Müll befeuert die WSW-Bilanzen
Die Stadtwerke schreiben 2017 eine schwarze Null. Busse und Bahnen fahren größeres Defizit ein.
Der WSW-Konzern hat im Geschäftsjahr 2017 eine Punktlandung hingelegt. Wie im Vorjahr 2016 schrieben die Stadtwerke eine schwarze Null. Bei einer Bilanzsumme von 1,250 Milliarden Euro wurde ein Plus von 1,376 Millionen Euro (Vorjahr 584 000 Euro) erzielt. WSW-Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht sprach von einem „erfolgreichen Geschäftsjahr“. Das vor einigen Jahren gesteckte Ziel einer Eigenkapitalquote von 30 Prozent sei nun erreicht.
Zum positiven Konzernergebnis trugen die Gewinne aus der Energie- und Wärmeversorgung bei. Das Plus fiel mit 65,4 Millionen Euro um rund fünf Millionen Euro größer als im Vorjahr aus. Die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) steuerte einen Gewinn von 7,5 Millionen Euro bei. Dies reichte aus, um das strukturelle Defizit in der Verkehrssparte auszugleichen. Der stieg von 44,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 51,9 Millionen Euro an.
Für die Verluste beim Betrieb von Schwebebahnen und Bussen nannte Andreas Feicht verschiedene Gründe — so die beiden mehrwöchigen Bahnsperrungen. „In dieser Zeit klappten viele Verbindungen und Anschlüsse zur Bahn nicht“, so Feicht. Auch nach der Wiedereröffnung der B7 seien ÖPNV-Fahrgäste an den Individualverkehr verloren gegangen. Die Gesamtzahl der Fahrgäste ging von 90,1 auf 89,2 Millionen zurück. 24,1 Millionen schwebten durch das Tal, 65,1 Millionen nutzten die WSW-Busse. Zusätzliche Kosten verursachten den WSW zum einen die Bahnsperrungen. Doch auch der Weiterbetrieb der alten Schwebebahnen aufgrund des aktuellen Lieferstopps neuer Bahnen aus Spanien schlug negativ zu Buche.
Dass die Absatzmengen bei der Fernwärme 2017 rückläufig waren, führen die WSW auf mildere Winter zurück. In den Sparten Strom und Gas sind die WSW weiter mit großem Abstand Marktführer in der Stadt. Der Marktanteil beim Gas liegt bei 73,88 Prozent und beim Strom bei 78,18 Prozent. In Zukunft soll die Konzentration bei den Strom-Industriekunden auf dem Kernmarkt Wuppertal und Stammkunden liegen, die sichere Abnehmer sind. Das Risiko, Strom zu Niedrigpreisen an der „Strombörse“ anbieten zu müssen, ist laut Feicht zu groß.
Auf der Basis der schwarzen Null wollen die WSW ihre Geschäftsfelder weiterentwickeln. Das trifft aktuell auf die Schließung des Heizkraftwerks Elberfeld, die Verlegung der Fernwärmetrasse und den Ausbau der Funktionen der AWG-Müllverbrennungsanlage auf Korzert zu. Das Projekt „Talwärme“, bei dem die Fernwärmeversorgung in Wuppertal ausgebaut wird, ist in vielfältiger Hinsicht ein großer Schritt für die WSW. Durch die Schließung des mit der Verbrennung von Kohle betriebenen Elberfelder Heizkraftwerkes wird der Ausstoß von 450 000 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden. Das entspricht zwei Drittel dessen, was der Autoverkehr in der Stadt verursacht. Die WSW sprechen daher vom größten Klimaschutzprojekt in der Geschichte Wuppertals. „Bundesumweltministerin Svenja Schulze wird am 7. Juli zur Inbetriebnahme der Pipeline erwartet. Das zeigt, welche Beachtung dieses Projekt findet“, sagt Andreas Feicht. Die 65 Mitarbeiter des Heizkraftwerkes haben andere Aufgaben übernommen oder traten ihren Ruhestand an. 3247 Menschen arbeiten aktuell bei den WSW. Insgesamt sei der Personalbestand zwar rückläufig, aber die Digitalisierung und die Veränderungen in den Geschäftsfeldern böten Chancen zur Schaffung attraktiver Arbeitsplätze“, sagte Arbeitsdirektor Markus Schlomski. Ein Teil des Masterplans saubere Luft sieht vor, dass in der Müllverbrennungsanlage nicht nur Dampf für die Fernwärmeleitungen produziert wird, sondern ab dem kommenden Jahr auch Wasserstoff für 20 wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenbusse. Die ersten zehn Busse sollen ab März/April 2019 in Betrieb gehen, so AWG-Geschäftsführer Martin Bickenbach und Ulrich Jaeger, Geschäftsführer WSW mobil GmbH.