Nach dem Großbrand: „Wir haben nicht mal mehr eine Zahnbürste“ (mit Video)
In der Nacht zu Dienstag zerstörte ein Brand das Lokal „Zur Grüne“ — und damit die Existenz der Familie Schossow.
Remscheid/Wuppertal. Es ist ein groteskes Bild, das sich an der Stadtgrenze zu Remscheid bietet, wo mitten in ländlicher Idylle das Ausflugslokal Zur Grüne liegt. Ein Falke gibt in seiner Voliere zarte Schreie von sich, ein kleiner Wasserfall plätschert in den Seerosenteich. Dahinter ein Bild der Zerstörung: Geborstene Fensterscheiben und eine verrußte Tür geben den Blick frei in das Innere des Lokals. Was jahrzehntelang ein Anziehungspunkt auch für Gäste von außerhalb war, hat ein Großbrand in der Nacht zu Dienstag völlig zerstört. Deckenbalken und Dämmstoffe hängen schwarz verkohlt in die Gasträume herunter, Löschwasser steht auf dem Boden und tropft weiter von der Decke. Dichter Rauch steigt immer noch auf und beißt in der Nase, obwohl die Feuerwehr den Brand nach stundenlangem Kampf mittlerweile gelöscht hat. „Ein paar Glutnester gibt es immer noch“, sagt Einsatzleiter Josef Köster.
Abseits sitzen Carola und Karsten Schossow auf zwei Campingstühlen. Fassungslose Gesichter, gerötete Augen. Die Besitzer des Fachwerkhauses haben nicht nur seit 2004 das Lokal betrieben, sondern auch in der anliegenden Wohnung gelebt — und nun alles verloren. „Wir haben nicht einmal mehr eine Zahnbürste. Personalausweis, Geburtsurkunden, alles weg“, sagt Carola Schossow. „Das Haus ist nicht mehr zu retten“, ist Karsten Schossow sicher. Josef Köster bestätigt diese Vermutung: „Das Haus ist einsturzgefährdet.“ Ein Abriss sei wahrscheinlich.
„Um 23 Uhr hörte ich die Nachbarn rufen, dass es brennt“, erzählt Schossow. „Meine Frau schlief schon, ich hab’ sie rausgeholt. Es hat eine halbe Stunde gedauert, bis die Feuerwehr da war, und noch eine ganze, bis sie Wasser hatten.“ Die Vögel der Falknerei Bergisch Land, die das Paar nebenan betreibt, waren zunächst nicht in Gefahr. „Um vier Uhr hat der Wind gedreht. Ein Teil der Vögel wäre sicher im Rauch erstickt“, sagt Schossow. Die Polizei habe ihn nicht in den verrauchten Bereich lassen wollen, also sei er heimlich hinten herum, um seine Tiere zu retten.
Fassungslos ist auch eine Nachbarin, die seit 35 Jahren Stammgast ist: „Hier hab’ ich meinen Mann kennengelernt. Wir waren jeden Samstag zum schwofen hier“, sagt sie mit zitternder Stimme. „Die Grüne ist meine zweite Heimat. Ich könnte heulen.“ Karsten Schossow sei zwar versichert, sagt er. „Aber wie es weitergeht, weiß ich nicht. Ich hab’ das alles noch gar nicht begriffen.“