Musiker landen in Japan – und zittern um die Instrumente
Weil ein Frachtcontainer mit Verspätung in Japan ankam, fürchteten die Sinfoniker schon um ihrer erstes Konzert in Nagoya.
Wuppertal/Nagoya. Die gute Nachricht betraf die Sinfoniker selbst: Alle Musiker hatten ihr Ziel erreicht. Die schlechte Botschaft galt ihrem wichtigsten Gepäck: Ein Teil der Instrumente war auf der Strecke geblieben. Oder anders gesagt: Die große Japan-Tournee hätte nicht aufregender beginnen koennen. Kaum hatte das Wuppertaler Sinfonieorchester alle Turbulenzen in luftiger Höhe überstanden, wurden die städtischen Musiker von einer Hiobsbotschaft erschüttert: Eine der insgesamt drei Container-Paletten hatte es nicht planmäßig nach Japan geschafft. Erst am Mittwochabend (Ortszeit) gab es Entwarnung: Die vermissten Instrumente kamen doch noch an.
Udo Mertens, Flötist
"Eine Palette war in Frankfurt hängengeblieben", erklärt Orchesterdirektor Heiner Louis, für den der Fehlstart der Cargofracht die erste Bewährungsprobe war. Denn: Hätten die wertvollen Instrumente nicht rechtzeitig ihr Ziel erreicht, wäre das Auftakt-Konzert der Japan-Tour geplatzt. Louis war denn auch sichtlich froh, als alle Musiker ihre Ausrüstung in Empfang nehmen konnten. Woran es lag? "An der Fluggesellschaft." Die hatte kurzerhand eine andere Fracht vorgezogen. Für Wuppertals Sinfoniker bedeutete das eine Zitterpartie - schließlich ging am Donnerstagabend japanischer Zeit das erste Konzert über die Bühne.
Vorher hatten die Besitzer schwergewichtiger Instrumente zunächst zwangsfrei - sie konnten ohne ihr Arbeitsgerät nicht proben. Insgesamt 3,5 Tonnen Fracht hatte das Orchester am Sonntag auf die Reise geschickt. Darunter waren Instrumente, die nicht ins Handgepäck passten, aber auch Notenständer, Fräcke und Spezialstühle. Am Montag hatten die Sinfoniker dann selbst abgehoben: Von Düsseldorf ging’s über Helsinki nach Nagoya, an den Nabel der japanischen Autoindustrie.
Dietmar Wehr, Kontrabassist, über die vergangene Japan-Tournee.
Während ein guter Teil der Musiker dort, 10 000 Kilometer fern der Heimat, sehnsüchtig auf Kontrabass, Cello oder Schlegel warteten, waren andere froh, es buchstäblich leichter zu haben. Udo Mertens beispielsweise gibt seine Flöte nicht aus der Hand: "Ich habe mein Instrument und meine Noten immer dabei. Sonst hätte ich kein gutes Gefühl beim Fliegen." So reiste das handliche Instrument in der selben Maschine wie der Wuppertaler - und wurde kräftig durchgeschüttelt.
Der Rückenwind, der für einen turbulenten Hinflug sorgte, schlug manchen Sinfonikern kurzfristig auf den Magen. Doch nach den ersten beiden Tagen in der japanischen Stadt war die aufregende Anreise (fast) vergessen. "Ich freue mich schon auf das erste Konzert", sagte Kontrabassist Dietmar Wehr, der bereits bei der ersten Japan-Tournee vor drei Jahren mit von der Partie war, kurz vor dem Auftritt. "Ich war total beeindruckt, wie begeisterungsfähig das Publikum damals war." Auch diesmal wollen die Wuppertaler ihre japanischen Zuhörer wieder zu Jubelstürmen hinreißen - ganze zwei Wochen lang.