Mobbing im Internet: Drei junge Wuppertaler erzählen

Jugendliche schildern, wie virtuelle Attacken ganz reale Ängste schüren können.

Wuppertal. "Ich weiß, wo du wohnst" - diesen Satz hörte Sandy von einem Unbekannten am Telefon. Er rief sie mitten in der Nacht an, pausenlos. Obszöne Andeutungen und Drohungen machten der jungen Wuppertalerin Angst, sie hatte es mit einen Stalker zu tun.

Angefangen hat alles im Internet. In Chats und in sozialen Netzwerken wurde Sandy häufig angesprochen von Männern, älteren Männern. "Schon als ich 15 war, hat mich ein Mann nach meiner Telefonnummer gefragt, hat gesagt, dass er mich treffen will", erinnert sich Sandy. Irgendwann hat ein Bekannter der jungen Frau ihre Handy-nummer herausgegeben - sie konnte sich vor Anrufen nicht mehr retten. "Ich habe gegen einen Mann sogar Anzeige erstattet, bislang erfolglos", sagt die 18-Jährige.

Sie ist eine von drei Jugendlichen, die im Computerraum des Jugenzentrums Am Röttgen von ihren Erfahrungen mit Mobbing im Netz berichten. Im Jugenzentrum können die Kinder und Jugendlichen im Netz surfen, sollen sich aber an bestimmte Regeln halten, erklärt der Volker Vogeler, Leiter des Zentrums.

"Es war so furchtbar, als mich jemand anrief und Dinge von mir wusste, etwa wo ich wohne oder wie mein immer aussieht", erinnert sich die Gymnasiastin. Vieles sei im Internet zu einfach, etwa Passwörter zu knacken. "Ein Unbekannter hat meinen Schüler-VZ-Account geknackt und mein ganzes Profil gelöscht", sagt Sandy.

Inzwischen ist sie vorsichtiger im Netz unterwegs: "Ich gebe keine persönlichen Daten preis, sperre meine Profilseiten in sozialen Netzwerken für andere und lade keine Fotos mehr hoch." Aus gutem Grund: "Eine Freundin hat ihr Facebook-Profilfoto auf einer Pornoseite wiedergefunden", erzählt Sandy.

Janik und Anna (Namen von der Redaktion geändert) sind zwar erst zwölf, aber bereits täglich im Internet unterwegs - wie die meisten ihrer Altersgenossen.

"Bei Knuddels (ein Chat, Anm. der Red.) habe ich mit zwei Freundinnen gechattet und dann haben fremde Leute uns beleidigt", erzählt Anna. Das junge Mädchen war eingeschüchtert. "Aber ich habe einfach nicht geantwortet", sagt die Wuppertaler Schülerin. Janik kennt das: "Manche Leute drohen, dass sie rausfinden, wo man wohnt und einen schlagen wollen." Anna nickt: "Ich habe Angst, dass plötzlich jemand vor meiner Tür steht."

Ernsthaften Ärger haben die beiden ZwölfJährigen noch nicht gehabt. Damit das so bleibt, halten sie sich nun an wichtige Regeln und schützen ihre Privatsphäre. "Meine Eltern haben mich auch vor dem Internet gewarnt, aber in der Pubertät will man seinen eigenen Kopf durchsetzen", erinnert sich Sandy. Sie weiß, dass das Internet Gefahren birgt: "Aber man nutzt es trotzdem." Der wichtigste Tipp der drei Jugendlichen: Niemals das eigene Passwort verraten - niemandem.