Mordprozess: Die Störungen des Daniel B.
Am Dienstag wurde der Prozess um den Mord und den Totschlag an einer 15-Jährigen und ihrer Mutter (53) fortgesetzt. Zeugen verfeinerten das Bild des geständigen Angeklagten Daniel B.
Wuppertal. Zwei Menschen hat Daniel B. auf dem Gewissen. Wie berichtet, hat der 31-Jährige vor dem Landgericht gestanden, Mitte März erst seine Freundin (15) und dann deren Mutter (53) erstickt zu haben - aus Wut darüber, dass ihn das Mädchen beleidigt und geohrfeigt, die Mutter ihn fürs Schulschwänzen der Hauptschülerin verantwortlich gemacht habe.
Fasst man die Aussage eines Psychologen, der gestern als Zeuge aussagte, zusammen, ist B. eine in allen Belangen gescheiterte Existenz. Vor allem in Beruflichen sei er nicht in der Lage gewesen sich anzupassen, ignorierte Vorschriften, war chronisch unzuverlässig. Soziale Kontakte waren für ihn schwierig. Oft fühlte er sich kontrolliert, hatte das Gefühl sich nicht wehren zu können. Das könnte auf die schwierige familiäre Situation zurückgehen. Der Vater - er macht im Prozess von seinem Schweigerecht Gebrauch - soll B.geschlagen haben. Die Mutter sei zwar liebevoll gewesen, habe ihn aber nicht schützen können. Als Kind soll B.deswegen ins Bett gemacht haben. Seine Angst habe er durch Kampfsport - Kung Fu und Thai-Boxen - zu kompensieren versucht. Weil das erfolglos blieb, habe er seinen Frust weiter in sich hineingefressen. Der staute sich auf, wurde laut Aussage des Psychologen zur Wut, die sich explosionsartig entladen konnte. Gegen wen?
Nach Aussage des Psychologen habe B. auch ihm nahe stehende Personen je nach Stimmungslage idealisiert oder radikal abgewertet, teilweise im rasanten Wechsel. Erklärt das die Taten?
Auch gestern saß der 31-Jährige bewegungslos auf der Anklagebank, wirkte, als ob er die Lippen aufeinander pressen würde und antwortete doch auf die teilweise unangenehmen Nachfragen des Gerichts. Bekanntlich gibt es Hinweise darauf, dass B. nach der Tat noch mehrfach am Tatort war. Nicht nur um Abschied von seiner minderjährigen Freundin zu nehmen, sondern auch um dort Fernsehen zu gucken und zu übernachten. "Das stimmt nicht", sagte B. gestern dazu.
Nach Ermittlungen der Kripo hat der31-Jährige aber nicht nur ein Stofftier zur Erinnerung an das tote Mädchen sondern auch Lautsprecher-Boxen und eine Stehlampe samt Verlängerungsschnur vom Tatort in seine Wohnung gegenüber gebracht.
B.selbst weint zuweilen leise in sich hinein, wenn die Sprache auf die von ihm getötete Ex-Freundin kommt. Die Gefühle für die 15-Jährige reichten aber wohl nicht aus, um auch die Haustiere am Tatort zu versorgen. Die wohnten im Zimmer der 53-Jährigen. Dort soll B. nur noch einmal nach der Tat gewesen sein, um angesichts des Leichengeruchs zu lüften. Die Tiere seiner Opfer - ein Kaninchen und ein Meerschweinchen - überlebten trotzdem. Die Polizei gab sie kurz nachdem die Leichen der beiden Frauen gefunden worden waren, in die Obhut des Tierheims.