Wuppertal Mordfall Springmann: Der Großvater wusste vieles nicht

Im Prozess um den Mord am Ehepaar Springmann wird deutlich, dass der Enkel einige Geheimnisse vor seinen Großeltern hatte.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Die Großeltern sahen in ihm wohl den hoffnungsvollen Enkel, der mal Ingenieur wird und das Familienvermögen weiter mehrt. Dass der Enkel dem nicht entsprach, das aber vor seinen Großeltern verbarg, wurde am sechsten Tag des Springmann-Mordprozesses erneut deutlich. Der beste Freund (25) des angeklagten Enkels und die Freundin (22) des Freundes sagten als Zeugen aus.

Die drohende Enterbung war laut Anklage das Motiv für die Mordtat. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Enno Springmann verärgert darüber war, dass der Enkel nicht wie gedacht studierte und ihm übertragenes Geld nicht angelegt hatte. Das Ehepaar Springmann wurde in seinem Haus in Ronsdorf niedergeschlagen und erdrosselt. Auf der Anklagebank sitzen nun der Enkel (26) und ein Bekannter (45), mit dem er die Tat begangen haben soll.

Die Zeugen haben häufig Zeit mit dem Enkel verbracht. Am Abend des 19. März 2017 — dem mutmaßlichen Tattag — seien sie etwa von 22 Uhr bis 1 Uhr bei ihm gewesen. „Er war wie immer“, so der Freund. Am nächsten Tag erfuhren sie vom Tod der Springmanns. Sie seien zum Polizeipräsidium gefahren, wo der Enkel auf seine Vernehmung wartete. Er habe sehr geweint, berichtete die 22-Jährige: „Ich habe ihn noch nie so gesehen.“ Beide Zeugen berichteten, auch der zweite Angeklagte sei damals am Präsidium aufgetaucht. Das hätten sie bei ihrer Polizeiaussage vergessen zu erwähnen.

Beide wussten, dass ihr Freund wohlhabend war: „Er ist sehr hilfsbereit und großzügig.“ Dass er das Geld seiner Großeltern erben werde, „war nicht geheim“, so der 25-Jährige. Von dem Geld habe er sich unter anderem Kleidung gekauft: „Er hatte eine ganze Wand mit Schuhen“, so der Freund. Darunter auch solche, die 1000 Euro kosteten.

Ausgegeben hat er das Geld auch für Autos. Die Liebe zu Autos verband den Enkel und den Freund. Dieser zählte dem Gericht auf, was der Enkel besaß: einen Mercedes GTS — ein 580 000 Euro teurer Sportwagen mit 300 PS, einen BMW M6 Cabrio mit 800 PS für 110 000 Euro und einen Audi S1 mit 230 PS. Damit habe der Enkel einen Audi A1 ersetzt, den ihm die Großeltern gekauft hatten, der aber nur 80 PS hatte. „Wer sich damit nicht auskennt, der merkt den Unterschied nicht“, so der Zeuge. Die Großeltern hätten nicht gewollt, dass der Enkel so PS-starke Autos fährt.

Der 25-Jährige berichtete, dass er mit dem Enkel einen Autohandel betreiben wollte. Sie hätten schon ein Grundstück gefunden. Das habe der Enkel gemietet und ein Gewerbe angemeldet. Sie hätten nur noch auf einen bestellten Bürocontainer gewartet.

Dass der Enkel offiziell als Student galt, wussten sie. Aber gesehen haben sie davon nichts. Der Freund berichtetet: „Er hat das dann seinlassen.“ Dabei wusste auch der Freund: „Für seinen Opa war das sehr wichtig.“ Das Paar wusste auch, dass der Enkel eine Stromfirma hatte. „Ich dachte, dass er das für seinen Bruder machte“, sagte der Freund. Von der Firma habe der Großvater wohl nichts gewusst. Der Mitangeklagte war angestellt in dieser Firma, aber sie hätten ihn kaum gekannt.

Bei Gesprächen über den Mord habe der Enkel vermutet, sein Vater könne dahinter stecken. Der habe ihm hinterherspioniert, habe der Enkel ihnen erzählt, so die Zeugen. Sorge um sein Leben habe der Enkel bekommen, nachdem der Mitangeklagte mit Schusswaffen erwischt worden war. Der Freund kannte auch ein Video, dass der Enkel mit dem Handy von seinen Großeltern gemacht hatte. Auf dem kurzen Film, der im Gericht zu sehen war, streiten die Eheleute mit heftigen persönlichen Vorwürfen. Das Video hatte der Enkel seinem Freund zugeschickt. Warum, wisse er nicht, sagte der. Aber er habe auch schon seine Großeltern gefilmt, wenn sie streiten. „Ich finde das lustig.“