Mitbewohner (64) erstochen: Das traurige Geständnis eines Trinkers

Seit Mittwoch steht ein 50-Jähriger wegen Totschlags vor dem Landgericht.

Wuppertal. Es sind nur zwei Sätze: „Ich war’s. Ich gebe das auch zu.“ So sagt es der hagere Mann (50) auf der Anklagebank. Gemeint ist der tödliche Stich in den Brustkorb seines langjährigen Mitbewohners (64). Totschlag lautet der Vorwurf.

Es war der 4. September 2010. In der City ganz in der Nähe der 2-Zimmer-Wohnung der beiden Trinker feiert Elberfeld seinen 400. Geburtstag. Für die Männer ein Tag wie jeder andere: Mit dem Aufstehen beginnt das Trinken. Bis zum Mittag hat der 50-Jährige nach eigenem Bekunden im Dewerth’schen Garten bereit ein halbes Dutzend 0,5-Liter-Bierflaschen geleert. Dann noch ein paar Schnäpse gekippt und zurück in die Wohnung. Dort kocht der 50-Jährige. Pute mit Reis — ein Fertiggericht. Der Ältere, den alle nur „Pico“ nannten, will keinen Reis. Also gibt’s Bratkartoffeln aus der Dose. Danach legen sich die beiden Betrunkenen schlafen — wie immer. Am Nachmittag soll „Pico“ den Jüngeren Einkaufen geschickt haben. Fürs Wochenende muss Bier her, Tabak, Königsberger Klopse und Katzenfutter. Der Supermarkt ist um die Ecke. Der 50-Jährige erledigt den Job, trinkt auf dem Heimweg noch eine Flasche leer.

Wieder zu Hause gibt es Streit. Offenbar um einen Besuch des Festes in der City. „Es war eine Nichtigkeit“, sagt die Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte erzählt, „Pico“ habe ihn erst festgehalten, danach von hinten gegen den Küchentisch geschubst.

Und dann war da auf dem Sideboard das Messer. Schwarzer Griff, 17 Zentimeter lange Klinge. Nagelneu. Erst vor zwei Tagen gekauft. „Das war für die Brote, die wir uns gemacht haben“, sagt der Angeklagte vor Gericht. An den folgenschweren Stich kann er sich nicht erinnern. Drei bis vier Zentimeter tief war die Wunde, bestätigt der Notarzt im Zeugenstand. „Pico“ hat kaum geblutet. Geschrien hat er wohl auch nicht. Sein Mitbewohner erinnert sich: „Ihm war übel, er ist ins Wohnzimmer und dann umgekippt.“ Der Notarzt kann nichts mehr tun. „Pico“ stirbt.

18 Jahre hatten die beiden Trinker zusammengelebt. „Ich habe ihn damals aus dem Männerwohnheim geholt“, sagt der Angeklagte, der bislang wegen Schwarzfahrens und Schnapsdiebstahls mehrfach vorbestraft ist. Seit jenem 4. September plagen in Alpträume. In der U-Haft blieb er deshalb erst einmal in einer Gemeinschaftszelle. Jetzt hat er eine Einzelzelle und einen Job. Über die Tat sagt er: „Ich wollte das gar nicht.“

Der Prozess wird fortgesetzt.