Wuppertal Mordfall Springmann: Jetzt wird dem Enkel der Prozess gemacht
Christa und Enno Springmann waren in Wuppertal als Mäzene ein geschätztes Unternehmer-Ehepaar. Ihre Stiftung unterstützt junge Künstler. Vor einem Jahr wurden beide in ihrer Villa erdrosselt. Nun steht ihr Enkel unter Mordverdacht vor Gericht.
Wuppertal. Erst wurden sie mit brutalen Hieben auf den Kopf niedergeschlagen, dann erdrosselt. Vor einem Jahr wurden Enno (91) und Christa (88) Springmann in ihrer Villa in Wuppertal umgebracht. Was sich dort abgespielt hat, haben die Experten der Spurensicherung in wochenlanger mühevoller Kleinarbeit akribisch festgehalten. Längst sind die Ermittler überzeugt: Es ging ums Erbe. Als mutmaßlicher Doppelmörder ist der Enkel des wohlhabenden Unternehmer-Paares angeklagt.
Wenn an diesem Freitag in Wuppertal vor dem Landgericht der Prozess um den Doppelmord beginnt, wird der 26-Jährige gemeinsam mit einem 45-jährigen mutmaßlichen Komplizen auf der Anklagebank sitzen. Beide sollen gemeinsam den Großvater des 26-Jährigen aus Habgier umgebracht haben und dann seine Großmutter, um den Mord am Großvater zu vertuschen, wirft ihnen die Anklage vor.
Der Spross der Fabrikantenfamilie war von seinen Großeltern finanziell unterstützt worden und soll befürchtet haben, dass der Geldfluss abreißt, weil er heimlich sein Studium abgebrochen hatte. Es soll sogar im Raum gestanden haben, dass seine Großeltern ihn als Haupterben aus dem Testament streichen.
Am Tattag, dem 19. März 2017, stand laut Anklage ein schwieriges Gespräch zwischen Großvater und Enkel an - Thema: Finanzielles. Als sich das Gespräch wie befürchtet entwickelte und es zum Streit kam, soll das mörderische Duo zugeschlagen haben - der Komplize hatte sich dazu laut den Ermittlern heimlich ins Haus geschlichen.
Als Nebenkläger tritt in dem Verfahren der Sohn der Mordopfer auf - der zugleich der Vater des mutmaßlichen Doppelmörders ist. Der Bremer Rechtsanwalt Udo Würtz wird ihn im Gerichtssaal vertreten: „Er will sich Klarheit verschaffen, was passiert ist“, sagt Würtz. „Er will die Wahrheit erfahren.“ Es sei natürlich eine „fürchterliche Vorstellung“ für den Vater, dass der eigene Sohn die Eltern umgebracht haben könnte.
Der Vater des Angeklagten wolle im Strafprozess nicht aussagen und von seinem Schweigerecht Gebrauch machen, kündigte Würtz an. Er rechnet mit einem aufwendigen Indizienprozess: „Es gibt keine Geständnisse.“ Die Staatsanwaltschaft stützt sich in ihrer Anklage auf DNA-Spuren, Faserfunde und Telekommunikationsdaten. 76 Zeugen und acht Sachverständige wurden benannt.
Um die Tat wie einen Einbruch aussehen zu lassen, sollen die Angeklagten nach dem Doppelmord das Wohnzimmer durchwühlt und unter anderem eine Vitrine zerstört haben. Doch die Mordkommission war schon zu Beginn der Ermittlungen stutzig geworden, weil am Tatort nichts Wertvolles zu fehlen schien. Um die Villa mit ihrem großen Garten zu untersuchen, waren Spezialisten der Landeskriminalämter Nordrhein-Westfalen und Hamburg sowie des Bundeskriminalamtes hinzugezogen worden. „Wir suchen Quadratzentimeter für Quadratzentimeter ab“, hatte es geheißen. Mit Hilfe einer Drohne war das große Anwesen dazu auch von oben gefilmt worden.
Als Mäzene und Sponsoren hatten Enno und Christa Springmann viele Jahre lang in Wuppertal Künstler und Kunst unterstützt. Entsprechend groß war in der Stadt die Bestürzung über das Verbrechen. Das Gericht hat bis September zunächst 35 Verhandlungstage angesetzt. Den Angeklagten droht lebenslange Haft.