Kampf um Parkplätze auf dem Ölberg wird härter

Allein auf dem Ölberg blieben im Oktober 19 Busse stecken. Dass die Stadt das illegale Parken auf Gehwegen duldet, ist umstritten.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Not macht erfinderisch. Das lässt sich an jedem Abend auf dem Ölberg erleben, wo verzweifelte Fahrer auf der Parkplatzsuche ihr Auto in jede noch so kleine Lücke quetschen — egal ob legal oder nicht. Die WSW bekommen die Auswirkungen gerade jetzt im späten Herbst, wo besonders wenige Menschen im Urlaub sind, zu spüren. „Allein auf dem Ölberg sind 19 WSW-Busse im Oktober wegen Falschparkern stecken geblieben“, sagt Stadtwerke-Sprecher Holger Stephan. Das Zooviertel sei ähnlich problematisch.

Bei der drastischen Parkplatznot in vielen Wuppertaler Wohnvierteln geriet nun eine kontroverse Lösung in die Diskussion: das Parken auf den Gehwegen. Wie Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler der WZ bestätigte, ist diese oft gelebte Praxis zwar illegal, wird aber vom Ordnungsamt dann toleriert, wenn kein anderer Verkehrsteilnehmer behindert wird: „Wenn es in einem Viertel gut funktioniert, ist es unproblematisch.“

Befürwortet wird dieser Kurs — den die Stadt vor allem wegen der personellen Grenzen des Ordnungsdienstes einschlägt — von Elberfelds Bezirksbürgermeister Hans-Jürgen Vitenius (SPD). Er sagt: „So lange genug Platz für einen Kinderwagen übrig bleibt, ist das für mich tolerierbar.“

Das Problem: Sobald ein Anwohner eine Anzeige gegen die Falschparker stellt, ist die Stadt zum Handeln gezwungen. So geschehen bei einem aktuellen Vorfall auf dem Boltenberg im Wohnquartier Zoo. Dort war es seit Jahrzehnten üblich, dass Autos zwischen den Bäumen am Fahrbahnrand auf dem Bürgersteig stehen — bis die erste Beschwerde kam. „Wenn sich eine Person behindert fühlt, reicht das schon“, sagt Schmidt-Keßler. Nun hat die Stadt an den betreffenden Stellen am Boltenberg Parkverbotsschilder aufgestellt.

Angesichts des raren Platzangebots, findet das Ingelore Ockel (CDU), Bezirksbürgermeisterin Elberfeld-West, ziemlich ärgerlich. „Wenn das 50 Jahre lang gut geklappt hat, weiß ich nicht, warum das jetzt nicht mehr gehen soll“, sagt sie. Sie betont, dass in diesem konkreten Fall der Fußgängerraum durch die Autos nicht schmaler wurde. „Da stehen ja Bäume.“ Hintergrund sei ein Nachbarschaftsstreit.

Überhaupt kein Freund der inoffiziellen Öffnung der Bürgersteige für parkende Autos ist Bernd Engels, Vorsitzender des Beirats für behinderte Menschen. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie oft Autos Rollstuhlfahrern den Weg abschneiden und fordert: „Die Stadt sollte mehr durchgreifen.“ Menschen, die auf dem Gehweg parken, würden oftmals nicht bedenken, dass weitere Hindernisse die Schneise für Rollstuhlfahrer, aber auch für Menschen mit Rollator, zusätzlich dicht machen: „Da muss nur mal ein Stromkasten stehen oder jemand die Mülltonnen herausgestellt haben.“

Für Klaus Lüdemann (Grüne), selbst Anwohner am Ölberg, ist das Gehwegparken keine diskussionswürdige Lösung für sein Viertel. Schließlich seien in der Nordstadt die Bürgersteige dafür zu eng. „Wir reden da vielleicht von zwei zusätzlichen Parkplätzen“, schätzt er. Der Grüne sieht nur eine Lösung fürs Parkplatzproblems: „Weniger Autos.“ In einer Arbeitsgruppe denke man im Viertel bereits über Projekte wie etwa nachbarschaftliche Carsharing- und E-Bike-Angebote nach. Er weiß aber: „Das Problem werden wir nicht morgen beheben.“