Neuer Glanz für gebrauchte Flügel
Michael Thron hat sich aufs Aufarbeiten von Tasteninstrumenten spezialisiert.
Eigentlich war Michael Thron mit seinem Studium der Sozialwissenschaften auf einem ganz anderen Weg. Aber er merkte: „Ich will doch etwas mit den Händen machen.“ Und das tut er jetzt auch — nicht weniger anspruchsvoll als ein Studium: Er ist Klavierbauer und hat sich auf das Aufarbeiten gebrauchter Instrumente spezialisiert. Mit seiner Werkstatt zog er kürzlich nach Vohwinkel.
Viel Platz hat er in der großen Werkstatt, in dem vier Flügel fast verloren wirken. An ihnen arbeiten Michael Thron und seine beiden Auszubildenden derzeit. „Hier haben wir den Resonanzboden aufgearbeitet“, erklärt Thron an einem weißglänzenden Flügel. Der Lack ist aufpoliert, es fehlen noch neue Saiten, die er mit viel Sorgfalt aufziehen und stimmen wird — was mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Die gesamte Mechanik wird er auseinandernehmen, die Filzhämmer bearbeiten oder erneuern, die Tasten ebenfalls.
„Wir versuchen, den alten Klang wiederherzustellen und kombinieren das mit neuen Möglichkeiten“, erklärt er. Der Käufer erhalte ein Instrument, das perfekt wie ein neues sei, aber einen eigenen Charakter habe. „Es hat dann einfach Geschichte.“ Viel Zeit, Fachwissen und Herzblut steckt er in die Klaviere, weiß unglaublich viel über Material und Technik. Und entwickelt neue Methoden für die Aufarbeitung.
Alte Klaviere erhält Thron von Händlern, die sie von Erben kaufen, denen der Platz dafür fehlt. Käufer müssen das nötige Kleingeld haben — 15 000 bis 60 000 Euro kostet ein aufgearbeiteter Flügel. Manchmal erfüllt sich ein Musiker damit einen Lebenstraum.
Thron spielte als Kind Klavier. Auf der Suche nach einer Alternative zum Studium machte er ein Praktikum bei einem Klavierbauer. „Da habe ich Blut geleckt, vom ersten Tag an“, erinnert er sich. Die Vielseitigkeit und die Kombination unterschiedlicher Fachgebiete faszinieren ihn. Er machte eine Lehre, dann seinen Meister, arbeitete bei einem renommierten Klavierhersteller, absolvierte zahlreiche Weiterbildungen.
2014 gründete er sein Unternehmen „Pianovum“, arbeitete in Gummersbach, stellt die Klaviere in Düsseldorf aus. Mit der Werkstatt zog er nun an die Wilhelm-Muthmann-Str. 15 — näher zu den Großstädten und näher an die Zulieferer, die hier noch aus der Hochzeit des Klavierbaus existieren.