unterkunft, Fördermaßnahmen oder Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket ausgegeben, und obwohl der direkte Kontakt zu den Kunden wegen der Schutzauflagen eingeschränkt war, wurden die Fördertöpfe für Integrations- und Qualifikationsmaßnahmen zu gut 96 Prozent ausgeschöpft.

Nach schrittweisen Lockerungen im Frühjahr musste das Jobcenter im Herbst sein Präsenzangebot wieder zurückfahren. Der direkte Kundenkontakt fand nur noch eingeschränkt statt. Bereits im Juli hatte es einen Rückschlag gegeben, als der Schwarzbach in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli das Coaching-Center verwüstete, und weitere Büros in der Zweigstelle am Barmer Bahnhof vom Wupper-Hochwasser betroffen waren.

„Als vor zwei Jahren die Pandemie ausgebrochen ist, haben wir geglaubt, dass sie in zwei, drei Monaten vorbei ist. Es ist anders gekommen. Die entscheidende Botschaft lautete aber stets: Wir sind weiter für sie da“, sagt der Vorstandsvorsitzende Thomas Lenz. Die Erreichbarkeit sei besonders wichtig. 80 bis 90 Prozent der Mitarbeiter arbeiteten aktuell im Homeoffice. „Wir hoffen, dass wir im Frühjahr wieder häufiger die Menschen in den Quartieren und Schulen direkt ansprechen können. Ziel ist die Rückkehr in den Normalbetrieb“, so Thomas Lenz.

„Bis Ende 2022 werden alle Mitarbeiter mit Netbooks ausgestattet sein, um sie auf die künftige Arbeitswelt vorzubereiten“, kündigt Uwe Kastien, Vorstand Personal und Finanzen, an. Durch flexible Arbeitsmodelle und den hohen Digitalisierungsgrad sei es schon 2021 jederzeit möglich gewesen, zwischen Präsenz- und Distanzmodus zu wechseln. „Vor allem dank der elektronischen Akte konnten die meisten Anträge und Anliegen kontaktlos bearbeitet werden“, so Kastien.

Der Bund habe ein ausreichendes Budget zur Verfügung gestellt. Für Eingliederungsmaßnahmen standen 2021 rund 47 Millionen Euro zur Verfügung. Der Schwerpunkt der Arbeit des Jobcenters soll auch für 2022 darin liegen, Menschen wieder Anschluss an Gesellschaft und Arbeitsleben zu ermöglichen. Mit 46,4 Millionen Euro steht ein ähnlich großes Budget zur beruflichen Eingliederung zur Verfügung wie im Vorjahr.

„Ausweiten werden wir niedrigschwellige Angebote für junge Menschen, Sprachkursberatung, aber auch die Förderung der beruflichen Weiterbildung. Allein für Letztgenanntes stehen rund 5,5 Millionen Euro zur Verfügung“, so Andreas Kletzander, Vorstand Arbeitsmarkt und Kommunikation.

Das Megathema für 2022 und die Folgejahre sei die Gesundheitsvorsorge und Teilhabe am Arbeitsmarkt. „Je länger Menschen im Leistungsbezug sind, desto größer sind ihre gesundheitlichen Einschränkungen“, sagt Thomas Lenz. Mit „Bergauf“ soll im Mai/Juni ein Gesundheitsprojekt speziell für alleinstehende Frauen beginnen. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms rehapro mit zusätzlichen 12 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre gefördert. Ziel ist es, 700 Frauen, darunter rund 650 aus Wuppertal, die unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden, die Rückkehr zur beruflichen und sozialen Teilhabe zu ermöglichen. Verlierer in der Pandemie seien Alleinerziehende, leistungsschwächere Jugendliche, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Neuzugewanderte. „Einige haben Integrationsrückschritte gemacht, sprachliche Fähigkeiten eingebüßt, gesundheitliche Probleme. Andere haben wir zwischenzeitlich sogar verloren“, sagt Thomas Lenz.