Natur Naturprojekt: Wie Menschen mit Behinderung den Wald erleben können

Burgholz · Biologische Station Mittlere Wupper bringt auch Menschen mit Einschränkungen mit Wald und Wiesen in Kontakt.

Engagement für die Inklusion: Jan Boomers (l.) mit Anke Kottsieper (beide Biologische Station) und Martin Barth (Leiter WPZ).

Foto: Fries, Stefan (fri)

Für viele Wuppertaler ist es eine Selbstverständlichkeit. Wenn das Wetter im Frühjahr wieder besser wird und die Sonne scheint, lockt ein Spaziergang durch die Natur. Schließlich ist die bergische Region reich an Wald- und Wiesenflächen und hat diesbezüglich viel zu bieten. Doch nicht alle Bürger können einfach spontan zu einem Ausflug ins Grüne aufbrechen. Für Menschen mit Behinderungen, mobil eingeschränkte Senioren oder Eltern mit Kinderwagen gibt es nicht wenige Hürden zu meistern. Dabei können unebene Fußwege mit großem Gefälle schnell zu unüberwindbare Hindernissen werden. Für Sehbehinderte bedeutet eine steil abfallende Böschung ein erhebliches Gefahrenpotenzial. Die Biologische Station Mittlere Wupper (BSMW) möchte hier Abhilfe schaffen – und das Naturerlebnis durch gezielte Angebote intensivieren. Davon sollen auch Teilnehmer ohne Behinderung profitieren.

„Wir möchten, dass mehr Menschen die Schönheit und Besonderheit der Natur des bergischen Städtedreiecks kennenlernen können“, sagt BSMW-Geschäftsführer Jan Boomers. Im Rahmen des vom Landschaftsverband Rheinland geförderten Projekts „Freizeit und Lernen inklusiv gestalten“ wurden in den vergangenen zwei Jahren entsprechende Exkursionsformate erarbeitet. Dazu liegt nun eine Broschüre vor, die auch im Internet zusammen mit weiteren Informationen abrufbar ist. Vom Landschaftsverband wurden für das Projekt rund 28 000 Euro zur Verfügung gestellt. „Die Möglichkeiten sind vielfältig“, betont Jan Boomers. Blühende Obstwiesen im Frühjahr, Wildkräuter am Wegesrand oder die faszinierende Welt der Wildbienen, Vögel oder Fledermäuse soll den Teilnehmern nähergebracht werden. Insgesamt wurden neun Führungsformate entwickelt. Diese richten sich unter anderem an Personen mit Mobilitätseinschränkungen und Sehbehinderungen. Dabei wird sichergestellt, dass Menschen mit Rollator oder Rollstuhl an den Exkursionen teilnehmen können. Außerdem werden bewusst Reize abseits der optischen Wahrnehmung angesprochen. „Durch Tasten, Riechen, Hören und Schmecken kann die Natur sehr intensiv erlebt werden, was auch für Menschen ohne Behinderung spannend ist“, erläutert BSMW-Projektleiterin Anke Kottsieper. Die unterschiedliche Beschaffenheit von Baumrinde biete etwa für den Tastsinn eine wahre Fundgrube von Eindrücken. Grundsätzlich seien die Führungsformate aber für alle Menschen und Altersklassen offen.

Behindertenbeiräte
unterstützten bei der Suche

Bei der Suche nach geeigneten Exkursionsgebieten wurde die Biologische Station durch die Behindertenbeiräte der Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal beratend unterstützt. Die ausgewählten Gebiete erstrecken sich über das gesamte Städtedreieck, wobei Wuppertal ein wichtiger Schwerpunkt ist. In Beyenburg kann etwa die Welt der Fledermäuse entdeckt werden, während im Waldpädagogische Zentrum Burgholz der Wald nah ist und ein Kräutergarten Einblick in das Reich der Wildkräuter gibt. „Wir freuen uns sehr auf die Angebote, die ja auch für uns ein Stück Neuland sind“, sagt der Leiter des Waldpädagogischen Zentrums, Martin Barth. Begleitet werden die Exkursionen von speziell geschulten BSMW-Mitarbeitern. „Im Rahmen der Fortbildungen haben sie sich intensiv mit dem Thema Behinderung auseinandergesetzt und ganz praktische Erfahrungen gesammelt“, sagt Anke Kottspieper. Dazu gehörte auch, zeitweise selbst einmal im Rollstuhl zu sitzen oder durch Simulationsbrillen die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen nachempfinden zu können.

Zu allen Exkursionsgebieten stehen auf der Internetseite PDF-Dokumente mit Informationen zu Wegebeschaffenheit und Erreichbarkeit zur Verfügung, so dass Teilnehmer im Vorfeld informiert sind.