Nachwuchs bei den Roten Varis: Die kleinen Waldgeister sind los

Nachwuchs bei den Roten Varis präsentiert — ihre Mutter verteidigt die Jungtiere notfalls mit kräftigen Ohrfeigen.

Wuppertal. Bei Madagaskar mag so mancher zunächst an die Insel aus Afrika oder an den Familien-Kinofilm denken — nicht aber an Wuppertal. Dass Letzteres unangebracht ist, beweist einmal mehr der Zoo — der präsentierte am Donnerstag Nachwuchs bei den Roten Varis, einer im Norden Madagaskars beheimateten und bedrohten Affen-Art. Und es sind gleich zwei Sprösslinge, Kalandy und Ivongo, die seit Ende April die nun fünfköpfige Vari-Familie bereichern.

Die Namen der Jung-Affen leiten sich aus Dörfern ihrer Heimat ab — bis zu 60 Zentimeter groß werden die Tiere, die ursprünglich vor allem in Baumkronen leben und als gesellig und friedfertig gelten. Auf Madagaskar werden die Varis „Waldgeister“ genannt — allerdings nicht wegen ihres schwarzen Gesichts mit dem charakteristischen Blick, wie Zoo-Kurator André Stadtler erklärte, sondern wegen des sehr lauten Geschreis, mit dem sich die dämmerungsaktiven Affen im Schutz der Blätter des Urwaldes untereinander verständigen.

Mit der Wuppertaler Vari-Familie verbindet Stadler die Reise zum französischen Zoo Mulhouse, von wo er Benny, den Vater der Affenfamilie 2007, als Jungtier nach Wuppertal holte. Schon im vergangenen Jahr hatte dieser mit seinem Weibchen Clara ersten Nachwuchs gezeugt — es waren die ersten im Zoo geborenen Vari-Jungen überhaupt gewesen (siehe Kasten). Das nun einjährige Männchen Stan ist den jüngeren Geschwistern ein guter großer Bruder und Spielpartner.

Sein Einsatz ist auch bitter nötig, denn Kalandy und Ivongo sind mit ihren acht Wochen äußerst quirlig mobil. Ausgelassen durchtoben sie ihr Gehege zusammen mit der ganzen Familie. Das war nicht von Beginn so: In den ersten Tagen wurden die Zwillinge in einem Nest von der Mutter betreut. Der Beschützerinstinkt war dabei so stark, dass Clara weder Mensch noch Affe in der Nähe duldete. Sechs Wochen mussten sie und ihre Jungen deshalb isoliert werden.

Auch deswegen, weil die Varis zum Schutz des Nachwuchses gern auch mal heftige Ohrfeigen verteilen, wie jüngst sogar ein Pfleger am eigenen Leib erfahren musste. Trotzdem ist in Zukunft für die sonst sehr friedfertigen Tiere ein begehbares Außengehege geplant. Kalandy und Ivongo sind diese Pläne aber egal — sie machen, was sie am liebsten tun: Spielen.