Nach Unfall: Vorwürfe an die Stadt

Heinrich Bieringer (CDU) kritisiert, dass Verbotsschilder längst hätten aufgestellt werden müssen.

Foto: Gerhard Bartsch

Nächstebreck/Langerfeld. „Muss immer erst etwas passieren, bevor gehandelt wird?“ Das fragt sich Heinrich Bieringer, der CDU-Stadtverordnete ist wütend. „Dieses Kind hätte nicht verletzt werden müssen, wenn die Verwaltung ihre Aufgaben erfüllt hätte“, sagt er zu dem schweren Verkehrsunfall auf der Linderhauser Straße, bei dem ein neunjähriges Kind am Samstagmittag vergangener Woche verletzt worden ist.

Gegen 11.20 Uhr war der Junge zwischen geparkten Fahrzeugen auf die Linderhauser Straße gelaufen. Eine 38-jährige Autofahrerin, die mit ihrem Wagen aus Richtung Wittener Straße kam, konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten und das Auto erfasste das Kind. Wie die Polizei berichtet, erlitt der Neunjährige bei dem Zusammenstoß schwere Verletzungen und musste per Rettungswagen zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden.

Heinrich Bieringer, im Hauptberuf Polizeibeamter, ist deshalb so betroffen, weil an der Unfallstelle eigentlich gar keine Autos hätten stehen dürfen, wie er erklärt. Denn für diesen Bereich sei schon seit April ein Parkverbot beschlossene Sache — es sei von der Verwaltung jedoch noch nicht umgesetzt worden: „Die Bezirksvertretung Oberbarmen hat im vergangenen Jahr das absolute Halteverbot beschlossen“, sagt Bieringer. Im April 2017 hätten die politischen Gremien zugestimmt, doch die Markierung des Halteverbots habe auf sich warten lassen. „Wir haben in den letzten Monaten mehrfach bei der Verwaltung nachgefragt, warum die Beschilderung nicht vorgenommen wird“, sagt Bieringer. „Die Antwort ist stets: Personalmangel beziehungsweise Prioritätenliste.“

Die Stadt entgegnet der Kritik: „Jeder Unfall mit Personenschäden ist einer zu viel, und die Verwaltung nimmt jeden Vorfall sehr ernst“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. „Ob der Unfall in der vergangenen Woche allerdings tatsächlich mit dem Halteverbot hätte verhindert werden können, wissen wir nicht.“

Die Linderhauser Straße sei jedoch „nie ein Schwerpunkt für Unfälle mit Personenschäden“ gewesen — in den Jahren 2010 bis Mitte 2016 habe es lediglich einen gegeben. Grund für das beschlossene Parkverbot sei vielmehr das Aufkommen von Lastwagen und Bussen: „Gerade in dem engen Kurvenbereich der Hausnummern 28 bis 32 gab es Probleme im Begegnungsverkehr Bus/LKW — und in der Folge regelmäßig Bagatellunfälle mit Kratzern, abgefahrenen Spiegeln etc.“ Daher habe der Verkehrsausschuss nach Abstimmung mit den WSW im April zusätzlich das absolute Halteverbot beschlossen.

„Diese Anordnung ist leider aufgrund der engen personellen Situation und zahlreicher anderer Prioritäten über Monate nicht umgesetzt worden“, so Eckermann, was die Verwaltung sehr bedauere. Allerdings sei die Zielsetzung in erster Linie gewesen, eben jene „Engstelle im Kurvenbereich“ zu beseitigen. Das Halteverbot in der Linderhauser Straße sei am Mittwochmorgen nun aufgestellt worden. Der Schutz von Fußgängern stehe selbstverständlich jederzeit an oberster Stelle.

Heinrich Bieringer sagt: „Wir denken, dass die Vermeidung einer Gefährdung von Gesundheit und Leben immer Priorität 1 haben muss — dieser Unfall unterstreicht das leider.“