Das harte Los der Zuwanderer

Mit Kai Schuberts „Eleni“ präsentieren die Bühnen ein sehenswertes Stück über den steinigen Weg zur Integration.

Wuppertal. Den Video-Prolog gibt es auf griechisch, aber dann geht es auf deutsch weiter. Der Tempel-Giebel aus Bierkästen weist darauf hin, wo alles anfing: "Eleni", eine Zuwanderungsgeschichte aus Griechenland von Kai Schubert, wurde jetzt im Kleinen Schauspielhaus uraufgeführt.

Wenn auch das Werk mit seinem variablen Bierkasten-Mobiliar (Ausstattung: Birgit Stoessel) in der Regie von Jenke Nordalm durchaus wirklichkeitsnahe Milieuschilderungen mit starkem Lokalbezug im Stil der Volksstücke zeigt, ist es doch nur ein Beispiel dafür, wie es vielen Migranten seit den 60er Jahren in Deutschland ergangen ist.

Die junge Eleni verlässt die Heimat und ihren Verlobten Stavros um der Cousine in Wuppertal zu helfen, die ein Kind erwartet. Dass sie 50 Jahre in dem "Regenloch" verbringen wird, ahnt sie noch nicht.

Die deutschen Schauspieler identifizieren sich sehr mit ihren vielen Rollen: Fremdheit hat jeder schon einmal erlebt. Dimitris (großartig: Hans Richter) muss erfahren, wie es in der deutschen Fabrik zugeht: "Du machst das, was der Chef sagt." Wenn die Arbeitskollegen ihn zwingen, zu tanzen ("Bei euch tanzen doch auch die Männer zusammen"), beißt er die Zähne zusammen und ballt die Fäuste in der Tasche. Auflehnung ist nicht das Ding der Zuwanderer. Selbst als Elenis Lieblings-"Enkel" Kostas (mit frischem Spiel und jugendlichem Überschwang: Marco Wohlwend) Opfer eines fremdenfeindlichen Übergriffs wird, reagieren alle beschwichtigend. Nur Eleni, die mittlerweile eine eigene kleine Wohnung hat, ist verbittert: "Wir haben uns was vorgemacht, wir gehören nicht hierher."

Nahtlos schlüpfen die junge Eleni (Chris Nonnast) und die alte (Ingeborg Wolff) in die Rolle der Heimatlosen, nie Angekommenen: "Ich habe so eine Sehnsucht, aber die hat keinen Ort."

Dimitris arrangiert sich. Er eröffnet ein Restaurant, ist nun sein eigener Chef. Aber Nitsa (Julia Wolff), die mit den Kindern stets Überforderte, Verhärmte, verarbeitet nicht und dreht durch.

Auch die nächste Generation tut sich schwer: Kostas kehrt enttäuscht vom Studium in Athen zurück und findet auch in der deutschen Uni seinen Platz nicht. Freundschaft, die trägt, schließt Eleni mit Tilly (herrlich naiv und ehrlich: Maresa Lühle) und Ernst (Holger Kraft). Den aber beherrschen die Vorurteile und er kann sich nur im Fußballspiel, als Griechenland Europameister wird, jovial mit seinem "Lieblingsgriechen" verbrüdern: "Jetzt habt ihr doch eine Identität."

Aber es geht auch locker und witzig zu. Dazu trägt nicht nur das Gläschen Ouzo bei, das Premierengästen während des Spiels gereicht wird. Dass Probleme bleiben, macht die finale Szene deutlich: Der aus dem Off geschrieene Streit dreht sich um die Vorurteile beider Seiten: Integration ist zwar im Alltag, aber nicht in allen Köpfen angekommen.