Mit der „bunten Kiste“ durchs Tal reisen

Wuppertaler Designstudierende entwickeln ein Kunst- und Kulturkonzept für die Schwebebahn.

Wer an Wuppertal denkt, dem fällt zuallererst die Schwebebahn ein. Dass das Wahrzeichen der Stadt ein großes und vielseitiges Potenzial hat, zeigen die beiden Studierenden Nadine Cesarz-Szymanski (27) und David Siwinski (31). Sie verbinden die Bahn entlang der Talachse mit einem Mix aus Kunst und Kultur. Entwickelt wurde dieses Konzept im Rahmen eines Seminars beim Diplom-Designer Oliver Stotz.

Foto: Andreas Fischer

Die Idee kam den Studierenden auf dem Weg zur Schwebebahn-Ausstellung im Historischen Zentrum Mitte des Jahres. Als zwei von täglich rund 65 000 Fahrgästen fragten sie sich: „Kann die Schwebebahn mehr sein als ein Transportmittel mit Werbung wie an einer Litfaßsäule?“

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„Warum soll die Schwebebahn nicht auch ein Kulturprojekt sein, das überregional einzigartig ist und — auch als Veranstaltungsort — Kunstliebhaber aus der ganzen Welt ins Tal lockt?“, fragen Cesarz-Szymanski und Siwinski. Ihr Konzept bildet dies ab, wie Nadine erklärt: „Viermal im Jahr sollen Designer, Graffiti-Künstler oder Fotografen die Möglichkeit erhalten, ihre Werke für drei Monate durch Wuppertal schweben zu lassen.“ Verbunden werden soll dies mit der Idee der „Basslinie“, in der „Lesungen, Konzerte und Partys stattfinden“, ergänzt David.

Wie die Bahn von außen aussehen könnte, haben beide in vier Modellen realisiert. Vorab baten sie Kunstschaffende um Ideen und erhielten viele positive Rückmeldungen: „Unsere Entwürfe zeigen die Vielfalt des Möglichen“, erklärt Nadine.

Der aus Wuppertal stammende Graffiti-Künstler „Der Fuchs“, hat unter dem Titel „Schatten wirft Schatten“ einen gesellschaftskritischen Beitrag gestaltet, in dem er unnötigen Konsum und Ressourcenverschwendung kritisiert. Der Kommunikationsdesigner Max Kopp setzt bei seinem Design auf eine alte Fotografie, die er bei einer Wohnungsauflösung erworben hat. Er selbst besitzt „Fotos aus nahezu allen Jahrzehnten seit Erfindung der Fotografie“ mit dem Ziel, diesen „in einem neuen Kontext neues Leben einzuhauchen“. Alf Ahrens beschreibt sein Werk als „gesellschaftskonformes Graffiti“, während bei Robert Matzke zwar der Graffiti-Hintergrund erahnt werden kann, er selbst sich „eher der Lowbrow Art und dem Popsurrealismus zugehörig fühlt“.

Wer tatsächlich an der Schwebebahn Hand anlegen darf, das soll nach Vorstellung von Cesarz-Szymanski und Siwinski ein Marketing-Team entscheiden, das aus renommierten Künstlern und Designern auswählt. Dabei soll es keine inhaltlichen Vorgaben geben, sondern der Künstler und seine Identität im Vordergrund stehen.

Erläutert wird das Werk im Inneren der Schwebebahn. Hier weichen die Sitzreihen drei Zonen: der „Bewegung“, „Entspannung“ und „Gastronomie“. Die „Bewegung“ ist geprägt von einer Bühne, direkt vor dem Panoramafenster und einer Tanzfläche, die durch einen kleinen Vorraum mit Infos zum Künstler von der „Entspannung“ getrennt sind. Im Mittelteil der Bahn soll eine Lounge mit Polstersitzen und atmosphärischer Beleuchtung entstehen. Zuletzt folgt die Bar. „Der enge Raum lädt dazu ein, sich zu begegnen und zu unterhalten“, sind sich Nadine und David sicher. Sie möchten mit der „Basslinie“ eine Veranstaltungsreihe schaffen, „bei der auch der Innenraum durch Darbietungen verschiedener Künstler im Bereich Musik zum Leben erweckt wird“. So soll die Schwebebahn mit Kunst und Kultur, innen wie außen, zu einem einzigartigen Ort werden.