Neuer Engpass im Bürgeramt

Keine Besserung in Sicht: Die Online-Termine sind fast ständig ausgebucht.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Seit gut einem Jahr können Termine im Einwohnermeldamt am Steinweg ganz gezielt online gebucht werden. Von diesem Service haben viele Wuppertaler profitiert, die zum Beispiel ihren Pass verlängern wollten. Seit Wochen ist dieses System der Terminvergabe aber völlig überlastet.

Diese Erfahrung musste WZ-Leserin Martina Pastowski machen, als sie Mitte Mai wegen ihrer Hochzeit im Juni einen Termin z ur Namensänderung buchen wollte. Doch statt eines Termins, den sie anklicken konnte, fand sie auf der Vergabeseite der Stadt ausschließlich rote Felder — und das bis Ende des Jahres.

„Ich glaubte, es handele sich um einen technischen Fehler, doch über das Servicecenter erhielt ich die Auskunft, dass es gar keine freien Termine gibt“, so Martina Pastowski. Anschließend wand sie sich schriftlich an Jochen Siegfried, Leiter des Bürgeramts, der sie unter anderem darauf hingewiesen habe, dass nur 22 Prozent aller Termine online vergeben würden. Die durchschnittliche Wartezeit für die Kunden ohne Termin habe im April 38 Minuten betragen.

Auf Anfrage der WZ bestätigte Jochen Siegfried, dass das Online-System zurzeit nur kurzfristig freie Termin aufweist. „Das System funktioniert, aber die Nachfrage ist im Vorfeld der Sommerferien bereits so groß, dass in sehr kurzer Zeit alle neu eingestellten Termine vergeben sind“, sagt Jochen Siegfried. Allein für den kommenden Freitag seien 200 Online-Termine eingestellt worden. „Die sind restlos weg. Am Freitag werden wir ausschließlich Online-Termine bearbeiten“, kündigt er an.

Zudem sei das Einwohnermeldeamt dazu übergegangen, Termine nur mit einem Vorlauf von maximal vier Wochen zu vergeben. Viele Nutzer buchten Termine, ließen sie aber ohne Abmeldung verstreichen. „Das ist für andere Kunden und unsere Mitarbeiter sehr ärgerlich, weil Zeit verloren geht. Die Quote bessert sich, je kürzer die Zeitspanne zwischen Buchung und Termin ist“, sagt Siegfried.

Besserung in den kommenden Wochen ist nicht in Sicht, denn der Ansturm auf die Pässe vor den Sommerferien hat gerade erst begonnen. Für alle, die beim Online-Roulette kein Glück haben, bleibt daher nur der direkte Weg zum Steinweg. Dort gilt die Faustregel, dass montags und donnerstags zumeist der größte Betrieb ist und Brückentage gemieden werden sollten. „Ich bin froh, dass unser Team so gut mitzieht“, sagt Siegfried und nimmt seine Mitarbeiter vor Anfeindungen in Schutz. Das Personal werde um acht Stellen aufgestockt, aber es sei sehr schwer, neue Mitarbeiter zu finden.

Pastowski hat das Gefühl, mit Beschwichtigungen „abgebügelt“ worden zu sein. „Die Zustände am Steinweg sind ein Dauerbrenner, die Wartezeiten unzumutbar, die Aufenthaltsmöglichkeiten, von den Parkmöglichkeiten ganz zu schweigen, sehr begrenzt“, kritisiert sie. Das Problem sei durch die Zusammenlegung der Bürgerbüros am Steinweg entstanden. Sie wünscht sich wie viele Wuppertaler den Bürgerservice im Stadtteil zurück.