Mobilität ist wichtig für Integration

Die Reihe Transformationstandembefasste sich mit Fortbewegungsarten bei Flüchtlingen.

Foto: Stefan Fries

Mit der Mobilität und - der staatlich verordneten - Immobilität von Flüchtlingen hat sich am Dienstagabend die von Uni und Wuppertal Institut organisierte Veranstaltungsreihe „Transformationstandem“ in der evangelischen City-Kirche befasst. Der Wuppertaler Philosophie-Professor Smail Rapic schilderte, was die von der Bundesregierung geplanten Ankerzentren für die Asylsuchenden in Deutschland und deren Mobilität bedeuten, Sonja Noderer präsentierte aus Sicht des städtischen Ressorts für Zuwanderung und Integration, wie die Mobilität von Flüchtlingen auf lokaler Ebene beispielhaft gestaltet werden kann.

Beide warfen damit aus unterschiedlicher Perspektive einen Blick auf das Mobilitätsverhalten und die Bedürfnisse nach Bewegung bei den Flüchtlingen. Professor Rapic von der Bergischen Uni skizzierte zum Auftakt - quasi als Negativfolie -, was Bundesinnen- und -heimatminister Horst Seehofer (CSU) bei der Unterbringung von Flüchtlingen plant. Orientiert an den in Süddeutschland bereits bestehenden Transitzentren sollen sogenannte Ankerzentren entstehen, in die Asylsuchende bis zum Abschluss ihres Verfahrens untergebracht werden.

Von der Feststellung der Identität über das Asylverfahren bis zu einer möglichen Abschiebung des Schutzsuchenden soll sich der gesamte Prozess an einem Ort abspielen. Das Asylverfahren solle so zentralisiert werden, eine Verteilung auf die Kommunen gar nicht mehr erfolgen, erklärte Rapic. Die Flüchtlinge würden kaserniert, die Ankerzentren sollten vor allem der Isolation, Überwachung und Kontrolle der Asylsuchenden dienen.

Zudem werde in diesen Einrichtungen die ehrenamtliche Unterstützung streng reglementiert und erschwert. „Die Öffentlichkeit soll draußen bleiben“, mahnte der Wissenschaftler. Der Professor rief zum Protest auf und animierte die Zuhörer dazu, sich über heimische Bundestagsabgeordnete wie etwa Helge Lindh (SPD) gegen die Pläne der Bundesregierung zu wenden.

Ein ganz anderes Konzept verfolgt dagegen die Stadt Wuppertal bei ihrer Integrationspolitik: Sie setzt auf Dezentralisierung. 96 Prozent der Flüchtlinge in der Stadt seien in Privat- oder Übergangswohnungen untergebracht, sagte Sonja Noderer vom Ressort Zuwanderung und Integration. Die Schutzsuchenden müssten dabei ihre Mobilität selbst organisieren und auch mit den Feinheiten des Tarifsystems im Öffentlichen Personennahverkehr zurechtkommen, betonte die Expertin. Dabei sei Mobilität ein ganz wichtiges Thema, ist sie für die Flüchtlinge doch „Grundlage für soziale Teilhabe und Integration“, betonte Noderer.

Viele Flüchtlinge seien aus ihren Heimatländern allerdings andere Spielregeln im Straßenverkehr gewöhnt und müssten diese hier erst lernen. Aus finanziellen Gründen gingen viele zu Fuß, gleichwohl sei für viele Flüchtlinge ein eigenes Auto „erstrebenswert“. Allerdings stelle der Erwerb eines Führerscheins eine „große Hürde“ da, weil die Zuwanderer nicht genug Sprachkenntnisse mitbrächten, um die Prüfung zu bestehen.