Neu in Elberfeld: Lernladen statt Leerstand
Wie an der Paradestraße in Elberfeld aus der Not eine Tugend gemacht wird – für die nächsten drei Jahre.
Wuppertal. Lebenslang klingt erst einmal hart. Wer belastet sich schon gerne mit Dingen, die er nicht mehr loswird? Mit dem Lernen sieht das vielfach nicht anders aus, denn glücklich fühlt sich manch einer, der endlich vom Druck der Pädagogen befreit ist. Lernen als freudvolles Erlebnis, das man sogar lebenslang erträgt, möchte die Bergische VHS in ihren Lernläden vermitteln.
Nachdem ein Solinger Laden vorpreschte - hervorgegangen freilich aus Erfahrungen in Vohwinkel -, steht ein solcher Shop nun auch an der Paradestraße 32 zur Verfügung, genau auf der Kuppe, wo Spaziergänger nach dem Anstieg aus der Innenstadt auch mal innehalten, um zu staunen: Was ist denn das?
Eben dieses "das" wird von Projektleiterin Birgit Vonde betreut, deren Anliegen vor allem darin besteht, ihren Besuchern Selbstorganisation zu vermitteln und Struktur ins Lernen zu bringen. Ganz nebenbei wird damit auch noch das Immobilien-Gespenst "Leerstand" verscheucht.
Jeglicher Zwang ist tabu, wer mag, darf auch einfach nur vorbeischauen, um in den gemütlich eingerichteten Räumen einen Kaffee zu trinken.
Gewiss ist das der Speck, mit dem man Mäuse fängt und einen ersten Anreiz schafft. So gibt es dann auch ein "Frühstück Ausbildungssuche", ein "Frühstück Arbeitssuche" und "Gesprächstreffs mit Leckerem".
Freiwilligkeit steht an der Stelle von Zwang, Bedienung wie in einem Geschäft ersetzt den Frontalunterricht alter Schule. Montags von 13 bis 14 Uhr wird geübt, wie man schriftliche Bewerbungen verfasst, dienstags zur gleichen Uhrzeit folgt die Probe für das Vorstellungsgespräch. Der "Eigensinn" freitags von 11 bis 12 Uhr befasst sich dann mit den Wahrnehmungsorganen. Die gewähren laut Ina Jeske, Leiterin des LernLadens in Solingen, auch Schleichwege des Lernens. So könne man sich beispielsweise durch Düfte fit machen: Zitrone senke Rechtschreibfehler, Pfefferminze stärke das Gedächtnis, Orange bekämpfe Angst. Ina Jeskes Geständnis: "So weit die Theorie."