Kolumne: Logbucheintrag 0.42 Neues aus der Utopiastadt: Schaffe, schaffe, Häusle baue

Wuppertal · Alle zwei Wochen erzählt ein Utopist in der Kolumne „Logbuch Utopiastadt“ von Ereignissen, Erfahrungen und Gedanken aus dem beliebten Wuppertaler Treff. Diesmal schreibt Amanda Steinborn über partizipative Stadtentwicklung.

Stadtentwicklung kann auch ganz praktisch sein.

Foto: Dimitrij Haak

Hier ist ja immer was los. Neulich haben wir zum Beispiel begonnen, gemeinsam mit Nachbarinnen und Nachbarn, einen Durchgang von der Hamburger Treppe zum Utopiastadt Campus freizulegen. Im Zeitungsbericht dazu fiel der Satz „Man räumt gefühlt Müll weg und hilft in Wirklichkeit bei der Stadtentwicklung“. Darüber musste ich direkt weiter nachdenken:

Was ist daran Stadtentwicklung, wenn Ehrenamtliche Brennnesseln mähen, Müll wegräumen, Wege ebnen oder einen Garten herrichten? Ist Stadtentwicklung nicht Gewerbegebiete ausweisen, Straßen bauen und benennen oder Parkplätze planen? Und ist dafür nicht die Stadt zuständig?

Auch, aber eben nicht nur. In Utopiastadt sind wir überzeugt, dass Stadtentwicklung partizipativ funktioniert. Also nicht nur für, sondern vor allem von und mit den Bürgerinnen und Bürgern. Das kann über Bürgerentscheide oder Diskussionsforen laufen, aber eben auch über Selbstbestimmung und Mitarbeit. Indem wir gemeinsam erst mal nur einen kleinen Durchgang zwischen Hamburger Straße und den Campus-Flächen herrichten, nehmen wir Einfluss auf die langfristige Entwicklung der Wegführung und geben der Bedeutsamkeit des Fußgängerverkehrs Raum. Wir zeigen, dass wir für eine Mobilitätswende alle Teilbereiche mitdenken müssen – gerade auch in der Stadtplanung und -entwicklung.

Der Utopiastadt Campus ist ein Ort von Vielen für Viele. Durch seine zentrale Lage besteht hier die Möglichkeit, unser gemeinsames Wuppertal mitzuformen. Denn was immer hier in Zukunft passieren wird, welche Wege hier lang führen, es wird das Quartier Mirke, die Nordstadt und damit Wuppertal beeinflussen. Um das zu erreichen, braucht es gemeinsame Planung und gemeinsame Tatkraft. Letzten Samstag waren auch neue Gesichter dabei. Gesichter von Menschen, die ganz persönlich Interesse daran haben, einfacher von ihrem Wohnort zur Trasse zu kommen. Aber auch Leute, die sich gerne einsetzen, damit die Stadt für alle besser wird.

Wirksam sind Ergebnisse, von denen viele profitieren

Neben solchen Sonderaktionen treffen sich jeden Samstag mutige Utopistinnen und Utopisten, um mit Schwung und Entschlossenheit Gebäude oder Flächen für alle herzurichten – und damit praktische Stadtentwicklung zu leisten. Denn besonders wirksam wird so eine Entwicklung, wenn möglichst viele von den Ergebnissen profitieren können.

Und so tragen die Anpackerinnen und Anpacker hier Stadtentwicklung vom Reißbrett zur Gartenschere, Hacke, Hobel, Schleifer und Kelle. Sie placken und schuften ehrenamtlich dafür, dass Orte entstehen, die alle nutzen können. Damit der Campus sich weiter dem nähert, was er im Namen trägt: einer Utopie. Es geht dabei nicht um einen strikten Plan, sondern um Visionen, wie wir in Zukunft Städte gemeinsam gestalten wollen.

Jede große Vision braucht viele kleine Schritte und Helferlein, die sie umsetzen wollen. Also treffen wir uns in Zukunft weiter jeden Samstag, arbeiten an der partizipativen Stadt(entwicklung) und freuen uns über jede Unterstützung, ob mit Handschuhen oder ohne.

Samstags, 11 Uhr, Treffpunkt am Bahnsteig: Wir bauen gemeinsam eine Stadt, wir bauen Utopiastadt.