Mutmaßliche Drogen-Oma für den Prozess nicht fit genug?
Gutachterin hält 85-Jährige nicht für verhandlungsfähig.
Wuppertal/Solingen. Nach zwölf Verhandlungstagen könnte der Prozess für die mutmaßliche Drogen-Oma nun vor einem Ende stehen. Eine von der Verteidigung beauftragte psychiatrische Gutachterin stufte die 85-jährige Solingerin gestern als "nicht verhandlungsfähig" ein. Seit Mitte Februar muss sie sich zusammen mit ihrem Sohn (50), ihrem Enkel (25) und dessen Freundin (29) sowie einem weiteren Mann (29) aus Solingen vor dem Landgericht verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, zwischen 2008 und 2009 in mehr als 30 Fällen Heroin aus den Niederlanden geschmuggelt zu haben.
Die Angeklagte leide unter einer beginnenden senilen Demenz, so die Gutachterin. Sie sei nicht in der Lage, der Verhandlung angemessen und aktiv zu folgen. Im Zusammenspiel mit ihrer labilen Persönlichkeit und unterdurchschnittlichen Intelligenz bewirke die Demenz, dass sich die 85-Jährige auf diese neue Situation des Prozesses nicht einlassen könne.
Vor allem unter dem Eindruck des emotionalen Stresses - etwa bei Aussagen von Sohn und Enkel oder Fragen an sie selbst - sei die Solingerin nicht fähig, sich auf das Gehörte einzulassen und zu reagieren, so die Gutachterin, die auch eine verminderte Schuldfähigkeit bei der Angeklagten nicht ausschließen konnte.
Die Solingerin selbst folgte dem Vortrag, in dem auch ihr bewegte Leben beschrieben wurde, mit gesenktem Kopf. Ab und an nickte sie, wischte sich verstohlen die Augen. Zu den Vorwürfen hat sie sich nach zwei Monaten Verhandlungsdauer noch nicht geäußert. Welche Konsequenzen das Gutachten für die 85-Jährige hat, könnte sich am nächsten Verhandlungstag am 12. Mai entscheiden. Hat das Gericht auch nur geringe Zweifel an der Verhandlungsfähigkeit der 85-Jährigen, könnte das Verfahren gegen sie eingestellt werden.