Nachprüfungen: „Aber jetzt haue ich rein“

Am Ende der Ferien stehen Nachprüfungen an. Tim (17) lernt zum Beispiel jetzt für Mathe.

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Wuppertal. Endlich Sommerferien - für die meisten Schüler liegen sechs herrlich lange Wochen ohne Schule vor ihnen. Doch nicht für alle bedeuten die großen Ferien Sommer, Sonne und Freizeit. Einige Schüler müssen trotz Ferien pauken: Für sie steht Ende August die Nachprüfung an.

So wie für den 17 Jahre alten Tim. Er sitzt mit gesenktem Kopf am Tisch, weil er eine Nachprüfung in Mathe machen muss, um in die 11. Klasse versetzt zu werden. „Ich habe ein Defizit in Mathe, das ich nicht durch die anderen Hauptfächer ausgleichen kann“, sagt der Gymnasiast. Er geht in die EF, die Stufe, die als Einführung für die gymnasiale Oberstufe gilt. Diese Stufe muss er schaffen, um zumindest den Mittleren Schulabschluss zu haben.

Wie es ihm geht? „Ich finde es schade, dass ich eine Nachprüfung machen muss, aber jetzt haue ich rein“, sagt der Schüler. Für die letzten drei Wochen der Sommerferien hat er sich mit einem Freund verabredet, der in Mathe eine Eins hat und intensiv mit ihm lernen will. Aber auch in den ersten Wochen der Ferien will er etwas für Mathe tun - trotz des Volleyball-Trainingslagers. „Das Trainingslager findet in den ersten eineinhalb Wochen statt. Ich werde Lernmaterial mitnehmen“, sagt er.

Pädagogen raten dazu, sich einen Plan zu machen, um den Stoff zu wiederholen. „Am Anfang kann man eine Pause machen, aber man braucht eine Strategie, um den Stoff eines Halbjahres in Päckchen zu packen“, sagt Cornelia Wissemann-Hartmann, stellvertretende Schulleiterin am Carl-Fuhlrott-Gymnasium. Am besten sei es, morgens zwei bis drei Stunden zu lernen und nachmittags Spaß zu haben, damit man sich über lange Zeit motivieren kann.

„Die Ferien sind dazu da, damit sich Kinder von der Schule erholen können“, sagt Anna Zacharias von der Beratungsstelle „Nummer gegen Kummer“. Man könne aber eine Vereinbarung treffen: in den ersten drei Wochen sind Ferien, dann wird gelernt. Einen Plan sollten Eltern immer gemeinsam mit dem Schüler entwickelt werden, sonst hätte teure Nachhilfe keinen Sinn.

Und Tims Eltern? „Meine Eltern suchen mir für die ersten drei Wochen eine Nachhilfe“, sagt Tim. „Was sollen sie sonst tun? Ich muss es selbst machen.“ Der 17-jährige wirkt entschlossen: Er will die Nachprüfung schaffen. Was ist, wenn er es nicht schafft, daran will er nicht denken. „Ich versuche, positiv zu bleiben und werde sechs Wochen durchlernen“, so Tim.

Hat er Angst vorm Sitzenbleiben? Von Angst will Tim nicht sprechen. „Ich versuche nicht negativ zu sein. Das wäre nachteilig“, glaubt er. Dass der Wechsel in eine andere Stufe ihm nicht behagt, drückt er so aus: „Ich würde nicht so gerne erst in einem hohen Alter die Schule verlassen. Ich mag meine Stufe, die will ich ungern verlassen.“

Belastbare Zahlen, wie viele Schüler in Wuppertal eine Nachprüfung machen können, gibt es nicht. Die Schulen beobachten aber, dass es in den vergangenen Jahren immer weniger Schüler werden, die versetzungsgefährdet sind. Das Gymnasium Am Kothen meldet fünf Schüler, am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium sind es sieben und am Carl-Fuhlrott-Gymnasium sind es elf Schüler. Am Gymnasium Vohwinkel können zehn Schüler mit einer Nachprüfung ihre Versetzung noch schaffen.

War es für Tim abzusehen, dass es mit der Versetzung eng werden könnte? „In Mathe war ich nie sehr gut. Ich habe nicht den ganzen Stoff in Erinnerung“, sagt er. Mit der Nachprüfung hofft der 17-Jährige, seine Defizite aufzuholen. Und er ist motiviert: „Ich habe nicht vor, die Klasse zu wiederholen, wenn es nicht sein muss“, sagt Tim. Dafür verbringt er die Ferien nun eben mit Stochastik, Analysis und Vectoren.