Statist bei Kafkas „Prozess“: Die Sogwirkung der Bühne
Die Schüler Christopher Luhmer und Eike Suwelack spielen bei Kafkas „Prozess“ mit.
Wuppertal. Die Bühne hat eine Sogwirkung. Eigentlich hatten Christopher Luhmer und Eike Suwelack nie viel mit Theater zu tun. Bis sie - der eine auf Drängen seiner Mutter, der andere dem Freund nachfolgend - als Statisten bei den Wuppertaler Bühnen landeten und blieben. "Es macht einfach ungeheuren Spaß", sind sich die beiden Schüler einig. "Es ist das, was dahinter steckt - dass man die Literatur lebt", erklärt Christopher Luhmer ihre Begeisterung.
Suwelack, 22 Jahre alt, ist schon lange dabei: Nach einer WZ-Annonce spielte er vor elf Jahren noch als Kind bei Dickens Weihnachtsgeschichte mit. Später wirkte der Velberter als Statist im Essener Aalto-Theater mit und absolvierte nach seinem Umzug nach Wuppertal eine Regie-Hospitanz bei der Zauberflöte an den Wuppertaler Bühnen. "Da habe ich mich in die Statisten-Kartei eintragen lassen und jetzt werde ich andauernd angerufen." Seinen WG-Genossen Luhmer hat er "einfach mal mitgenommen".
"Ich habe mich auf den ersten Blick ins Theater verliebt", erzählt der 20-Jährige. Schließlich spielen die beiden teilweise fast das Gleiche wie die Profis. Derzeit stehen sie in Kafkas "Prozess" auf der Bühne, wo viel von ihnen verlangt wird. "Das ist eine unheimliche körperliche Anstrengung - anschließend sind alle nass geschwitzt", sagt Suwelack. "Es ist schon etwas anderes, mit seinem Körper zu arbeiten als nur zu sprechen."
Zwei Wochen vor der Premiere haben die Proben begonnen, meist drei Abende pro Woche. Jetzt folgen locker verteilt die Aufführungen. Reich werden die Statisten damit nicht - die Aufwandsentschädigung gleicht eher einer Fahrtkostenerstattung.
Insgeheim spielen nun Luhmer und Suwelack mit dem Gedanken, die Schauspielerei zu ihrem Beruf zu machen. Luhmer, der gerade sein Abitur absolviert hat, will sich erst einmal für einen Bachelor-Studiengang einschreiben und sich währenddessen noch intensiver mit dem Schauspielen beschäftigen sowie Klavier üben. Eine Karriere als Jazz-Pianist wäre Luhmers zweiter Wunschtraum.
Suwelack arbeitet im zweiten Bildungsweg noch weiter auf sein Abitur hin. Bis dahin will er jede Möglichkeit, aufzutreten, annehmen.