Müngstener Brücke: Europa hilft beim Unesco-Projekt
Das Bauwerk soll Weltkulturerbe werden: Wuppertal, Solingen und Remscheid holten sich jetzt Hilfe aus dem Ausland.
Der erste große Schritt auf dem Weg zum Weltkulturerbe ist gemacht: Vertreter der Städte Solingen, Remscheid und Wuppertal haben gestern Abend zusammen mit Vertreten von vier europäischen Städten eine Übereinkunft unterzeichnet. Das Ziel: Fünf historische Bogenbrücken aus dem 19. Jahrhundert, die an das jeweilige Stadtgebiet grenzen, sollen in den nächsten Jahren in die Unesco-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen werden.
Dazu zählen neben der Müngstener Brücke die beiden Brücken „Ponte Dom Luís .“ und „Ponte Maria Pia“ in Portugal, das „Viaduc de Garabit“ in Frankreich und die „Ponte San Michele“ in Norditalien. Alle fünf Brücken ähneln sich in ihrer Bauweise sehr und gelten als Meisterwerke der Ingenieurskunst aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Vor sechs Jahren scheiterte ein Versuch, die Müngstener Brücke in die Weltkulturerbe-Liste aufzunehmen. Dr. Christoph Machat vom Internationalen Rat für Denkmalpflege, erklärte zuversichtlich, dass durch die europäische Zusammenarbeit die Chancen auf eine Aufnahme der Brücke steigen: „Bisher gibt es mehr als 1000 Weltkulturerbestätten.“ Die Unesco bemühe sich, das Wachstum dieser Zahl abzubremsen. Wenn jetzt gleich fünf Bauwerke zusammengefasst werden könnten, käme das den Absichten der Unesco entgegen, erklärte der Denkmalpflege-Experte. „Die Chancen auf eine Aufnahme steigen damit.“
Für den Eigentümer der Müngstener Brücke, die Deutsche Bahn, würde sich bei einer Zusage der Unesco nichts ändern. Bahn-Vertreter Peter Alsbach betonte, „dass es eine große Ehre“ für sein Unternehmen wäre, wenn die Brücke ins Weltkulturerbe aufgenommen würde. Schließlich habe die Bahn zuletzt 30 Millionen Euro in den Erhalt des historischen Bauwerks investiert. „Im operativen Geschäft ist der Welterbe-Titel aber mit keinen Vorteilen verbunden.“
Ende nächsten Jahres sollen alle noch laufenden Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sein, versprach Alsbach. Er erinnerte daran, dass in den 1970er-Jahre „kurzzeitig“ über einen Neubau der Brücke mit einem „modernen Betonbogen“ nachgedacht wurde. Dieses Vorhaben sei allerdings verworfen worden, weil eine geplante Bauzeit von vier bis fünf Jahren den Bahnverkehr in der Region erheblich geschädigt hätte.
Wuppertals Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU) würdigte sie als Wahrzeichen des Bergischen Landes: „Sie steht für den ungebrochenen Fortschrittsglauben während ihrer Bauzeit und für zeitlose Ingenieurskunst.
Für Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) ist die Zusammenarbeit mit den europäischen Städten Paderno d’Adda (Italien), Porto (Portugal) und Ruynes en Margeride (Frankreich) möglicherweise der Startschuss für einen kulturellen Austausch: „Das könnte auch der Beginn zu etwas Größerem sein.“
Remscheids Stadtoberhaupt Burkhard Mast-Weisz (SPD) erinnerte daran, dass die Müngstener Brücke nicht nur als historisches Denkmal von Bedeutung sei, sondern auch eine wichtige Verbindung für den Bahnverkehr sei. „Wie wichtig die Brücke ist, haben wir gesehen, als sie wochenlang gesperrt war.“