Neues Festival soll Ohren öffnen
„Assoziationen“ in der Citykirche Elberfeld vereint Musik, Literatur und bildende Kunst.
Die Idee wurde auf einer Kirchenbank geboren: Werner Dickel und Erhard Ufermann, der eine Musiker und Professor an der Musik-Hochschule in Wuppertal, der andere Kulturarbeiter und Pfarrer an der Citykirche in Elberfeld, „wollten mal etwas zusammen machen, dabei verschiedene Kultur-Genres und ihre Zielgruppen mischen“: Gesagt, getan: Aus dem Etwas wurde ein neues Festival, das am Sonntag unter dem Namen „Assoziationen“ Premiere feiert und in sieben Veranstaltungen an sechs Tagen alte und neue Musik, Literatur und bildende Kunst unter dem Dach der Citykirche vereint. Erklärtes Ziel: Akteure und Zuschauer begegnen dem Fremden, „beginnen zu staunen, kriegen offenere Ohren“, so Ufermann. Eine Fortsetzung in zwei Jahren ist angedacht.
Wer assoziiert, stellt Gedankenverbindungen oder Vorstellungen her, schließt verschiedene Parteien zusammen. In diesem Sinne verbindet das Festivalprogramm bewusst das Ungewohnte, Andersartige, auch Gegensätzliche. Daran beteiligt sind vor allem Künstler, die in Wuppertal und Umgebung aktiv sind. Die Namensliste ist lang, führt unter anderem den Schauspieler Bernd Kuschmann, den Kammerchor Amici del Canto sowie den Jazzmusiker Wolfgang Schmidtke auf. Und macht deutlich, dass der absolute Schwerpunkt des Festivals ein musikalischer ist.
Den Auftakt macht am Sonntag, 16 Uhr, die einzige Vernissage. Dickel: „Wir stellen zwei Künstler aus, die noch nicht so im Fokus stehen“: Die Grafikerin und Theaterfrau Birgit Pardun und den Geigenlehrer und Violinisten Christian Knust. Dr. Anne-Kathrin Reif und Stefan Knust führen in die Werke ein, Wolfgang Suchner (Tuba) und Kenji Takagi (Tanz) führen eine Improvisation auf.
Am Dienstag, 19.30 Uhr, folgt ein „Viola Special“, das in Anlehnung an ein ähnliches Konzert Dickels vor einiger Zeit die Nummer Zwei trägt und als „religiös-klassischer Opener“ dient. Dickel (Viola) und Lee-Young Phillips (Klavier) spielen an diesem Abend so gegensätzliche Werke von Komponisten wie Hindemith, Schumann, Takemitsu und Prokofiev.
Charles Ives „Concord Sonata“ und Ludwig van Beethovens „Sonate opus 111“ sind die musikalische Klammer am Mittwoch, 19.30 Uhr. Es spielt Florence Millet (Klavier). Thomas Mann widmete ein Kapitel in seinem „Doktor Faustus“ dem Werk Beethovens. Bernd Kuschmann liest daraus vor. Außerdem schlagen Amici del Canto mit ihrem Gesang einen Bogen vom gregorianischen Choral zu moderner chorischer Improvisation.
Um Jazz-Improvisation und Rezitation geht es am Donnerstag, 19.30 Uhr, wenn zwei Jazz-Größen erstmals aufeinandertreffen. Wolfgang Schmidtke (Saxophon) und Christian Lillinger (Schlagzeug) unternehmen „eine improvisatorische musikalische Reise, die durch literarische Stationen strukturiert wird“, verspricht Dickel. „Reiseleiter“ Kuschmann liest diesmal Ginsberg — „einer der ganz wenigen Literaten“, heißt es im Programm, „die versucht haben, sich der furiosen Welt der Bebop-Improvisationen Charlie Parkers auf einem poetischen Wege zu nähern“.
Giovanni Battista Pergolesis „Stabat Mater“ (1736) zählt zu den am häufigsten gespielten geistlichen Werken. Am Freitag, 19.30 Uhr, führen Anja Paulus, Katharina Fulda, Ingeborg Scheerer, Dickel, Maria Garcia Sanchez, Susanne Müller-Hornbach, Anna Overbeck und Alexander Puliaev mit den neun Musikern des euroorientalischen „Royal Street Orchestra“ ihre Interpretation auf. Außerdem stehen eigene Werke des Orchesters auf dem Programm, die mit Unterstützung von Christopher Huber, Drafan Burmazovic, Christopher Esch, Armin Alic und Christian Mohrhenn gespielt werden.
Der Schluss-Samstag beginnt um 19.30 Uhr mit „Insound“, einer Raumkomposition für Cello und Ensemble von Gerhard Müller-Hornbach, „die sich um einen Ton dreht, um den herum sich ein Spektrum von Farben entwickelt“, erklärt Dickel. Solistin ist Susanne Müller-Hornbach. Dem „Ohrenöffner“ folgen Bachs Goldberg-Variationen, die Phillips (Klavier) spielt. Nach einer kulinarischen Pause folgt um 22 Uhr das Abschlusskonzert. Scheerer, Lilit Tonoyan, Dickel, Müller-Hornbach und Michael Hablitzel spielen bei Kerzenschein Schuberts Streichquartett C-Dur.
Jetzt hoffen die Veranstalter, dass verschiedene Menschen, vielleicht sogar mehrfach, kommen und, so Dickel, „eine gute Zeit haben“.